Der Utofant
gesellschaftlich nicht sehr erwünschter, weil an sich abgestorbener Neigungen einsetzen. Auf V-Objekt 07 übertragen bedeutet das: Nur konsequentes Ignorieren kann weitere Fälle dieser Art verhindern. Ein sogenannter Briefverkehr (siehe Professor Jeremias, Aufsätze und Studien) kann sich nur dann entwickeln, wenn auf den Einzelbrief geantwortet wird. Antwort auf Briefe zeugt neue Briefe. Das scheint erwiesen. Manchmal entstehen solche Antworten dadurch, daß der Empfänger den Briefinhalt zur Kenntnis nimmt. Dies ist im Falle Allfried J. soviel wir wissen, nicht geschehen. Als einzige Maßnahme wäre zu empfehlen, das V-Objekt 07 streng zu isolieren.
Gutachten b) meinte, man sollte fragen, geht es hier um ein zufälliges Phänomen, Irrhandlung eines einzelnen Individuums? Die sich als ha bezeichnende Erzeugerin des sogenannten Briefes äußert zumindest Zweifel am durchgängigen System des rationellen Rationalismus, sie fordert den als Allfried bezeichneten Empfänger dazu auf, sich mit dem Zweifel zu beschäftigen. Sie stelltdie absolute Macht der Rationalität in Frage. Das sollte alarmieren! Allfried J. versichert nachdrücklich, er kenne den Inhalt des Objektes nicht. Könnte er es nicht insgeheim schon mit dem Gegenbrief zum Weiterwuchern angeregt haben? Selbst wenn wir davon ausgehen, daß der Gedanke unserer rationellen Lebensordnung durch solche in vorsintflutlicher historisch überwundener Weise vorgebrachten verbalen Zweifeleien einer Isa nicht erschüttert werden kann, sollten die praktischen Gefahren nicht übersehen werden.
Wenn sich das Schaffen von V-Objekten 07 ausbreitet, wäre beispielsweise wieder ein Postsystem vonnöten, das solche unsinnigen Objekte transportiert. Auch, um die Inhalte der V-Objekte zu kontrollieren, wäre ein Apparat erforderlich. Empfehlung: Gegen jedes Auftauchen ähnlicher Objekte vorbeugend einschreiten, indem man manuelle Textoren zeitweilig aus dem Handel zieht und den Gebrauch von textherstellenden Geräten nur zuverlässigen Personen zu Zwecken der Wissenschaft genehmigt.
Das KNOW-HOW der Briefherstellung
In einigen Geheimarchiven ist heute nachzulesen, Allfried J. sei bald nach seinem Fund als freier Mitarbeiter des Institutes für Verhaltenslenkung gewonnen worden. Es findet sich die Äußerung eines Professors Xenker, durch den Vertrag mit J. (der hoch dotiert sei) verhindere man, daß J. von solchen Erscheinungen wie V-Objekt
07 verführt, seine streng rationelle Arbeitsweise in Zweifel ziehe und vernachlässige. So sichere man das Funktionieren der elektronischen Bewegungsanlagen in den Archiven auch weiterhin. Der Vertrag sähe vor, J. solle an alle Frauen namens Isa Schreiben richten, in denen er auf V-Objekt 07 eingeht, doch ohne die darin enthaltenen Zweifel zu erwähnen. So hoffe Xenker die wahre Isa zu ermitteln, da ja nur die antworten würde, welche den ersten Brief geschrieben hatte. Die anderen, davon war Xenker überzeugt, würden das Schreiben des Allfried J. abliefern, oder man könnte es bei ihnen nach einiger Zeit abfordern, falls sie es nicht sofort vernichtet hätten.
Problematisch erscheine, daß Allfried J. des Briefherstellens nicht kundig sei. Er habe das Know-how nicht. Man müsse durch Spezialisten Briefe im Institut aufsetzen und dann von J. mit Hand heruntermalen lassen. Auch das falle ihm schwer. Echt sollten seine Produkte aber sein oder zumindest wirken.
Später findet sich die Notiz, man müsse die echte Isa dazu veranlassen, noch weitere Briefe zu produzieren, die sie an eine Anzahl Leute schicken sollte. So könnte man herausfinden, ob diese für jene überholte Ausdrucksform anfällig seien. Man könnte Isa die Planstelle einer gesellschaftlichen Verhaltensprüferin einräumen. Noch später taucht der Vorschlag auf, durch Isa-Briefe (vom Institut erarbeitet, damit die wissenschaftliche Zielstellung nicht verlorengehe) die ganze Bevölkerung zu impfen, sie briefabweisend zu präparieren. Dann aber findet sich so gut wie gar kein Material mehr.
So läßt sich heute nicht mehr feststellen, ob Isa-Briefe massenweise zu Impfzwecken produziert und dann auch angewendet wurden. Ein einziges Exemplar, mit deine dir innigst zugetane Isa unterzeichnet, fand neulich der Alt-Lettrologe Karstensen in einem durch Schimmelpilze halbzerfressenen staatlichen Archiv. Es handelt sich um eine Kopie. Wahrscheinlich wurde das Original aus Rationalitätsgründen vervielfältigt. Die innigst zugetane Isa warnt vor einem Zweifeln am durchgängigen
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