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Der Unwillige Braeutigam

Der Unwillige Braeutigam

Titel: Der Unwillige Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
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aus seinem Mund anklagend.
    Derek gefiel der Ton gar nicht.
    „Und wenn dem so wäre?“ Derek war sich nicht sicher, ob er das wirklich nur gesagt hatte, um zu widersprechen.
    Sein Bruder schwieg, als habe ihn plötzlich seine Fähigkeit zu reden im Stich gelassen. Aber leider fand er sie bald schon wieder.
    „Bist du restlos übergeschnappt, alter Junge? Nachdem, was wir mit der Familie erlebt haben?“, fragte Henry mit weit aufgerissenen Augen.
    „Die ganze Sache geht dich nichts an.“ Das allerletzte, was Derek mit seinem Bruder diskutieren wollte, war Elizabeth Smith.
    Henrys Augen wurden schmal. Dann fragte er leise, als sei sein Verdacht nicht restlos deutlich geworden: „Hast du sie in deinem Bett gehabt?“
    Derek sprang auf. Diese Diskussion war zu Ende. „Ich habe dir doch gerade gesagt, dass meine Beziehung zu Miss Smith meine persönliche Angelegenheit ist und dich daher nicht das Geringste angeht.“
    Beziehung. Derek war nicht sicher, wer von ihnen beiden überraschter war von seiner unbedachten Verwendung dieses Wortes, er selbst oder sein Bruder. Und das nachdem er sie gerade einmal drei Wochen kannte.
    „Hat sie dir gesagt, dass du ihr erster Liebhaber warst? Ich hoffe, du hast ihr nicht geglaubt. Ihre Schwester hat dasselbe mir gegenüber behauptet.“
    Derek benötigte einen Moment, bevor ihm die volle Bedeutung dieser Äußerung seines Bruders aufging. In seinem Kopf herrschte einen Moment lang Chaos, und sein Magen hob sich. Wenn Verrat ein Geräusch machte, dann summte es in diesem Augenblick in seinen Ohren. Als er schließlich sprechen konnte, war seine Stimme leise und mühsam beherrscht. „Du hast mir damals gesagt, du habest sie nicht verführt. Du hast es mir beim Grab unserer Großmutter geschworen.“
    Verlegenheit machte sich auf dem Gesicht seines Bruders breit. Aber sie verflog gleich darauf wieder. „Was, hast du erwartet, sollte ich sonst sagen? Ich wollte sie jedenfalls ganz gewiss nicht heiraten.“ Sein Mund verzog sich verächtlich. „Ich wusste, wenn ich dir die Wahrheit sage, würdest du dich aufplustern und mir nur wieder eine Gardinenpredigt über Ehre und Anstand und den ganzen Rest halten.“
    Derek ballte die Hände zu Fäusten, beherrschte sich mit größter Anstrengung, damit er seinem Bruder nicht eine Tracht Prügel verpasste, wie er es am liebsten täte. Stattdessen atmete er langsam und bewusst ein. „Ich bin zu ihnen nach Hause gefahren, stand in ihrem Salon und habe ihre Tochter beschuldigt, eine Lügnerin und Goldgräberin zu sein – habe praktisch angedeutet, dass sie kaum besser als eine Hure ist.“
    „Aber das war sie ja. Die Tatsache, dass ich sie gevögelt habe, ändert daran doch nichts. Vermutlich war ich gar nicht der erste Mann, bei dem sie das versucht hat. Du hast das doch auch geglaubt.“
    Blut rauschte in Dereks Ohren, und unsägliche Wut stieg in ihm auf, drohte ihn zu blenden. „Ich habe das geglaubt, weil ich auf dein Wort vertraut habe. Du hast mir geschworen, es sei nicht mehr als ein Kuss gewesen.“ Die letzten Worte spie er praktisch hervor.
    „Gütiger Himmel, Mann. Das war vor sechs Jahren. Warum, zur Hölle, regst du dich jetzt auf einmal deswegen so auf?“
    Derek starrte in die braunen Augen seines Bruders und erkannte mit erstaunlicher Klarheit, was für ein Mann er geworden war – oder vielleicht auch schon immer gewesen war. Nur er, sein älterer Bruder, war zu blind gewesen, das zu sehen. Selbstsüchtig und verzogen, ein Mann, dem ein moralischer Kompass fehlte. Wenn er nicht sein Bruder wäre, Derek hätte ihn aus dem Haus geprügelt.
    „Dein Verhalten war damals unverzeihlich, und es ist es heute auch noch.“ Was Zurechtweisungen anging, so fehlte dieser die unterdrückte Wut, die in Derek brodelte.
    Sein Bruder starrte ihn mehrere Augenblicke an, sichtlich verwirrt von dieser Reaktion. Dann glättete sich seine Stirn, und ein Lächeln hob seine Mundwinkel. „Dir liegt ja etwas an ihr“, flüsterte er verwundert.
    Derek wollte das vehement abstreiten. Er öffnete seinen Mund, und die Worte lagen ihm schon auf der Zunge, aber dann erschien vor seinem geistigen Auge ein Bild von Elizabeth, wie sie nackt, mit rosig überhauchten Brüsten und mit Augen, aus denen die Leidenschaft leuchtete, auf dem Bett lag. Es ließ sich nicht beiseiteschieben.
    Das Schweigen das folgte, sprach Bände.
    Henry schüttelte den Kopf, und seine Miene verriet sein Unverständnis. „Himmel, ich hatte recht. Du hast dich in die

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