Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Namen eintragen?«
    »Ja, Sir. Das war ein wirklich feiner Mensch. Hat sich gegenüber Ezekial immer korrekt verhalten. Nicht alle Weißen hassten die Schwarzen. Die meisten schon, aber eben nicht alle.«
    »Das ist interessant.«
    »Nach dem Krieg... in den Fünfziger jähren... kaufte Ezekial sich in Atlanta, in einem alten Schwarzenviertel, ein schönes Haus. Ein großes Haus. Und immer noch war Geld übrig. Philip wuchs als ein reicher Junge auf. Bekam eine erstklassige Ausbildung. Ging zur Universität. Er bekam alles, was er wollte. Das Problem war nur, dass er Dinge wollte, die nicht gut für ihn waren. Vergessen Sie nicht, das war damals in den Sechzigern. Der schwarze Mann begann erst langsam, Einfluss und Macht zu gewinnen... und Gefallen an Dingen zu finden, an denen er besser keinen gefunden hätte. Die weißen Mädchen schenkten ihm reichlich freie Liebe. Und das ließ den schwarzen Mann glauben, er sei einer von ihnen. Es war schändlich.«
    George drehte den Wasserhahn zu und trocknete die Kanne ab, aber er stand immer noch mit dem Rücken zu Decker.
    »Ja, so war Dolly Sue. Freie Liebe für den schwarzen Mann... für alle. Sie taugte nichts.«
    »Wie lange hat es gedauert, bis das auch Philip klar wurde?«
    »Oh, nicht lange.«
    »Was meinen Sie mit >nicht lange<, Sir? Nach einem Jahr? Oder nach zwei?«
    »Im dritten Jahr, um die Weihnachtszeit herum.« Er stellte die Kanne in einen der schwarzen Schränke. »Er und Dolly lebten damals hier in Los Angeles. Zu Weihnachten sind sie zur Familie nach Hause gefahren.« Er wandte sich nun zu Decker um. »Sie können mir die Tasse geben, Sir.«
    Decker reichte sie ihm. »Was geschah dann?«
    George drehte sich wieder zur Spüle und hielt die Tasse unter den Wasserhahn. »Er überraschte sie im Bett, mit einem anderen Mann.«
    »Mit einem anderen Mann?«
    »Ja, Sir.«
    »Darf ich fragen, mit wem?«
    George senkte den Kopf. »Ich schäme mich, es zu sagen, Sir.«
    Decker schnitt eine Grimasse. »Philips Vater?«
    »Ja, Sir.« Georges dunkle Gesichtshaut hatte eine leichte Rötung angenommen - wie eine Herzkirsche. »Philip und Inez wollten Weihnachtseinkäufe erledigen. Aber Philip kam früher nach Hause, weil er sich nicht wohl fühlte. Er hat sie erwischt - ja. Und Ezekial... der lieferte sich selbst der Gnade seines Sohnes aus. Philip war zwar ein verzogener Junge, aber er war kein Monster. Er verzieh seinem Vater und versprach, seiner Mutter nichts zu erzählen. Natürlich wollte er seine Ehe mit Dolly Sue sofort beenden. Aber einen Monat später eröffnete sie ihm, dass Nachwuchs unterwegs sei.« Schweigen.
    Dann fuhr George fort: »Niemand weiß, wer Darrells wirklicher Vater ist, Sir. Beide hatten mit ihr geschlafen, daher konnten auch beide der Vater sein. Inez... hat nie etwas davon erfahren. Und Philip... er versuchte es wirklich, Sir. Er versuchte, die Ehe zu retten. Aber diese Frau konnte nicht aufhören zu flirten. Als das zweite Kind zur Welt kam, wurde Philip misstrauisch. Der Junge hatte eine viel zu dunkle Hautfarbe.«
    »Zu dunkel?«
    »Ja, Sir. Philip war nicht dunkel, weil seine Mutter aus Mexiko stammte. Und Dolly Sue war eine Weiße. Aber das Kind war rabenschwarz. Und trotzdem versuchte Philip sein Bestes, Sir. Vier Jahre lang hat er sich von diesem kleinen Monster als Vater bezeichnen lassen. Aber irgendwann wurde es dann doch zu viel für ihn. Er zwang die Mutter, das Kind zur Adoption freizugeben.«
    Decker fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Und, hat sie eingewilligt?«
    »Ja, Sir. Sie wollte Philip nicht verlieren, und auch Darrell nicht. Sie selbst war ein Nichts und besaß auch nichts und niemanden außer ihnen. Also gab sie das Kind zur Adoption frei.«
    »Sie hat tatsächlich ihr eigenes Kind, das sie vier Jahre lang großgezogen hatte, weggegeben?«
    »Ja, Sir.« George schüttelte den Kopf. »Das war sehr traurig, Sir. Mir tat die Frau Leid, aber sie hatte kein Recht, einen Bastard ins Haus zu bringen und als Mr. Holts Kind auszugeben. Aber am meisten bedauerte ich Darrell. Dieser kleine Junge war Darrells Bruder. Es brach ihm fast das Herz, als er sah, wie man ihn wegbrachte.«
    Decker bemühte sich, seine Stimme nicht allzu ärgerlich klingen zu lassen. »Das muss ein äußerst traumatisches Erlebnis für den Jungen gewesen sein.«
    »Es war nicht so, dass Philip es nicht probiert hätte.«
    »Eine schlimme Sache«, meinte Decker und versuchte, dem alten Mann einen Teil des Schuldgefühls zu nehmen.
    »Genau, Sir.«

Weitere Kostenlose Bücher