Der Väter Fluch
»Darrell, der Cajun. Nicht zu glauben! Darreil hat sich viele Male immer wieder neu erschaffen. Er ist kein Akadier, obwohl seine Mutter aus Louisiana stammt. Darrell ist vielmehr... ein kleiner Psychopath. Nicht weiter verwunderlich - in Anbetracht seines genetischen Erbes.« Er warf Decker einen Blick zu. »Von ihrer Seite, nicht von meiner.«
»Seiner Mutter.«
»Seine Mutter war eine Schlampe.« Holts Nasenflügel bebten. »Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob Darreil wirklich von mir ist. Aber ich habe ihn angenommen, als wäre er mein eigener Sohn, weil...« Er unterbrach sich, tippte schnell ein paar Daten und nahm danach das Gespräch wieder auf. »...weil ich das Gefühl hatte, keine andere Wahl zu haben. Ich war zu beschämt, verwirrt, zu dumm und zu begeistert von der sexuellen Fähigkeit dieser Frau, um auch nur irgendwelche Fragen zu stellen. Und irgendein menschenfreundlicher Teil meiner Seele hatte Mitleid mit dem kleinen Bastard. Vielleicht stammte er ja doch von mir. Welcher Samen auch immer in die Eizelle dieser Frau eingedrungen sein mochte - das Ergebnis hatte jedenfalls eine gewisse Intelligenz. Der Junge ist nicht dumm. Nur amoralisch... und faul. Sehr, sehr faul. Er wollte immer all das hier haben...«, Holt deutete mit einer Hand auf den Raum, »... ohne auch nur einen Finger zu krümmen.«
»Hat er Sie in den letzten vier Jahren vielleicht einmal angerufen, auch wenn Sie ihn nicht gesehen haben?«
»Möglicherweise. Aber ich habe ganz bestimmt nicht mit ihm gesprochen. Er hätte doch nur Geld gewollt, also wozu sich die Mühe machen und mit ihm reden? Aber Sie können natürlich gern die Telefonrechnungen überprüfen, Lieutenant.«
»Haben Sie eine Idee, wie Darrell sein Geld verdient?«
»Er ist vierundzwanzig und ein ausgebuffter Computerexperte.« Holt warf einen Blick auf den Ticker. »Sehr schön, sehr schön, sehr schön. Worüber sprachen wir gerade?«
»Darüber, wie Darrell sein Geld verdient.«
»Der Junge hat jede Menge Fähigkeiten. Er war immerhin zwei Jahre in Berkeley. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er ziemlich manipulativ ist. Nein, um ihn mache ich mir keine Sorgen.«
»Wissen Sie, ob er einen Job hat?«
»Nein, das weiß ich nicht.« Es klopfte an der Tür. »Ah, der Tee.« Holt drehte sich zur Seite und drückte auf den Türöffner. Die Doppeltür schwang auf. »Gerade rechtzeitig. Könntest du bitte für uns einschenken, George?«
»Natürlich, Sir.«
»George, vielleicht kannst du ja dem Lieutenant helfen. Er möchte etwas über Darrell erfahren.«
Der alte Mann unterbrach einen Moment lang seine Tätigkeit, goss dann aber weiter den Tee ein. »Ja, Sir?«
»Hast du ihn in der letzten Zeit gesehen?«
»Nein, Sir.«
Aber sein kurzes Zögern verriet Decker, dass er nicht die Wahrheit sagte.
»Hat er vielleicht hier angerufen?«, fragte Holt. »Nein, Sir.«
Holt hob seine Hände. »Also, wenn George schon nichts über Darreils derzeitigen Aufenthaltsort weiß, dann weiß es niemand. Darrell hat George immer gemocht. Nicht wahr, George?«
»Ja, Sir.« George reichte Holt eine Porzellantasse mit Goldrand und schenkte dann Decker eine Tasse Tee ein. Anschließend servierte er Buttergebäck. Holt nahm zwei Kekse, aber Decker lehnte dankend ab.
»Ach, bitte, greifen Sie doch zu, Lieutenant«, forderte Holt ihn auf. »Das Leben braucht von Zeit zu Zeit etwas Süßes.«
»Vielen Dank, aber dieser Tee ist auch so schon wunderbar, Sir. Was können Sie mir sonst noch über Darrell berichten?«
»Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich weiß.« Er lächelte. »Er ist ein Psychopath. Mehr gibt es nicht zu sagen. George, hast du noch etwas hinzuzufügen?«
»Nein, Sir.«
»Wann haben Sie das letzte Mal mit ihm gesprochen?«, fragte Decker.
»Vor etlichen Jahren.«
»Vor wie vielen Jahren?«
»Ich glaube, das war, als er dieser verrückten Gruppierung beigetreten ist.«
»Den Hütern der Völkischen Reinheit?«, fragte Decker. George verzog das Gesicht. »Nichts als ein Haufen Verrückter.«
»Wohl wahr«, stimmte Holt ihm zu.
»Kann ich Ihnen sonst noch etwas bringen, Sir?«, fragte George.
»Nein, George. Im Augenblick nicht. Vielen Dank.«
George zog sich zurück. Decker wartete einen Moment, dann erhob auch er sich, die Teetasse noch in der Hand. Er nahm eine Visitenkarte aus seiner Jacketttasche. »Würden Sie mich bitte anrufen, wenn Darreil sich meldet?«
»Natürlich.« Holt schaute von einem seiner Laptops auf. »Was hat er denn
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