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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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– allein das hätte ihn auf den ersten Blick verraten. Ganz abgesehen von seinem Geld und seinem Messer.
    Die anderen ließen sich gern helfen. Sie wurden sehr vorsichtig ausgezogen, weil sich ihre Haut manchmal gleich mit dem Kleidungsstück löste. Diese Männer hatten ihre Klamotten viele Monate, manchmal sogar Jahre getragen, was zu erschreckenden Hautveränderungen führte. Ein alter Mann rollte langsam seine halb aus Fasern, halb aus Fleisch bestehenden Socken hinunter. Auf seinen Waden zeichnete sich blutrot das Muster der Maschen ab.
    »Du bist dran. Die Kabine da ist frei.«
    In diesem Augenblick ertönten Rufe aus dem Dunst. Ein Helfer kniete vor einem Waschbecken und hielt einem leblosen Mann den Kopf. Ein zweiter Helfer kam mit klatschenden Gummistiefeln angerannt.
    »Der hier muss sofort ins Krankenhaus.«
    »Was hat er denn?«
    Statt einer Antwort zeigte der Helfer auf den Arm des Ohnmächtigen. Er war schwarz von Wundbrand.
    »Je länger wir warten, desto höher muss amputiert werden.«
    Beinahe hätte Janusz seine Hilfe angeboten, doch er wurde bereits zum zweiten Mal aufgerufen.
    »Was ist denn jetzt mir dir? Brauchst du eine Sondereinladung? Die 6 ist frei.«
    Auf dem Weg zu seiner Kabine sah er einen Lahmen, der sich mühsam auf Krücken unter dem Wasserstrahl hielt. Ein Stückchen weiter war jemand ohnmächtig geworden und wurde von einem Helfer mit einem Schrubber abgebürstet.
    »Macht voran, Leute«, schrie einer der Aufseher und polterte gegen alle Türen. »Wir wollen schließlich nicht die ganze Nacht hier verbringen.«
    Janusz betrat seine Kabine und verriegelte die Tür. Er zog sich aus, brachte sein Geld in Sicherheit und entfernte die Halsbänder. Als er unter dem heißen Wasserstrahl stand, fühlte er sich endlich in Sicherheit. Wie gut das tat! Er schrubbte sich gründlich ab. Nachdem er sich abgetrocknet, angezogen und Messer und Geld in seinen neuen Klamotten verstaut hatte, fühlte er sich sauber, regeneriert und wie neu.
    Die nächste Etappe war die Kantine. Sie war in einer Baubaracke am Ende des Hofs untergebracht und beherbergte zwischen ihren mit Polyanfolie tapezierten Wänden etwa zwanzig Tische. Im Raum war es vergleichsweise ruhig. Den Alkoholikern, denen man ihren Wein weggenommen hatte, blieb keine andere Wahl, als möglichst schnell zu essen und dann schlafen zu gehen, um weniger unter dem Entzug zu leiden.
    Auf der rechten Seite war die Essensausgabe. Janusz stellte sich in der Warteschlange an. Der Raum war brechend voll und überheizt. Der Gestank der Menschen mischte sich mit Essensdünsten und einem Fettgeruch, der wie Nebel in der Luft hing. Janusz suchte sich einen Platz und leerte seinen Teller, ohne hinzusehen, was er da aß. Er war jetzt genau wie alle anderen. Der kalte Tag und der Alkohol hatten ihm schwer zugesetzt, und nach der Dusche fühlte er sich nur noch müde.
    Eine Sache jedoch gab ihm zu denken. Selbst hier erkannte ihn niemand. Alle sahen über ihn hinweg. War er vielleicht doch auf der falschen Spur? Aber darum würde er sich morgen kümmern. Im Augenblick wünschte er sich nur noch eins: sich in ein Bett legen und endlich schlafen.
    Er kehrte in die ihm angewiesene Baracke zurück. In einem sauberen Zimmer standen vier doppelstöckige Betten. Das Linoleum auf dem Boden war weich genug, um Stürze abzufedern, denn viele Penner fielen aus dem Bett oder prügelten sich auch in den Zimmern weiter. Janusz entschied sich für ein unteres Bett. Ihm war wohler dabei, nah am Boden zu sein, damit er im Notfall sofort die Flucht ergreifen konnte.
    Die Matratze war mit einem Einwegbezug bespannt. Janusz legte sich hin, zog sich die Decke über die Ohren und umklammerte den Schaft seines Eickhorn-Messers wie ein Kind sein Stofftier. Das Licht im Raum wurde nicht gelöscht. Draußen auf dem Flur herrschte ein lautstarkes Kommen und Gehen. Alle richteten sich ein, so gut es ging. Janusz dachte, dass es bei diesem Lärm sicher leicht wäre, nicht allzu tief zu schlafen.
    Eine Sekunde später war er fest eingeschlafen.

M onsieur Saez? Mein Name ist Anaïs Chatelet. Ich bin Hauptkommissarin bei der Kriminalpolizei Bordeaux.«
    Die Antwort ließ einen Augenblick auf sich warten.
    »Wie sind Sie an meine Nummer gekommen?«
    Anaïs antwortete nicht. Wieder verstrichen einige Sekunden.
    »Was wollen Sie?«
    Sein Ton war herrisch, die Stimme jedoch klang zuckersüß.
    Anaïs hatte sich entschieden, in Biarritz zu übernachten. Nach dem Kaffee mit Martenot hatte sie

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