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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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vermasselt. Das weiß ich. Aber es war nichts Persönliches, Lieutenant Decker. Ich möchte, dass Sie das wissen. Es ist nur... dieser Zwang. Ich... ich musste es einfach tun.«
    »Du hattest den Zwang in dir, eine Synagoge zu schänden?« Deckers Stimme blieb ausdruckslos. »Wieso?«
    »Ich musste einfach immer daran denken. Wieder und wieder. Ich brauche Hilfe. Aber ich brauche den richtigen Therapeuten -das ist wichtig.«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf du hinauswillst, Ernesto. Ich kann dir nichts empfehlen.«
    »Meine Eltern würden es liebend gern sehen, dass ich eine Therapie mache.« Er senkte den Kopf. »Sie sind schon ewig in Therapie. Sie glauben, dass jeder eine Therapie braucht. Wenn ich also zu einem Seelenklempner gehe, mache ich sie damit glücklich.
    «
    Decker wartete.
    »Ich möchte nur nicht zu ihrem Therapeuten oder zu jemandem, den er empfiehlt«, sagte Ernesto. »Er ist nicht das, was ich brauche... ein guter Freund, mit dem man alles Mögliche bespricht. Ich brauche wirklich einen Rat. Darum wollte ich auch mit Ihnen sprechen.«
    »Ich bin kein Psychiater, Ernesto.«
    »Ich weiß, ich weiß. Sie sind nur daran interessiert, Ihr Geständnis zu bekommen und den Fall abzuschließen. Aber wennSie die Hintergründe kennen, könnten Sie vielleicht zum Staatsanwalt gehen und sich ein paar Empfehlungen geben lassen?«
    Wenn der Junge schauspielerte, machte er seine Sache jedenfalls verdammt gut. Er wirkte ernsthaft verstört und rutschte nervös zappelnd herum. Decker, als unverbesserlicher Optimist, entschloss sich, ihn ausreden zu lassen. Vielleicht hatte dieser Junge ja nicht nur mit obszönen Sprüchen und grauenhaften Bildern eine Synagoge entweiht, sondern tatsächlich etwas zu berichten.
    »Ich werde tun, was ich kann, Ernesto. Aber zuerst musst du mit mir reden. Wenn du also etwas zu erzählen hast - ich bin ganz Ohr.«
    »Okay, das werde ich. Aber es ist nicht leicht. Trotz der liberalen Einstellung meiner Eltern gegenüber radikalen Ansichten herrscht in unserer Familie keine offene Kommunikation. Ich weiß, was meine Eltern von mir erwarten, und wenn ich dem entspreche, bekomme ich meine Belohnung. Ich säge nicht an dem Ast, auf dem ich sitze, sondern verhalte mich ganz ruhig. So läuft das bei uns.«
    Decker nickte ermutigend.
    »Als sie mich fragten, ob meine Familie jüdischer Abstammung ist, und ich sagte, dass sie es einmal war, habe ich nicht gelogen. Aber ich war auch nicht völlig ehrlich, und das ist das Problem. Mein Nachname ist Golding und der Vater meines Vaters... mein Großvater väterlicherseits... war Jude. Meine Großmutter väterlicherseits war katholisch. Die Mutter meiner Mutter ist Lutheranerin, ihr Dad war ein irischer Katholik. Ich bin also ein richtiger Mischling, was den Glauben angeht. Also haben mich meine Eltern - überzeugte Liberale - ohne jede Religion erzogen, nur mit einer Vorstellung von Gerechtigkeit für alle. Damit will ich meine Eltern nicht schlecht machen... Sie wissen, wer sie sind?«
    »Golding Recycling.«
    »Ja. Wussten Sie, dass sie zu den fünfzig größten Industriellen von L. A. gehören?«
    »Der Name deiner Eltern ist ein Begriff in der Stadt.«
    »Das muss ich ihnen lassen: Sie geben sich echt Mühe. Alles, was sie tun, hat entweder mit der Umwelt oder den Bürgerrechten oder den Obdachlosen oder Aids oder irgendeiner anderen guten Sache zu tun. Sie sind erfolgreiche Spendensammler. Manchmal gab es deshalb zu Hause Stress, aber zumindest fünfzig Prozent der Zeit war immer einer von den beiden für mich oder meinen Bruder Karl da. Karl übrigens mit einem K.«
    »Wie bei Marx. Und du bist nach Che benannt.«
    »Genau. Meine Eltern sind nicht gerade für ihr Feingefühl bekannt. Sie haben zwar einiges dazugelernt, aber selbst in ihren radikalsten Tagen sind sie nie wirklich selbst aktiv geworden. Darum leben sie heute auch in einem Sechshundertfünfzigquadratmeterhaus in Canoga Estates, anstatt vor dem Gesetz davonzulaufen und sich immer neue Identitäten zuzulegen.«
    »Du magst deine Eltern.«
    »Tja... ja, eigentlich schon. Ich... bewundere sie irgendwie, auch wenn ich ihre Fehler erkenne. Darum ist die ganze Situation auch so total kaputt.«
    »Was ist kaputt?«
    »Ich. Ich erzähle Ihnen, inwieweit ich an der Sache beteiligt war, aber sonst werde ich nichts sagen. Ich bin kein Verräter und nenne deshalb keine Namen.«
    »Also gibt es andere?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Für Sie reicht doch ein einziger Täter.«
    »Das

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