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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Revierdienste sowie die Vermietung von Edelkarossen. Anaïs hatte sich den Internetauftritt der Firma angesehen. Die Seite wirkte einladend, aber wenig informativ. Das Unternehmen gehörte einer Gruppe an, deren Namen nicht genannt wurde. Jean-Michel Saez bescheinigte sich eine lange und gründliche Erfahrung auf dem Gebiet des Sicherheitsdienstes, doch wo er diese erworben hatte, erfuhr man nicht. Referenzen wurden mit Hinweis auf den Datenschutz nicht veröffentlicht.
    Anaïs machte sich auf die Suche nach Artikeln, Kommentaren und Indiskretionen, doch auch hier fand sie absolut nichts. Man hätte meinen können, dass es sich bei der ACSP um ein reines Phantom ohne Vergangenheit, Kunden und Partner handelte.
    Sie rief Le Coz an. Der geschniegelte Kollege hatte schlechte Laune. Seit seiner Rückkehr nach Bordeaux musste er sich um eine ganze Flut von absurden Zeugenaussagen und der Fantasie entsprungenen Indizien zum Verbleib des flüchtigen Arztes kümmern. Zu allem Überfluss sah man sich auch noch dem Hohn und Spott von Seiten der Medien wie auch der Vorgesetzten ausgesetzt. WO IST VICTOR JANUSZ? Anaïs fragte sich, ob sie nicht in Wirklichkeit in Biarritz geblieben war, um dem ganzen Ärger zu entgehen.
    »Gibt es schon Neuigkeiten vom Richter?«
    Seit dem Vortag wurde gemunkelt, dass die Staatsanwaltschaft die Angelegenheit übernehmen würde. Freires Flucht hatte die Dinge beschleunigt. Von Aufschub war nicht mehr die Rede. Adieu, Unabhängigkeit. Adieu, Freiheit. Und möglicherweise auch: Adieu, Ermittlung.
    »Bisher nicht«, sagte Le Coz. »Die Staatsanwaltschaft scheint uns vergessen zu haben.«
    »Wart’s nur ab. Und sonst?«
    »Sonst« – das war Janusz und seine Flucht.
    »Nichts. Er ist uns durch die Lappen gegangen. Leider gibt es daran nichts zu deuteln.«
    Einerseits freute sich Anaïs darüber, andererseits befürchtete sie das Schlimmste. Im Gefängnis wäre Janusz zumindest sicher gewesen. Ein Flüchtiger riskierte immer eine verirrte Kugel, und diesem da waren obendrein ein paar professionelle Killer auf den Fersen.
    »Wo bist du jetzt gerade?«
    »Im Büro.«
    »Bist du noch fit?«
    Le Coz schnaufte in den Hörer.
    »Was gibt es denn?«
    Anaïs beauftragte Le Coz, die Büroräume der ACSP zu durchsuchen. Solange der Richter nicht offiziell beauftragt war, hatte das Team noch freie Hand.
    »Ich brauche alles, von Anfang an: wie der Laden läuft, wer die Kunden sind, den Organisationsplan, die Gruppe, zu der das Unternehmen gehört – eben alles.«
    »Ich gehe gleich morgen früh hin.«
    »Nichts da – du gehst jetzt.«
    »Aber es ist schon nach 22.00 Uhr!«
    »Dann triffst du nur noch den Nachtwächter an. Du musst so überzeugend wirken wie nur möglich.«
    »Wenn Deversat Wind davon bekommt, können wir …«
    »Bis er davon erfährt, haben wir unsere Informationen. Und nur das ist wichtig.«
    Le Coz antwortete nicht. Er wartete auf das Zauberwort.
    »Ich gebe dir volle Deckung.«
    In gewisser Weise beruhigt gab er nach.
    Anaïs zögerte kurz, ehe sie die Privatnummer ihres Chefs wählte.
    »Ich habe Ihren Anruf erwartet«, meinte er. Seine Stimme klang oberlehrerhaft.
    »Eigentlich habe ich darauf gewartet, dass Sie anrufen.«
    »Bisher gab es nichts Neues.«
    »Sind Sie da ganz sicher?«
    Deversat räusperte sich.
    »Der Ermittlungsrichter hat den Fall übernommen.«
    Anaïs’ Herz schien einen Schlag auszusetzen.
    »Wer ist es?«
    »Philippe Le Gall.«
    Es hätte schlimmer kommen können. Der Mann war erst kurz dabei, kaum älter als sie selbst und eben erst von der Universität gekommen. Sie hatte schon einmal mit ihm zusammengearbeitet. Er war jung, streberhaft und wenig erfahren.
    »Nimmt man mir den Fall weg?«
    »Damit habe ich nichts zu tun. Versuchen Sie Ihr Glück bei Le Gall.«
    »Bisher kann mir niemand etwas vorwerfen.«
    »Anaïs, Sie ermitteln in einem Mordfall, der möglicherweise an einen Doppelmord im Baskenland gekoppelt ist. Bisher haben Sie nicht das geringste Resultat vorzuweisen. Aber dafür ist Ihnen Ihr Hauptverdächtiger entwischt.«
    Anaïs überlegte, welche Fortschritte sie bisher gemacht hatte. Sie hatte das Opfer identifiziert. Außerdem hatte sie einen Zeugen gefunden, der dann zum Hauptverdächtigen wurde. Sie hatte die Vorgehensweise des Mörders analysiert. Für drei Tage war das nicht einmal schlecht. Trotzdem hatte Deversat recht: Bisher hatte sie lediglich ihre Arbeit getan. Gewissenhaft, aber ohne Geistesblitz.
    »Da ist noch etwas anderes«, fuhr

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