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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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hatte er schon keinen Sex mehr gehabt? Auch daran konnte er sich nicht erinnern.
    »Und die Typen mit den Kopfhörern? Haben sie mich nicht in Betracht gezogen?«
    Mit fast unhörbarer Stimme antwortete sie:
    »Hätten sie es getan, würdest du hier nicht den Jack Bauer geben.«
    Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Arnaud Chaplain war damals also nicht ausgewählt worden. Aber irgendwann mussten sie sich dann doch für ihn entschieden haben, und zwar als er sich mit Feliz traf. Wie mochte er damals geheißen haben?
    »Weiter.«
    »Du hast ihr den Kopf verdreht. Und du hast sie überzeugt, gegen jemanden unter irgendeinem anderen Namen auszusagen.«
    »Auszusagen?«
    »Du hast nach etwas gesucht. Du wolltest den ganzen Schwindel auffliegen lassen. Als Rächer der Erniedrigten und Beleidigten. Ich habe Medina gewarnt, die Finger von der Scheiße zu lassen. Aber sie wollte nicht auf mich hören. Sie ist voll auf diese Gerechtigkeitskiste abgefahren.«
    »Wann genau war das?«
    »Letztes Jahr im Juni.«
    Im August hatte Medina ihre Nachricht auf Band gesprochen. Langsam wird es beängstigend. Ich bin kurz davor auszuflippen. Nono hatte sie nicht retten können. Sie hatten mit dem Feuer gespielt, und die junge Frau hatte ihren Leichtsinn mit dem Leben bezahlt.
    Inzwischen war er felsenfest davon überzeugt, dass er genau das Gleiche schon einmal mit Anne-Marie Straub, alias Feliz, erlebt hatte. Noch eine Frau, die er davon überzeugt hatte, gegen seine Widersacher auszusagen. Auch Anne-Marie war getötet worden – wahrscheinlich hatte man sie erhängt. Aber wie war Medina gestorben?
    »Sagt dir der Name Feliz etwas?«
    »Nein. Wer ist das?«
    »Ein Mädchen, das kein Glück gehabt hat.«
    »Ist sie dir auch über den Weg gelaufen?«
    Chaplain antwortete nicht.
    »Erinnerst du dich an die Männer, die du ausgesucht hast?«
    »Nicht wirklich.«
    Leila log, doch er bohrte nicht weiter. Er dachte an Medinas Opfer. Noch hatte er nicht die Zeit gehabt, ihr Profil zu lesen, aber der USB-Stick steckte in seiner Tasche.
    »Wie viele waren es?«
    »Vielleicht fünf oder sechs.«
    Inzwischen hatte Mêtis also aus irgendeinem Grund sein Projekt gestoppt. Und jetzt kam das große Aufräumen. Die Versuchskaninchen waren liquidiert worden, die Mädchen, die zu viel geredet hatten, ebenfalls. Blieben die mythologischen Morde. Wie passten sie in dieses Bild?
    »Du hast mir eben erzählt, dass das Projekt nicht weitergeführt wird. Woher weißt du das?«
    »Die Auftraggeber rufen nicht mehr an. Es gibt keinerlei Kontakt mehr.«
    »Kannst du auch mit ihnen in Verbindung treten?«
    Ihre Stimme war vom Rauch ganz rau geworden.
    »Nein. Und wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun. Schließlich möchte ich nicht so enden wie Medina. Und jetzt? Wie geht es weiter?«
    Die Frage verblüffte ihn. Erst jetzt verstand er, dass Leila, so hochnäsig sie sich auch gab, auf Rat und Hilfe hoffte. Er aber war der Letzte, der ihr helfen konnte.
    Er hatte Feliz ins Unglück gestürzt.
    Er hatte Medina ins Unglück gestürzt.
    Er würde nicht auch noch Leila ins Unglück stürzen.
    Er legte die Hand auf den Türgriff.
    »Vergiss mich«, befahl er. »Vergiss Medina und vergiss Sasha. Wo kommst du her?«
    »Aus Nanterre.«
    »Geh wieder dorthin zurück.«
    »Damit sie mir mein Auto abfackeln?«
    Chaplain fühlte sich plötzlich hilflos. Leilas Schicksal war eine Einbahnstraße.
    »Pass gut auf dich auf.«
    Sie hielt ihre Zigarette wie eine Waffe vor sich.
    »Du aber auch. Medina hat einmal gesagt, dass du Schlimmes durchgemacht hast.«
    »Was habe ich denn durchgemacht?«
    Ihre Stimme wurde so leise, dass er sie kaum noch verstehen konnte.
    »Sie sagte, dass in dir der Tod wohnt. Dass du ein Zombie bist.«

A ls er die Tür zu seinem Loft öffnete, begriff er, dass alles sich wiederholte. Eine ewige Wiederkehr . Er warf sich zur Seite und wich so einem Angreifer aus, der sich auf ihn stürzen wollte. Schon hatte er seine Waffe in der Hand. Er drehte sich zu dem Mann um, der immer noch taumelte, entsicherte die Pistole, zielte und schoss. Im Mündungsblitz erkannte er einen der beiden Männer in Schwarz, dessen Hals zu roten Spritzern zerfetzt wurde. Der Schuss hallte in der Wohnung wider.
    Es wurde wieder dunkel. Und dann folgte die Antwort. Mehrere Schüsse zerfetzten die Vorhänge und zertrümmerten die Fenster, von denen ein Splitterregen niederging. Chaplain lag am Boden und schlitzte sich die Hände an den Scherben auf. Zwischen den Schüssen sah

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