Der Väter Fluch
allein hingehen. Ich war immer noch ziemlich wütend.« Er seufzte. »Also hab ich mich davongeschlichen. Ich bat Sammy nicht, mir zu helfen, aber ich wusste, er würde mich decken, wenn's drauf ankam.«
Als ob ich das nicht wüsste, dachte Decker. Er hatte die Hände gefaltet, um zu verhindern, dass er Jacob noch eine Ohrfeige gab. Er hätte den Jungen am liebsten gewürgt. Ihn einfach bei den Schultern gepackt und geschüttelt. Doch er zügelte seine Wut -nicht aber seine Ungeduld.
»Komm endlich zur Sache!«
»Ja, aber das ist nicht so leicht!«
Decker schluckte und zählte bis fünf. »Erzähl weiter.«
»Wie auch immer - ich bin abgehauen, einfach losmarschiert und hab mir geschworen, nie wieder zu so was hinzugehen. Nie mehr! Und ich habe es echt so gemeint. Plötzlich holte Ruby mich ein, packte mich am Arm und bat mich, langsamer zu gehen... weil sie mit mir reden wollte. Sie wirkte völlig verändert. Wie ein ganz anderer Mensch. Es war irgendwie eigenartig.«
Und seltsam vertraut. Sie beide - Darrell und Ruby - wechselten meisterhaft ihre Persönlichkeiten. »Und weiter?«
»Wir fingen an zu reden. Wir haben etwa zwanzig Minuten vor dem Haus gestanden... genau genommen war es zwei Häuser weiter. Dann fragte sie mich, ob ich mitfahren wollte... nur um zu reden.«
»Und bist du mitgefahren?«
»Nicht sofort. Zuerst sind wir zu ihrem Auto gegangen und haben uns da weiter unterhalten.« Er schaute zur Seite. »Nur unterhalten.«
Decker machte eine ungeduldige Handbewegung.
»Sie hatte Pillen.« Seine Augen wurden feucht. »Ich weiß, dass ich schwach bin. Das macht mich total krank. Aber darum geht es jetzt nicht. Wir haben uns völlig zugedröhnt... echt abgeschossen.«
»Was hast du geschluckt?«
»Irgendwelche Aufputschmittel... Uppers. Nach ein paar Minuten passierten seltsame Dinge.«
Wut kochte in Decker hoch. »Was für Dinge?«
»Sexuelle.« Jacob konnte ihm nicht ins Gesicht sehen. »Ich war high und sie auch. Sie hat angefangen, mich anzufassen, wusste genau, was sie tat. Sie hat mich total verrückt gemacht.« Er flüsterte: »Alles Weitere muss ich dir doch nicht beschreiben, oder?«
»Ihr hattet Sex.«
»Es war etwas komplizierter. Sie ließ den Wagen an und brachte mich irgendwohin - ich schätze, wir sind so etwa zehn, fünfzehn Minuten gefahren... aber das ist schwer zu sagen, weil ich so high war und so erregt. Wir können jedenfalls nicht sehr weit von der Party entfernt gewesen sein, aber es war ziemlich abgelegen, irgendwo in den Bergen. Sie brachte mich zu dieser Hütte... ein Ort, an dem sie offensichtlich schon viele Male vorher gewesen war.«
Zum ersten Mal konnte Decker den Zweck hinter dieser Beichte erkennen. Sie hatte ihn irgendwohin gebracht. In ein Versteck!
Erin hatte gesagt: Er versteckt sich irgendwo in den Hügeln zwischen Santa Barbara und Orange County. Ich glaube nicht, dass er Südkalifornien verlassen hat.
Ein Versteck.
Dräng ihn nicht, dräng ihn nicht. Er wird sich leichter erinnern, wenn du ihn nicht drängst.
Jacob nahm die Hand von seiner Wange. Der Abdruck von Deckers Hand war nachgedunkelt, und er spürte, wie Scham in ihm hochkroch, aber er wagte nicht, Jacob zu unterbrechen.
»Die Hütte war fast völlig leer«, fuhr er fort, »nur ein großer Raum mit einem großen Bett. Und sie hatte einen Schrank voll mit Sachen - Kostümen.« Er befeuchtete seine Lippen. »Sachen für ihre Phantasien.«
Decker wartete.
»Ihre Phantasien waren einfach schrecklich, schrecklich, schrecklich.«
»Welche Art von Phantasien?«
»Sie wollte...« Er vergrub sein Gesicht in den Händen. »Sie wollte, dass ich mich verkleide. Sie meinte, dass sie das total anmachen und auf Touren bringen würde.«
Der Junge war aschfahl im Gesicht, seine Stimme nur noch ein Flüstern.
»Es war die Uniform eines SS-Offiziers. Es hätte sogar eine echte sein können.« Er kniff die Augen fest zusammen, aber die Tränen liefen ihm aus den Augenwinkeln. »Es war alles da - Lederpeitsche, Stiefel, Stricke - und sie wollte, dass ich so tat, als ob ich... du weißt schon... einer von denen war. Sie sagte mir, ich solle Deutsch mit ihr sprechen. Aus irgendeinem Grund glaubte sie, ich würde Deutsch können. Warum, zum Teufel, sollte ausgerechnet ich Deutsch können?«
Er hielt inne.
»Sie... sie wollte, dass ich sie fessle. Sie wollte, dass ich sie schlage... sie auspeitsche. Sie wollte... dass ich so tue, als ob ich sie vergewaltige. Sie meinte, davon würde sie kommen.«
Sie
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