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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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aufkreuzen. Wir sind noch im Valley.«
    »Also ist er jetzt zu Hause?«
    »Ja.«
    »Okay«, sagte Decker. »Folgender Vorschlag: Ich bin bereits auf der 405, kurz vor dem Sunset.«
    »Dann bist du ja praktisch um die Ecke«, meinte Martinez.
    »Genau. Gib mir mal die Telefonnummer dieses Gentleman, dann kann ich ihn direkt anrufen. Und da du so hervorragende Arbeit beim Aufspüren flüchtiger Personen geleistet hast, darfst du in der Zwischenzeit zurückfahren und Alice Ranger bearbeiten. Ich muss herausfinden, wo Ruby sich aufhält.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    Dann sagte Martinez schließlich: »Ich kann dieses Mädchen einfach nicht leiden.«
    »Da bist du nicht der Einzige. Aber hier geht's nicht um Sympathie oder Antipathie. Fahr da hin und mach einfach deinen Job.«
    Zunächst einmal musste Decker am Portier vorbei, dessen Uniform der eines Zirkusdirektors ähnelte, dann an einem Rezeptionsmitarbeiter im dreiteiligen Anzug. Danach brachte ihn ein Fahrstuhlführer - in Uniform und weißen Handschuhen - in den zwölften Stock. Die Türen des Aufzugs öffneten sich, und Decker betrat einen Flur, der sich erst nach rechts wandte und dann nach links. Nach etwa fünfzehn Metern stand er vor einer doppelflügeligen Messingtür. Als er klingelte, ertönte ein Glockenspiel, und ein Butler in Livree öffnete die Tür. Der hohlwangige Mann musste einmal ziemlich groß gewesen sein, aber jetzt waren seine Schultern vom Alter gebeugt. Seine Augen schimmerten milchig grau, seine Haut wirkte matt, und bis auf den Kranz lockig grauer Haare, war er völlig kahl.
    Im Hintergrund war Beethovens Pastorale zu hören. Decker zeigte seine Dienstmarke. »Lieutenant Decker vom Los Angeles Police Department. Mr. Holt erwartet mich.«
    Der Butler ging einen Schritt zur Seite. »Ja, Sir. Bitte treten Sie ein.«
    Decker hatte sofort das Gefühl zu fliegen und dann ins Bodenlose zu fallen, denn er stand vor einer deckenhohen Glasfront, die von Wand zu Wand reichte. Da die Glasscheiben keine Rahmen besaßen, schien es, als würde er direkt in die Lichter der Stadt hinaustreten. Die über drei Meter fünfzig hohe Decke des Raums war mit geschnitzten Balken und Kassetten versehen. Der Fußboden bestand aus glänzendem, schwarzem Granit, den Perserteppiche bedeckten, die ausreichend verschlissen wirkten, um wertvoll zu erscheinen. Sämtliche mit Lamestoffen in Silber- und Bronzetönen bezogene Sitzmöbel hatten geschwungene Formen und waren so groß dimensioniert, dass sie in dem geräumigen Raum nicht verloren wirkten, ihn aber auch nicht dominierten. Dagegen wurde die zweite Wand von einem deckenhohen Granitkamin beherrscht und die dritte von riesigen Ölgemälden - de Koonings Schnörkel, Motherwells abstrakte Kunst, Bacons entstellte Körper und ein einzelner Jackson Pollock mit roten Tropfen.
    Im Innern der Wohnung klang die Musik jetzt lauter... sogar ziemlich laut. Die Sinfonie befand sich noch immer im ersten Satz, und Decker konnte vor seinem geistigen Auge die kleinen Zentauren sehen, die hinter anmutigen weiblichen Fabelwesen herjagten. Als junger Mann hatte er Cindy mindestens zweimal in Disneys Fantasia mitgenommen.
    »Bitte, hier entlang.« Der Butler winkte ihn zu sich.
    Er führte Decker durch einen Flur, von dem aus ein zweiter Raum abging, der mit dem ersten fast identisch war. Die gleichen Materialien bei Boden und Decke, die gleiche durchgehende Glasfront. Aber dieser Raum besaß einen kleineren Kamin, der sich eine der Wände mit einer Hightech-Multimediaanlage teilte. Eine Einbaubar auf der anderen Seite des Raums sorgte für das leibliche Wohl der Gäste, während ein schwarz glänzender Flügel mit aufgeklapptem Deckel die Raummitte einnahm.
    Genau gegenüber dieses »Musikzimmers« lag das Esszimmer, in dem ein schwarz lackierter Tisch für achtzehn Personen stand. Auch hier hatte man durch eine Glasfront freie Sicht auf L. A., allerdings auf einen anderen Stadtteil. Der Tisch war vollständig gedeckt - glänzendes Geschirr, schimmerndes Silber und Kristallgläser für Weiß- und Rotwein sowie Wasser funkelten um die Wette. Nicht ein Staubkorn verunstaltete die glänzende Oberfläche des Tischs. Das Ganze erweckte den Eindruck, als erwarte Holt jeden Moment eine größere Dinuergesellschaft - auch wenn weder Küchengerüche noch irgendwelche andere Dinge darauf hinwiesen.
    Der Butler führte Decker weiter bis zum Ende des Flurs, wo es eine zweite Messingtür gab. Dort betätigte er eine Klingel, und jemand

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