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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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finden.
    Und seine Kunstfertigkeit.

C haplain begann mit der einfachsten Hypothese – einer Werkstatt im Keller.
    Er hob einen Teppich nach dem anderen hoch, fand aber nichts, das auf eine Falltür schließen ließ. Dann griff er nach einem Besen, der bei den herausgerissenen Küchenutensilien lag, und begann den Boden abzuklopfen. Doch nirgends hörte er einen hohlen Klang; nichts als das Geräusch solider Fliesen.
    Er suchte das ganze Zimmer ab. Allmählich stieg Angst in ihm auf. Die Erleichterung darüber, dass er die beiden Quälgeister losgeworden war, wich der Furcht vor dem, was die kommenden Stunden bringen würden. Er hatte nur eine einzige Nacht, um seine Werkstatt zu finden, seine Kunstfertigkeit zu beweisen und Pässe zu fälschen – der Plan war einfach nur absurd.
    Was tun? Wieder fliehen? Aber Amar hielt sich sicher irgendwo in der Nähe auf.
    Während er die Schubladen nach Schlüsseln, einer Adresse oder einem anderen Hinweis durchsuchte, dachte er über seine neue Persönlichkeit nach. Fälscher ! Wo mochte er das Handwerk gelernt haben? Woher hatte er das Geld gehabt, um überhaupt damit anzufangen? Yussef hatte erzählt, er habe ihn von der Straße aufgesammelt. Er musste also eine seiner Krisen gehabt haben und war ohne Namen, ohne Vergangenheit und ohne Zukunft gewesen. Der Slawe hatte ihm in den Sattel geholfen, aber hatte er ihn auch ausgebildet?
    Fälscher . Während er weitersuchte, wiederholte er das Wort immer wieder mit leiser Stimme. Wie durch ein Wunder hatten die Bosnier das Geld im Rumpf der Pen Duick I nicht gefunden. Seine Ankunft hatte sie bei ihrer Suche gestört. Sie waren im Obergeschoss nicht fertig geworden.
    Fälscher . Für einen chronischen Hochstapler wie ihn konnte man sich keinen besseren Job vorstellen. Hatte er nicht im Grunde seine gesamte Existenz gefälscht?
    Als ihm die Vergeblichkeit seiner Bemühungen bewusst wurde, hielt er inne. Hier gab es nichts zu finden. Erschöpft setzte er sich. Seine Schmerzen meldeten sich wieder. Im Gesicht. Am Bauch. Im Schritt. Er betastete seine Rippen und hoffte, dass nichts gebrochen war. Wie schon zwei Abende zuvor ging er ins Bad, befeuchtete ein Handtuch und legte es sich über die Nase. Sofort fühlte er sich ein wenig besser.
    Nachdem ihm klar geworden war, dass es wohl keine Werkstatt in einem Untergeschoss gab, konzentrierte er sich auf die ebenso absurde Idee eines geheimen Zimmers. Die tragenden Wände waren mehrere Meter dick, und es gab weder Winkel noch Ecken, wo man einen Raum hätte verbergen können. Trotzdem stand er auf und ging ins Erdgeschoss hinunter. Er schob den Kühlschrank beiseite, untersuchte die Rückseite der Schränke, stöberte in der Garderobe herum und öffnete die Lüftungsschlitze.
    Er ertappte sich bei dem Bedürfnis, sich in sein Bett zu legen, einzuschlafen und nie mehr aufzuwachen. Doch er musste durchhalten. Er trat in die Küche und machte sich einen starken Kaffee. Inzwischen war ihm die Idee gekommen, es könnte irgendwo auf dem ehemaligen Fabrikgelände einen Anbau geben … unmöglich. In einem solchen Fall hätte er Rechnungen und Mietquittungen gefunden.
    Trotzdem stellte er sich mit der Tasse in der Hand ans Fenster und blickte hinaus. Draußen war es still. Die Bewohner des Loft-Dorfes ahnten nicht, was sich hier abspielte. Plötzlich fiel ihm eine zweiflügelige Stahlplatte etwa fünf Meter vor seiner Schwelle auf. Er suchte kurz im Regal mit den Malutensilien und fand einen Hammer und einen Schraubendreher. Wahrscheinlich diente das Werkzeug dazu, die Leinwände auf ihrem Untergrund zu befestigen – oder zumindest so zu tun.
    Leise ging er hinaus, steckte den Schraubendreher in die mittlere Rille und versetzte ihm einen leichten Schlag mit dem Hammer. Einer der Flügel sprang auf. Chaplain sah eine Betontreppe. Er stieg hinunter, zog die Metalltür hinter sich zu und tastete nach einem Lichtschalter. Schließlich flammte Licht auf. Am Fuß der Stufen gelangte er in einen langen Flur mit staubigen, leicht angeschimmelten Holztüren. Die Keller der Lofts! Welcher Keller mochte ihm gehören?
    Doch schon wenige Schritte weiter erkannte er ihn. Es gab nur eine einzige Metalltür, und die war nicht mit einem Vorhängeschloss, sondern mit einem richtigen Türschloss gesichert. Dahinter musste sich das verbergen, wonach er suchte.
    Noch immer hielt er seinen Schraubenzieher und seinen Hammer in der Hand. Angesichts der drängenden Zeit musste er jede Vorsicht außer Acht lassen. Er

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