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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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sicher war.
    »Ich habe Ihnen auch noch ein GPS-Programm aufgespielt«, sagte der Typ. »Falls Sie sich verirren, können Sie die beiden Softwares miteinander verbinden. Sie zeigen Ihnen dann den richtigen Weg.«
    Sie dankte ihm mit einem Kopfnicken. Erneut holte er das Fläschchen mit den Augentropfen aus der Tasche und träufelte sich das Mittel in die Augen.
    »Du kennst die Abmachung, oder?«
    »Ich habe Sie nie gesehen«, grinste er. »Und ich habe nie etwas von diesem Q7 gehört.«
    »Guter Junge«, lobte sie und zwinkerte ihm zu.
    Auf dem Weg zur Tür drehte sie sich noch einmal um und machte eine Handbewegung, als masturbiere sie einen imaginären Penis.
    »Und pass auf, dass du dir keine Schwielen holst!«
    Der Student errötete, blieb ihr aber die Antwort schuldig.

W ährend sie zu ihrem Auto lief, überdachte sie ihre Situation. Sie war auf dem Weg, Frankreich wieder einmal von West nach Ost zu durchqueren. Für die sechshundert Kilometer nach Nizza würde sie vermutlich etwa fünf Stunden brauchen. Allerdings musste sie dann auch noch den Weg ins Hinterland finden, was vermutlich selbst mit Navi nicht gerade einfach sein würde.
    Sie schlug den Weg zur Autobahn ein. Das wahre Problem lag ganz woanders. Sie hatte am Vortag nur wenige Stunden, in der letzten Nacht dagegen überhaupt nicht geschlafen. Und in der Nacht davor war sie gerade einmal auf drei Stunden gekommen. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, und wenn doch, dann lag das nur an ihrer Anspannung.
    Entschlossen wählte sie Zakraouis Nummer. Er war das gefährlichste und gleichzeitig verführerischste Mitglied ihrer Truppe. Bereits beim zweiten Klingeln nahm der Maghrebiner ab.
    »Zak? Hier ist Anaïs.«
    »Wie geht’s, meine Schöne?« Zak war der Einzige, der sich einen derart vertraulichen Ton gestattete. »Bist du noch im Urlaub? Ich habe von deiner Spritztour nach Nizza gehört.«
    »Du musst mir helfen. Ich brauche etwas.«
    »Du brauchst etwas?«
    Anaïs antwortete nicht.
    Mit seiner samtigsten Stimme fuhr er fort:
    »Was denn genau?«
    »Wo finde ich Speed?«
    Entweder Zakraoui oder das Rauschgiftdezernat. Zak kannte die besten Drogenlieferanten der Region. Er hatte sie nach den Kriterien süchtig, vertrauenswürdig und gefährlich aufgelistet, und darauf konnte man sich verlassen. Dafür gab es einen ganz einfachen Grund: Er war selbst einmal Junkie gewesen. Inzwischen behauptete er, clean zu sein, und alle taten, als glaubten sie ihm.
    Zak erklärte Anaïs, wo sie die besten Amphetamine der Gegend bekommen konnte. Sie hielt an und schrieb sich alles auf: Grand Mirail, das Viertel Reynerie und die Cité des Tournelles. Die Namen erinnerten sie vage an Straßenkämpfe und brennende Autos.
    »Soll ich jemanden für dich anrufen?«, fragte Zak.
    »Geht schon. Wo sind deine Leute?«
    »Hier und da. Die Cité des Tournelles ist ein Gebäudekomplex in Y-Form. Wenn du um diese Uhrzeit Schritttempo fährst und es schaffst, nicht allzu sehr nach Bulle auszusehen, kommen die Vögelchen von ganz allein angeflogen.«
    Anaïs legte einen Gang ein, warf den Notizblock auf den Beifahrersitz, klemmte das Handy zwischen Schulter und Ohr und gab Gas.
    »Wie läuft es im Büro?«
    »Auf deinen Kopf ist zwar bisher noch kein Preis ausgesetzt, aber das wird wohl nicht mehr lang dauern.«
    Sie legte auf und dachte an Zak. An seinen kleinen Hut und sein tunesisches Lächeln. Abgesehen von seinen Drogenproblemen hatte die Dienstaufsicht noch ein weiteres aufmerksames Auge auf ihn; man verdächtigte ihn der Polygamie. Zusammen mit Jaffar, der Ärger mit dem Familiengericht hatte, weil er keinen Unterhalt für seine Frau zahlte, und Le Coz, der auf Kosten einer abgetakelten Baronin lebte, waren das eine ganze Menge Don Juans. Die einzigen Männer in meinem Leben , dachte sie.
    Eine Stunde später – sie hatte sich mehrmals im Regen verfahren – befand sie sich in Verhandlungen mit einem kleinwüchsigen Dealer. Der Mann trug eine neongrüne Jacke, unter deren Kapuze das Gesicht halb verschwand. Er sah wie ein Gnom aus.
    »Erst die Kohle.«
    Anaïs war am Geldautomaten gewesen und reichte dem Kerlchen ihre hundert Euro. Er gab ihr dafür zehn Pillen.
    »Pass ein bisschen auf. Das Zeug ist harter Tobak. Nimm lieber immer nur eine auf einmal.«
    Sie steckte acht Tabletten in die Tasche und behielt zwei in der Hand.
    »Hast du etwas zum Runterspülen?«
    Der Gnom kramte von irgendwoher eine Dose Cola Light hervor.
    »Garantiert ohne Koks«, grinste

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