Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
Vom Netzwerk:
beenden.
    »Ich komme.«
    Nun stand sie vor einem Freak in Troyer und Baggy Jeans – offensichtlich ein Student, der hier den Dreh herausgefunden hatte, wie man am Wochenende lernte und sich auch noch dafür bezahlen ließ. Bei näherem Hinsehen allerdings stellte sich heraus, dass er wahrscheinlich nicht sehr intensiv lernte. Seine geweiteten Pupillen, die feuchte Nase und die klappernden Zähne verrieten, dass er gekokst hatte.
    Er trat einen Schritt zurück und ließ sie eintreten. Das Lagerhaus schien fast leer, doch dann entdeckte Anaïs rechts eine Konsole, über der mehrere Bildschirme hingen. Das Ganze erinnerte sie an die städtische Überwachung in Nizza, nur ein wenig obskurer.
    Der junge Mann zog ein Fläschchen mit Augentropfen aus der Tasche, legte den Kopf in den Nacken und ließ einen Tropfen unter jede Wimper rinnen.
    »Ich habe am Telefon nicht ganz verstanden …«
    Anaïs zog einen Bürostuhl auf Rollen heran und drehte ihn zu dem jungen Mann.
    »Setz dich.«
    »Worum genau geht es eigentlich?«, fragte er, während er es sich gemütlich machte.
    Sie stieß ihn mit dem Fuß in Richtung des Steuerpults und flüsterte ihm ins Ohr:
    »Am 12. Februar wurde ein Audi Q7 S Line TDI mit dem Kennzeichen 360 643 AP 33 bei der Gendarmerie in Bruges als gestohlen gemeldet. Hast du davon gehört?«
    »Nicht dass ich wüsste. Aber ich bin auch nur am Wochenende hier. Ich bin Student und …«
    »Ich habe dir diese Frage auch nur der Form halber gestellt. Ich will, dass du den Radar dieses Autos auslöst.«
    »Es ist kein Radar, es ist ein GPS-Tracker.«
    »Völlig egal. Tu es einfach. Und zwar sofort.«
    Der Knabe wurde unruhig.
    »Aber so geht das nicht. Wir brauchen eine Kopie des Protokolls von der Gendarmerie und die Versicherungspolice …«
    Anaïs wirbelte den Stuhl zu sich herum.
    »Ich könnte natürlich auch das Drogendezernat von Toulouse anrufen und dich einem Test unterziehen lassen. Was hältst du davon?«
    »Haben Sie … das Kennzeichen des Wagens?«, stammelte er.
    Anaïs zog den Zettel mit dem Kennzeichen aus der Tasche und legte ihn auf das Steuerpult. Bei der Erschütterung erwachte der Bildschirm eines im Ruhezustand befindlichen Computers. Ineinander verschlungene, nackte Körper erschienen. In weiteren Fenstern waren das Gesicht einer Frau bei einer Fellatio und die Großaufnahme eines erweiterten Anus zu sehen. Werbungsfenster mit suggestiven Namen poppten an allen vier Ecken des Monitors auf.
    »Aha, du lernst also?«, grinste Anaïs.
    Der Student errötete und schaltete verlegen den Computer aus. Er räusperte sich und begann auf der Tastatur des Überwachungs-PC herumzutippen. Auf den Bildschirmen erschienen Satellitenaufnahmen von Frankreich. Einer zoomte so schnell auf eine größere Ansicht, dass Anaïs sich nicht orientieren konnte.
    »Kann man den Tracker in Echtzeit verfolgen?«, fragte sie überrascht.
    »Klar, das macht doch Sinn, wenn man Diebe erwischen will.«
    »Und wo sind sie jetzt? Ich meine: Wo ist der Wagen?«
    »Auf dem D2202 im Tal des Var.«
    Anaïs beugte sich vor.
    »Und wo genau ist das?«
    Der junge Mann betätigte einen Rändelknopf auf der Konsole und zoomte sich noch näher heran.
    »Hier, oberhalb von Nizza.«
    »Bewegt sich der Wagen?«
    »Ja. Er erreicht gerade die Brücke von Durandy.«
    Anaïs überlegte. Hatten sie Freires Fährte aufgenommen? Wussten sie, wo er sich versteckte? Wieso war ihnen das gelungen, was Hunderte von Polizisten nicht geschafft hatten? Aber vielleicht kehrten sie auch nur an irgendeinen Stützpunkt zurück.
    Sie wühlte in ihrer Tasche, legte ihr iPhone auf die Konsole, griff zu einem Block und schrieb ihre Nummer auf.
    »Schick mir dieses Echtzeitprogramm auf meine Rufnummer.«
    »Das darf ich nicht. Es handelt sich um geschützte Software.«
    »Dir ist doch wohl klar, dass wir alle beide nicht ganz rechtmäßig handeln, oder? Und jetzt mach schon, schick mir die Software, okay?«
    Er begann zu tippen. Sekunden später vibrierte Anaïs’ Smartphone. Sie hob ab. Die Mail mit der Software im Anhang war angekommen. Sie hielt dem jungen Mann ihr Telefon hin.
    »Ich will, dass du es mir installierst und mir den Wagen auf den Bildschirm holst.«
    Der Student tat wie geheißen, und kurz darauf erschien die Karte des Hinterlandes von Nizza auf dem Display, auf dem sich das Signal des Audi als blinkender Punkt bewegte.
    Anaïs wusste, dass sie sich beeilen musste – auch wenn sie keine Ahnung hatte, warum sie sich ihrer Sache so

Weitere Kostenlose Bücher