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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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per SMS die Daten des Eigentümers des Geländewagens erhalten. Der Q7 gehörte einer Gesellschaft namens ACSP, einem privaten Sicherheitsunternehmen mit Sitz in Bruges nördlich von Bordeaux. Sie hatte sofort dort angerufen, doch die Angestellten hielten sich ausgesprochen bedeckt. Man weigerte sich sogar, ihr die private Telefonnummer des Eigentümers Jean-Michel Saez zu geben.
    Anaïs hatte keinen Druck gemacht. Sie suchte sich ein kleines Hotel in Biarritz und forschte weiter. Nachdem sie schließlich im Besitz der Privatnummer von Saez war, hatte sie die Belagerung damit begonnen, dass sie ihn alle halbe Stunde anrief, ohne eine Nachricht auf seiner Mailbox zu hinterlassen.
    Gegen 22.00 Uhr nahm er schließlich das Gespräch an.
    »Ihre Gesellschaft besitzt einen Geländewagen der Marke Audi, Modell Q7 S line TDI mit dem Kennzeichen 360 643 AP 33. Ist das richtig?«
    »Ja. Und warum interessiert Sie das?«
    Immer noch klang die Stimme süffisant und honigsüß. Anaïs hätte ihm gerne die Meinung gesagt, doch ihr war klar, dass sie nichts gegen ihn in der Hand hatte. Es gab lediglich die Aussage eines Mannes auf der Flucht, der den Eindruck hatte, dass dieser Wagen ihm gefolgt war.
    Sie beschloss, es auf die sanfte Tour zu versuchen.
    »Ein Arzt aus Bordeaux hatte in den vergangenen Tagen mehrfach den Eindruck, von genau diesem Wagen verfolgt zu werden. Aus diesem Grund wurden wir eingeschaltet.«
    »Hat er uns angezeigt?«
    »Nein.«
    »Haben Sie die Daten der angeblichen Verfolgung?«
    Freire hatte berichtet, dass er den Wagen zum ersten Mal entdeckt hatte, nachdem Patrick Bonfils aufgetaucht war.
    »Am 13., 14. und 15. Februar 2010.«
    »Wird dem Fahrer des Fahrzeugs sonst irgendetwas zur Last gelegt?«
    Die Stimme blieb nicht nur ruhig, sondern schien sich überdies köstlich über das Gespräch zu amüsieren. Anaïs konnte der Versuchung nicht widerstehen, dem arroganten Kerl den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    »Offenbar war der Geländewagen ebenfalls in der Nähe, als gestern, am 16. Februar, in Guéthary ein Doppelmord begangen wurde.«
    Der Chef von ACSP lachte nur.
    »Finden Sie das etwa lustig?«
    »Lustig ist nur die Art und Weise, wie die Polizei vorgeht. Solange Sie sich so anstellen, brauchen Menschen, die in Sicherheit leben wollen, Leute wie uns.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe das Fahrzeug vor sechs Tagen als gestohlen gemeldet. Am 11. Februar, um ganz genau zu sein.«
    Anaïs zuckte zusammen.
    »Bei welcher Dienststelle?«
    »Bei der Gendarmerie von Bruges, ganz in der Nähe unseres Hauptfirmensitzes. Ich dachte immer, der Krieg zwischen den unterschiedlichen Polizeieinheiten wäre längst beendet.«
    »Wir arbeiten Hand in Hand mit den Gendarmen.«
    »Dann müssen Sie aber unbedingt noch etwas für die Kommunikation tun.«
    Anaïs’ Mund war wie ausgetrocknet. Sie spürte, dass der Mann log, aber sie hatte ihm, zumindest im Augenblick, nichts entgegenzusetzen. Daher versuchte sie sich einigermaßen würdevoll aus der Affäre zu ziehen.
    »Das können Sie uns alles persönlich erklären. Kommen Sie bitte in die Rue François de Sourdis in …«
    »Ganz sicher nicht.«
    »Bitte?«
    »Bisher habe ich große Geduld mit Ihnen gehabt, Mademoiselle, aber jetzt muss ich offenbar wirklich deutlich werden. Sie haben vielleicht das Recht, Verdächtige vorzuladen, aber dass dies auch mit Beschwerdeführern geschieht, ist mir neu. Sollten Sie mein Auto wiederfinden – falls Ihnen das überhaupt je gelingt –, dürfen Sie mich gern freundlich bitten, in Ihrer Dienststelle vorbeizukommen. Dann werde ich sehen, was ich tun kann. Guten Abend.«
    Das Freizeichen ertönte. Anaïs war wie vor den Kopf geschlagen. Mit Sicherheit hatte dieser dreiste Kerl Verbindungen in die beste Gesellschaft von Bordeaux, nahm an Festlichkeiten teil, spendete für politische Parteien und hielt sich so alle Türen offen. Sie kannte diese Art von Leuten zur Genüge, denn sie war mitten unter ihnen aufgewachsen.
    Das düstere, mit altmodischen Möbeln ausgestattete Hotelzimmer, in dem es nach einer Mischung aus Schimmel und Reinigungsmitteln roch, hätte einen idealen Ort für die Totenwache bei einer alten Oma abgegeben. Anaïs setzte sich an den winzigen, mit Wachstuch bedeckten Tisch und studierte die Aufzeichnungen, die sie über ACSP gesammelt hatte.
    Das Unternehmen bestand seit zwölf Jahren und bot die üblichen Dienstleistungen an: Objektschutz mit und ohne Hundeführer, Freilandabsicherung, Streifen und

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