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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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bat Martinez.
    »Kaffee?«, fragte sie ungläubig. »Die Cocktailstunde ist schon lange angebrochen, Detective.«
    »Vielen Dank, aber ich hätte trotzdem gern einen Kaffee. Könnten Sie gleich eine ganze Kanne machen?«
    »Eine ganze Kanne?«
    »Ja. Tom trinkt bestimmt auch eine Tasse. Und Sie doch auch, oder?«
    Alice verzog das Gesicht. »Sie wollen, dass ich Kaffee trinke?«
    »Ja. Das wäre nett, Mrs. Ranger.«
    »Gut.« Sie schwankte, und es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder im Griff hatte. »Ich mach Ihnen Kaffee.«
    »Vielen Dank.«
    »Bin gleich wieder da.«
    »Okay.«
    »Aber nicht weglaufen.«
    »Nein, keine Sorge«, beruhigte Webster sie.
    »He, Sie können ja sprechen«, bemerkte Alice spöttisch.
    »Ja, Ma'am.«
    Alice grinste leicht irre. »Bin gleich wieder da.«
    »Ja, Ma'am.«
    Schließlich setzte sie sich in Bewegung. Martinez ließ seinen Blick kurz durch das Wohnzimmer schweifen, in der Hoffnung, anhand der Einrichtung Informationen über die Familie zu erhalten. Bedauerlicherweise bestand sie aus einer riesigen Schneelandschaft - ein weißer Teppichboden, auf dem cremefarbene und weiße Möbel wie dicke Findlinge standen. Die Kunstwerke an den vanillegelben Wänden wirkten langweilig, und die Beistelltische waren so leer wie eine Wüstenebene. Keine Fotografien, keine Vasen, Schalen oder sonstige Dekorationen. Kein Fernseher und keine Stereoanlage. Aber eine wohlgefüllte Bar mit verspiegelter Rückwand und Granittheke, die die Hälfte des Raums einnahm.
    Webster war Martinez' Blick gefolgt, der an der Bar hängen blieb. »Was meinst du, wie viel Wermut diese Frau schon intus hat?«, flüsterte er.
    »Das geht nur sie und Gott was an. Unser Job ist es, sie wieder halbwegs nüchtern zu kriegen, damit wir uns mit ihr unterhalten können.«
    »Dazu braucht es mehr als nur eine Tasse Kaffee.«
    »Dann müssen wir uns eben Zeit lassen.«
    »Wie wär's, wenn ich mal nach oben verschwinde, um nachzusehen, ob Ruby vielleicht doch zurück ist?«, schlug Tom vor. »Das könnte der Grund sein, warum ihre Mutter so angesäuselt ist.«
    »Gute Idee«, meinte Martinez. »Und wenn sie nicht da ist, kannst du dich ein wenig in ihrem Zimmer umsehen. Ich bleib hier unten. Wenn sie zurückkommt und sich wundert, wo du bist, sag ich, du wärst mal zur Toilette.«
    »Okay. Ich glaub, sie mag dich sowieso lieber als mich.«
    »Das liegt daran, dass ich lächle, wenn ich mit ihr rede.«
    Webster nickte, stand auf und schlich leise die schmale Treppe hinauf. Er erinnerte sich, dass Rubys Zimmer im zweiten Stock lag und eher ein Speicher als ein herkömmlicher Raum war. Als er die Tür öffnete, konnte er seine Enttäuschung kaum verbergen. Sämtliche Gothic-Pracht war verschwunden - an ihrer Stelle befand sich nun ein unpersönliches Gästezimmer mit elfenbeinfarbenen Wänden, einem hellen Eichenboden, Perserteppichen und einem Doppelbett mit altrosa Tagesdecke und passend gepolstertem Kopfbrett. Außerdem hatte man noch einen Fernseher in einem Eichenschrank sowie zwei Nachttischchen in den Raum gequetscht. Harmlos und nichts sagend - Ruby war schon lange nicht mehr hier gewesen.
    Aus alter Gewohnheit oder Langeweile inspizierte Webster rasch die Schubladen, sah unter dem Bett und den Möbeln nach, schob seine Hand unter das Kissen, hob kurz die Decke an und steckte seinen Arm zwischen Matratze und Bettrahmen. Aber was hatte er hier zu finden gehofft? Eine Schusswaffe? Eine versteckte Computerdiskette? Ein Versteck mit Geld oder Drogen?
    Das Einzige, was er fand, waren Staubflusen.
    Als er wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, saß Alice bereits mit dem Kaffee am Tisch.
    »Haben Sie sich verlaufen?«, fragte sie ihn.
    »Ich hab nur nach dem Raum für kleine Jungs gesucht.«
    »Im zweiten Stock? Schon mal was von einer Gästetoilette gehört?« Sie rollte mit den Augen und ging zur Bar. »Sie haben herumgeschnüffelt.«
    Webster grinste verlegen. Diese Dame war nicht annähernd so betrunken, wie er geglaubt hatte.
    »Sie werden von Rubys Sachen hier nichts mehr finden«, sagte Alice. »Ich hab das ganze Zimmer neu gestaltet - und mich noch nie in meinem Leben so wohl gefühlt. Ihren Müll zu entrümpeln war die beste Therapie. Dieses Mädchen hat von Anfang an nur Ärger gemacht.«
    »Inwiefern?«, fragte Martinez.
    »Inwiefern?« Alice schüttelte den Kopf und kehrte mit einem Glas, das eine bernsteinfarbene Flüssigkeit und ein paar Eiswürfel enthielt, an den Tisch zurück. »Lügen, trinken, stehlen. Und das

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