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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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schwiegen. Und jetzt begriff Decker, woher Ernestos Phantasien stammten... dies hier in Kombination mit der ungewissen Herkunft seines Großvaters. Welche abscheulichen Ideen hatte sie diesem armen Jungen in den Kopf gesetzt? Was hatte sie der labilen Psyche seines Stiefsohns angetan? Die Zeit verging unendlich langsam. Decker spürte, dass er am ganzen Körper zitterte, wie sein Herz in der Brust schlug. Er legte eine Hand auf den Mund.
    »Und, hast du es getan?«
    Jacob schüttelte den Kopf. »Ich stand unter Drogen, aber... irgendein Instinkt...« Tränen liefen über seine Wangen. »Plötzlich wurde mir speiübel. Ich dachte, ich müsste sterben. Ich sah, wie sich der Boden unter mir auftat - wie bei Korach in der Wüste -und konnte förmlich spüren, wie ich fiel und fiel und fiel...«
    Eine lange Pause.
    »Und...«, sagte Decker.
    Jacob fuhr sich über die Augen und zwang sich, seinen Stiefvater anzusehen. »Ab da verwischen sich meine Erinnerungen... weil ich wirklich voll zugedröhnt war. Ich muss abgehauen sein... und zwar ziemlich schnell, denn sie war außer Atem, als sie mich eingeholt hatte. Wir waren im Freien, mitten im Nirgendwo. Jedenfalls hatte ich keine Ahnung, wo ich mich befand. Ruby sah schrecklich aus - furchtbar. Sie entschuldigte sich überschwänglich, und das haute mich um. Ich hatte sie noch nie so aufgelöst gesehen. Sie meinte, sie hätte nur ein Spiel spielen wollen, das sie schon mehrmals mit anderen Typen durchexerziert hätte - und sie alle wären darauf abgefahren. Sie wollte nur, dass wir beide ein bisschen Spaß hätten. Sie versuchte wirklich, mich... zu besänftigen. Dann sagte sie, es täte ihr Leid, dass sie mich so wütend gemacht hätte. Sie wurde ganz reumütig und begann zu weinen. Sie heulte und heulte und hörte gar nicht mehr auf damit! Und in dem Moment, ich weiß auch nicht... tat sie mir Leid.«
    Erneut wischte er sich die Tränen aus den Augen.
    »Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, und sie schien so... aufgelöst. Ich überlegte... wie ich sie beruhigen könnte, damit sie mich nach Hause brachte. Einfach, um diesen Albtraum zu beenden. Und ich schwor bei Gott: Wenn ich je aus diesem Schlamassel herauskäme, würde ich alles tun, um ein für alle Mal clean zu werden. Nicht mehr stehlen, nicht mehr auf die Partys gehen, keine Drogen mehr nehmen, keinen Mist mehr bauen...«
    »Jacob, die Frau wird vermisst...«
    »Ich schweife ab, ich weiß«, flüsterte Jacob. »Ich versuche ja schon, mich auf das Wesentliche zu beschränken, okay?«
    »Okay.« Decker beugte sich vor, und Jacob zuckte unwillkürlich zurück. In Deckers Magen stieg Übelkeit auf. Er griff nach der Hand des Jungen und küsste sie. »Mach weiter, mein Sohn. Es ist alles in Ordnung.«
    Jacobs Schultern zuckten. »Wir gingen also zurück zur Hütte. Ich versuchte ihr zu sagen, dass alles okay wäre, dass ich nicht sauer sei und dass wir beide einfach nach Hause fahren sollten.« Er sah zur Seite. »Irgendwann ging es wieder los. Ich weiß auch nicht, wie es passiert ist.«
    Eine lange Pause.
    »Wir... haben miteinander geschlafen. Einfach... so... ganz normaler Sex. In... dreißig Sekunden... war alles vorbei.« Er blickte in die ernsten Augen seines Vaters. »Ich war noch Jungfrau.«
    Decker spürte sein Herz so schnell schlagen, dass es ihm fast den Atem raubte. Der Junge hatte solch großen Kummer, dass er ihn am liebsten umarmt und die Schmerzen verjagt hätte. Aber er hielt sich zurück. »Hat sie sich über dich lustig gemacht?«
    »Nein... ganz im Gegenteil.« Er betastete seine wunde Wange. »Es wäre besser, wenn sie's getan hätte. Dann könnte ich sie jetzt wenigstens richtig hassen. Stattdessen meinte sie, ich solle ruhig liegen bleiben... während ich noch in ihr war... denn in ein paar Minuten würde ich wieder steif werden, und beim zweiten Mal würde es länger dauern und besser sein. Und genauso ist es dann auch gewesen.«
    Decker fuhr sich mit den Fingern durch das dichte Haar. »Hast du ein Kondom benutzt?«
    »Ja.«
    »Du musst mir in diesem Punkt die Wahrheit sagen.«
    »Dad, ich schwöre auf Abbas Grab...«
    »So weit musst du nun auch wieder nicht gehen«, unterbrach Decker ihn. »Woher hattest du das Gummi, wo euer Rendezvous doch eher spontan war?«
    »Ich glaube nicht, dass Ruby in der Hütte wohnte. Ich denke, es gehörte irgendeinem Typen. Er hatte eine ganze Schublade voller Kondome. Ich vermute, dass der ganze Mist - die Peitschen, Stiefel und Uniformen -, dass der ihm

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