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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Deshalb verleugnet er seine schwarze Herkunft und identifiziert sich mit dem Opfer - seiner Mutter -, die eine Weiße war«, erklärte Marge.
    »Nicht von Anfang an«, gab Decker zu bedenken. »Er war ein typischer BerkeleyRevoluzzer.«
    »Aber er hat eine große Metamorphose durchlaufen und sich am Ende auf Mamis Seite geschlagen, weil sie die große Verliererin war und Daddy ein Mistkerl.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass sein Dad ein Mistkerl war.«
    »Du hast gesagt, er sei ein Arschloch«, widersprach Oliver.
    »Ja, schon, aber vielleicht war seine Frau auch eins.«
    »Vielleicht taugte sie nicht als Ehefrau, war aber eine gute Mutter. Außerdem hatte Darreil nie die Gelegenheit herauszufinden, wer sie wirklich war, denn sie und Darrells Bruder wurden in die Verbannung geschickt.« Marge rollte mit ihrem Stuhl wieder vor den Computer. »Gefällt euch meine Erklärung? Daran habe ich die ganze letzte Stunde gebastelt.«
    »Freud wäre stolz auf dich«, lobte Decker sie.
    »Nein, jetzt mal im Ernst«, beharrte Marge. »Meint ihr nicht, das ergibt einen Sinn?«
    »Wasser auf meine Mühlen«, erwiderte Oliver.
    »Wir schaffen es im Leben nicht, all diese Daten zu knacken. Wir brauchen professionelle Hilfe«, sagte Decker.
    »Ganz meine Meinung«, bestätigte Marge. »Aber sie wird nie zulassen, dass wir die Computer mitnehmen, es sei denn, wir erfinden irgendeine plausible Erklärung.« Sie dachte einen Moment nach. »Wir brauchen Holt. Meinst du nicht, dass der Vater was verschwiegen hat?«
    Decker zuckte die Achseln. In dem Moment klingelte sein Handy. Er drückte auf den grünen Knopf. »Decker.«
    »Erin Kershans richtiger Name lautete Erin Beller.« Wandas Stimme klang ganz aufgeregt. »Sie ist eine fünfzehnjährige Ausreißerin aus Scarsdale. Ihre Eltern suchen seit sechs Monaten nach ihr. Sie ist auch vorher schon mal abgehauen, aber immer nur für eine Woche. Das letzte Mal hat sie sich mit einem zwielichtigen Motorradtypen aus dem Staub gemacht, den sie während eines Familienurlaubs in Woodstock aufgegabelt hat.«
    »Gibt es Hinweise, wo sie sich zurzeit aufhalten könnte?«
    »Ja. Die Familie hat Verwandte in L. A. - in Brentwood. Verwandte, die sie nicht besonders mögen.« Wanda gab Decker die Adresse durch. »Die Bellers haben die Frammels - die Brentwood-Verwandten - angerufen, um ihnen kurz mitzuteilen, dass Erin ausgerissen ist, und sie zu bitten, dass sie ihnen Bescheid sagen, falls diese bei ihnen auftaucht. Natürlich haben sich die Frammels dazu bereit erklärt.«
    »Aber bis jetzt ist das noch nicht passiert.«
    »Richtig. Aber das bedeutet nicht, dass Erin sich nicht vielleicht doch bei den Frammels aufhält.«
    »Und Sie haben die Bellers darauf hingewiesen, dass sie ihre Verwandten in Brentwood nicht anrufen sollen, oder?«
    »Ja. Ich habe ihnen erklärt, wenn sie Erin jetzt wieder einen Vorsprung gäben, würden wir beide sie verlieren - sie, die Familie, und wir, die Polizei. Das Ganze gefiel den Eltern nicht sonderlich - sie möchten unbedingt mit ihr reden -, aber im Augenblick arbeiten sie mit uns zusammen.«
    »Ich bin nicht weit von Brentwood entfernt«, sagte Decker. »Vielleicht sollte ich den Frammels einen kleinen Überraschungsbesuch abstatten.«
    »Ich glaube, das wäre keine schlechte Idee, Sir.«
    Alice Ranger war so dünn wie eh und je. Die Falten im Gesicht hatte sie mit mehreren Schichten Grundierung abgedeckt, was ihr ein gespenstisches Aussehen verlieh. Aber das Makeup schien frisch aufgelegt, als wollte sie ausgehen. Falls dem tatsächlich so war, zeigte sie jedoch keinerlei Anzeichen von Eile. Im Gegenteil - sie gab sich sehr freundlich, als handle es sich bei dem Besuch von Martinez und Webster um ein geselliges Beisammensein. Sie trug einen braunen Hosenanzug; die Fußnägel ihrer nackten Füße leuchteten in einem dunklen Violettton.
    »Hereinspaziert, hereinspaziert.« Eine Begrüßung wie bei alten Freunden. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Webster schüttelte den Kopf, aber Martinez erklärte, ein Glas Wasser wäre nicht schlecht. Er entstammte einer Kultur, in der es als Beleidigung galt, die angebotene Gastfreundschaft abzulehnen.
    Alice betrachtete ihn missmutig. Obwohl sie versuchte, auf einer Stelle stehen zu bleiben, schwankte sie ein wenig. »Nur Wasser?«
    »Wasser, Saft, eine Cola...«
    »Wie wär's mit einer Cola-Rum?«
    »Nein, vielen Dank.«
    »Seien Sie doch nicht so schüchtern.«
    »Wie wäre es stattdessen mit einer Tasse Kaffee?«,

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