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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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schwarze Hosen. Vor langer Zeit war Jacob nichts als Haut und Knochen gewesen, und auch heute noch wirkte er hager, aber das Gewichtheben hatte dafür gesorgt, dass er eine breite Brust, kräftige Arme und eine feste Bauchmuskulatur bekam. Jetzt stand er auf der Schwelle zum Mann. Ein oder zwei Jahre noch, und er konnte James Dean Konkurrenz machen - ein zorniger junger Mann mit herausforderndem Blick und spöttischem Grinsen. Doch was ihn wirklich gefährlich machte, war seine Intelligenz.
    »Manchmal kannst du echt Wunder wirken.« Decker aß mit Genuss.
    »Im Resteaufwärmen bin ich ganz groß! Willst du einen Kaffee?«
    »Ich mach mir einen.«
    »Nein, Dad, lass nur. Kein Problem.« Während Jacob den Kaffee aufsetzte, bemerkte er, dass der Teller seines Stiefvaters schon leer war. »Es ist noch was da, wenn du willst.«
    »Nein, danke, ich platze gleich.« Decker lehnte sich zurück. »Zu schnell gegessen. Das ist nicht gut.« Er seufzte. »Irgendwann lass ich mich pensionieren.«
    »Irgendwann.« Jacob beobachtete, wie der Kaffee in die Kanne tropfte. »Warst du bei Ernestos Beerdigung?«
    Decker nickte.
    »Ziemlich emotionale Sache, was?«
    »Allerdings.« Er sah auf, wollte etwas sagen, besann sich dann aber anders.
    »Was ist?«, fragte Jacob.
    »Nichts.«
    »Nein, was ist?«
    Decker rieb sich die Stirn. »Du kennst nicht zufällig einen von Ruby Rangers Freunden, oder?«
    Da war das spöttische Grinsen wieder. »Nein. Aber ich kenne viele ihrer Feinde. Jeder hasste sie.«
    »Kennst du jemanden, zu dem sie gehen würde, wenn sie in Schwierigkeiten steckte?« Jacob setzte sich. »Was ist los? Steckt sie in Schwierigkeiten?«
    »Ich denke schon.«
    »Überrascht mich nicht. Sie ist wirklich durch und durch verdorben.«
    »Vielleicht schlägt das gerade auf sie zurück. Ich glaube, sie schwebt in großer Gefahr. Sie wird vermisst, und niemand weiß, wo sie ist. Wenn du Leute kennst, bei denen sie unterschlüpfen könnte, würde ich das gern erfahren. Es wäre gut zu wissen, dass sie noch lebt.«
    Jacob wurde blass. Einen Moment fragte Decker sich, ob Jacob etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Und obwohl ihm das mehr als absurd vorkam, beschlich ihn das ungute Gefühl, dass er auf etwas gestoßen war. Forschend betrachtete er das Gesicht des Jungen. »Gibt es irgendwas, das du mir sagen willst?«
    Jacob schwieg, aber er wirkte unsicher. »Jacob...«
    »Nein!« Er drehte sein Gesicht weg. »Ich weiß gar nichts!«
    Decker blieb keine Zeit für ein subtileres Vorgehen. »Hör auf, mich anzulügen, verdammt noch mal! Sie steckt in Schwierigkeiten, Jacob. Also spuck's aus!«
    »Ich hab nicht die geringste Ahnung, wo sie ist!«, brüllte Jacob. »Warum, zum Teufel, nimmst du eigentlich immer nur das Schlechteste von mir an? Ich bin kein Vollidiot! Und wenn du das glaubst, kannst du mich am Arsch lecken«
    Ohne nachzudenken, gab Decker ihm eine Ohrfeige, die den Abdruck seiner Hand hinterließ. »Wag es ja nicht, noch ein einziges Mal so mit mir zu sprechen!«
    Die Augen des Jungen funkelten, während er sich die brennende Wange hielt und seinen Stiefvater hasserfüllt anstarrte. »Ich könnte dich anzeigen.«
    »Nur zu, du Großmaul! Ich geb dir die gottverdammte Telefonnummer!«
    Tränen traten in Jacobs Augen. »Wieso darfst du fluchen und ich nicht?«
    »Weil ich ein Vater und ein Heuchler bin.« Decker umfasste das Kinn des Jungen und schaute ihm direkt in die Augen. »Sie ist entweder Täter oder Opfer. In jedem Fall steckt sie tief in der Scheiße! Also - was weißt du über die Sache?«
    Jacob riss sich los und schaute zu Boden, wobei er sich immer noch die Wange hielt. »Ich habe keine Ahnung, wo sie steckt.«
    Decker schwieg. Dann sagte er sanft: »Aber du weißt etwas.«
    Jacob brauchte eine Weile, um seine Stimme wieder zu finden, die zwischen Verlegenheit und Wut schwankte. »Du weißt doch, dass ich... Ich hab dir doch erzählt, dass ich auf einer Party mit ihr aneinander geraten bin.«
    »Du hast mir erzählt, du hättest ihr gedroht, sie umzubringen.«
    Jacob nickte. »Irgendwie schon.«
    »Weiter!«
    »Nach... unserem Streit bin ich aus dem Haus gestürmt. Ich wusste sowieso nicht, was ich da gewollt hatte. Das war ein paar Wochen, nachdem du mich mit Shayna erwischt hast. Ich hatte dir versprochen, mit dem Stoff aufzuhören. Das hab ich auch gemacht. Eigentlich wollte ich noch nicht mal zu dieser blöden Party gehen. Aber dann rief Lisa an... und sagte, sie wäre eingeladen, wollte aber nicht

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