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Der Unwillige Braeutigam

Der Unwillige Braeutigam

Titel: Der Unwillige Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aber das tat sie nicht. Sie blieb, weil sie ihm ironischerweise tatsächlich und wider besseres Wissen vertraute.
    Sekunden später stieß er die Tür zu einem Zimmer auf und führte sie hinein. Sie blickte sich kurz um: Der Raum war kaum größer als ein geräumiger Schrank. Es standen ein kleiner Schreibtisch darin, ein einzelnes Bücherregal und ein Polsterstuhl sowie eine Gasleselampe. Die Lampe brannte nicht, aber von dem angrenzenden Zimmer fiel durch einen Durchgang Licht hinein. Elizabeth vermutete, das hier war das Vorzimmer zum Studierzimmer oder zur Bibliothek.
    Derek ließ ihre Hand los, zog sich rasch seine Handschuhe aus und zündete die Lampe an. Er schob eine Hand in seine Westentasche und zog einen Schlüssel heraus, den er benutzte, um die Schreibtischschublade zu öffnen. Der Inhalt der Schublade faszinierte Elizabeth. Sie verfolgte aufmerksam, wie einen Stapel Papiere nahm – vielleicht vier Blatt – und sie ihr reichte.
    Verwundert schaute sie auf die Blätter in ihrer Hand, die in einer kühnen Männerhandschrift beschrieben waren, und dann wieder zu ihm. „Was ist das?“, fragte sie.
    Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, und seine Augen schienen von innen aufzuleuchten. Elizabeth glaubte nicht, dass sie jemals etwas so Schönes gesehen hatte wie sein Lächeln.
    „Dank dieses Berichts kannst du dir sicher sein, dass Lady Danvers nie ein Wort über das verlieren wird, was sie neulich Abend im Garten beobachtet hat. Sie wird genau genommen nie irgendeine Bedrohung für deinen Ruf darstellen – ob du nun heiratest oder nicht. Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, sie könnte dich dabei sehen, wie du nackt wie am Tag deiner Geburt im Garten herumspazierst und würde es dennoch mit keiner Silbe erwähnen.“
    Die einzelnen Worte verstand Elizabeth, aber zusammen genommen verschloss sich ihr ihr Sinn. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Nicht etwa, weil sie dumm wäre, sondern schlicht, weil ihr die Vorstellung nicht möglich erschien. „Was hast du …? Wie kannst du …? Will ich das überhaupt wissen?“ Sie starrte blindlings auf die Papiere in ihrer Hand. Sie erkannte Daten und Italien und den Namen Vincent.
    Er lachte leise und lächelte sie zärtlich an.
    „Lass uns einfach sagen, Lady Danvers liegt sehr viel daran, dass ein gewisser Vincent Trifoli in Italien verbleibt. Er besitzt mehr als eine flüchtige Ähnlichkeit mit ihrem Sohn und Erben Steven. Sie haben sich vor fünfundvierzig Jahren kennengelernt, knapp zehn Monate vor der Geburt des Earls.“
    „Der Earl of Danvers?“, fragte Elizabeth mit gedämpfter Stimme.
    Derek nickte.
    Und die alte Dowagercountess hatte die Unverfrorenheit besessen, ihr Vorhaltungen zu machen wegen mangelnder Moral? Es war mehr als lachhaft, aber zugleich auch befriedigend zu wissen, dass Lady Danvers sie nicht länger in der Hand hatte.
    Aber das hieß … Sie runzelte die Stirn. Warum hatte er die Mühe auf sich genommen, die Vergangenheit der Dowagercountess zu erforschen?
    „Aber warum hast du das getan? Du hattest nie vor, mich zu heiraten. Ich dachte, du wolltest mich ruiniert sehen.“
    Unter diesen Worten zuckte er zusammen. Er streckte die Hand aus, fasste ihr Handgelenk und zog sie unaufhaltsam näher zu sich. Schweigend knöpfte er ihren Handschuh auf und zog ihn ihr behutsam von den Fingern, legte ihn neben seine auf den Schreibtisch. Dann verfuhr er genauso mit dem anderen.
    „Es tut mir leid, ich habe mich geirrt und einen Fehler gemacht“, erklärte er mit tiefer, leiser Stimme und zog sie in seine Arme.
    Elizabeth ließ es geschehen, blieb aber steif. Er hatte sich bei so vielem geirrt. „Woraus bestand der genau?“
    „Deine Schwester. Ich habe meinen Bruder zur Rede gestellt, und er hat zugegeben, sie verführt zu haben“, sagte er grimmig.
    Madeline. Das mit ihrer Schwester tat ihm leid. Das war das eine gewesen, was sie verstanden hatte – seine Loyalität seinem Bruder gegenüber. Sie war froh, dass er die Wahrheit erfahren hatte, aber …
    „Ich habe etwas für dich.“ Er ließ sie los und ging zum Bücherregal.
    Elizabeth vermisste sofort die Wärme seiner Arme.
    Von einem der oberen Regalbretter nahm er eine schimmernde Holzfigur, die etwa eineinhalb Fuß hoch war.
    „Du hast einmal darum gebeten, meine Arbeit sehen zu dürfen, und gefragt, ob ich Menschen schnitze. Ich habe dir gesagt, dass ich das nur tue, wenn ich sie interessant finde. Nun, niemand fasziniert mich mehr als das Modell hierzu.“ Er hielt ihr

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