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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Deversat fort.
    Anaïs fuhr zusammen. Sie erwartete ständig, gefeuert zu werden. Nicht etwa, weil sie jung und eine Frau war. Sondern weil sie die Tochter von Jean-Claude Chatelet war. Von dem Mann, den man den Henker von Chile nannte und als Mörder von mindestens zweihundert politischen Gefangenen ansah.
    Doch Deversat hieb in eine ganz andere Kerbe.
    »Angeblich haben Sie persönliche Beziehungen zu dem Verdächtigen.«
    »Wie bitte? Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Das tut hier nichts zur Sache. Haben Sie Mathias Freire außerhalb der offiziellen Ermittlungsarbeit besucht?«
    »Nein«, log sie. »Ich habe ihn nur einmal getroffen, um ihn zu seinem Patienten Patrick Bonfils zu befragen.«
    »Sie haben ihn zweimal gesehen. Am Abend des 15. Februar waren Sie bei ihm.«
    »Haben Sie … Haben Sie mich beschatten lassen?«
    »Natürlich nicht. Es war reiner Zufall. Einer unserer Jungs hat Ihren Wagen vor Freires Haustür gesehen.«
    »Wer?«
    »Das spielt keine Rolle.«
    Schweinehunde! Opportunisten! Die Bullen waren wirklich die Schlimmsten. Sie wollten immer alles ganz genau wissen. Mit tonloser Stimme sagte sie:
    »Es stimmt. Ich habe ihn noch ein zweites Mal verhört.«
    »Um elf Uhr abends?«
    Anaïs antwortete nicht. Jetzt wusste sie, warum man ihr den Fall entziehen würde. Tränen traten in ihre Augen.
    »Darf ich den Fall behalten oder nicht?«
    »Wie weit sind Sie?«
    »Morgen nehme ich an der Durchsuchung des Hauses der beiden Opfer in Guéthary teil.«
    »Sind Sie sicher, dass das wichtig für Sie ist?«
    »Ich bin noch im Lauf des Vormittags zurück, möchte Sie aber daran erinnern, dass der Wagen von Mathias Freire am Tatort sichergestellt wurde.«
    »Sind die Gendarmen einverstanden?«
    »Da gibt es nicht das geringste Problem.«
    »Sehen Sie zu, dass Sie morgen noch vor der Mittagszeit zurück sind. Der Richter möchte morgen Nachmittag mit Ihnen reden.«
    »Das große Verhör?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Vor dem Treffen wünscht er einen detaillierten Bericht über den gesamten Fall. Eine Zusammenfassung. Ich hoffe, Sie sind noch nicht allzu müde, denn er will sie morgen früh als Mail vorliegen haben.«
    Deversat wollte eben auflegen, als Anaïs fragte:
    »Haben Sie je von einem Unternehmen namens ACSP gehört?«
    »Flüchtig. Warum?«
    »Eines ihrer Autos könnte in den Fall verwickelt sein.«
    »Welchen Fall?«
    Sie übertrieb ein wenig.
    »In das Massaker am Strand. Was halten Sie von dem Laden?«
    »Wir hatten anlässlich eines Einbruchs in Chartrons mit ihnen zu tun. Es ging um ein Landgut, das von Sicherheitskräften dieser Firma bewacht wurde. Meiner Ansicht nach handelt es sich um einen Haufen Spinner. Ehemalige Militärs. Haben Sie mit ihnen Kontakt aufgenommen?«
    »Mit ihrem Chef, Jean-Michel Saez.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Dass man ihnen den Wagen schon vor dem Mord geklaut hat. Aber das werde ich überprüfen.«
    »Seien Sie vorsichtig. Soweit ich mich erinnere, haben die Leute Verbindungen nach ganz oben.«
    Anaïs dachte an Le Coz, der gerade ins offene Messer lief. Die Durchsuchung war keinesfalls legal und gründete sich lediglich auf Vermutungen. Doch sofort beschloss sie, ihn nicht zurückzupfeifen. Sie brauchte die Informationen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass von dieser Seite etwas zu erwarten war. Danach war immer noch Zeit, die Wogen wieder zu glätten.
    Anaïs ging in die Lobby, um sich einen Kaffee zu holen, und eilte gleich darauf wieder nach oben. Sie erstellte eine neue Datei und begann ihre Zusammenfassung des Falls niederzuschreiben. Zumindest war es eine gute Gelegenheit, sich über die bisherigen Erkenntnisse klar zu werden.

E in schneidender Schmerz weckte ihn unsanft.
Der gesamte Bauchraum war betroffen, vom Schambein bis zu den Rippen breitete sich ein wellenförmiges Brennen aus. Selbst der Rücken schmerzte, als schnitte ihm jemand die Wirbel durch.
    Er öffnete die Augen. Das Licht war gelöscht, im Schlafsaal herrschte Ruhe. Was war nur los mit ihm? Ein dumpfes Gurgeln drang aus seinem Magen. Sein Schließmuskel brannte. Durchfall! Der miserable Krätzer, den er den ganzen Tag getrunken hatte! Aber vielleicht auch nur eine ganz normale Darmgrippe. Oder – noch einfacher – die Angst. Die Angst, die ihn seit seiner Ankunft begleitete und jetzt in seinen Eingeweiden explodierte.
    Er setzte sich auf den Bettrand und hielt sich den Bauch. Sein Kopf drehte sich, seine Beine zitterten. Er musste zum Klo, und zwar schnell. Hastig steckte er sein

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