Der Väter Fluch
kann für mich selbst sprechen.«
»Carter, Sie können das nicht zulassen!«, rief Melrose.
»Und ob er das kann«, erklärte Ernesto. »Meine Eltern haben mich zur Unabhängigkeit erzogen. Also werden sie sich jetzt auch daran halten und mir vertrauen, dass ich das Richtige tue!«
Was konnten die Goldings darauf antworten? Decker hätte es nicht besser planen können. Er mischte sich wieder ein: »Wo möchtest du dich mit mir unterhalten, mein Junge?« Schweigen. »Gibt es irgendwo ein freies Klassenzimmer?«
»Sie können den Altbau des Lehrertrakts benutzen«, sagte Williams.
»Ich habe in der letzten Stunde einen Analysistest. Das ist in einer Stunde. Können wir die Sache bis dahin hinter uns bringen?«, fragte Ernesto.
»Das hängt davon ab, was du mir alles zu berichten hast«, erwiderte Decker.
»Ich werde auf keinen Fall meinen Test verpassen«, beharrte Ernesto. »Ich habe zwei Tage für den Mist gelernt.«
»Ernesto, es gibt jetzt Wichtigeres als sich über Analysis Gedanken zu machen!«, platzte Jill dazwischen.
»Natürlich ist Analysis nicht das Wichtigste, Ma - sondern eine Eins in Analysis. Wenn ich keine Eins schaffe, kann ich Harvard vergessen.« Zu Decker gewandt, wollte er wissen: »Sie sagen, die Akten werden versiegelt?«
»Wenn mir gefällt, was ich höre, werde ich mich dafür einsetzen.«
»Also wird nichts davon in meinen College-Bewerbungen auftauchen?«
»Nicht wenn sie versiegelt sind.«
»Also werden die Unis nichts davon erfahren...«
»Vergiss die verdammten Unis jetzt endlich!«, schnauzte Carter.
»Wie soll ich das denn machen, Dad?«, explodierte Ernesto. »Außer Sex denke ich nur noch ans College - denn das ist das Einzige, an das Mom und du jemals denken!«
7
Foreman Prep bot Schülern wie Lehrern eine Reihe von Annehmlichkeiten, und dazu gehörte auch der Lehrertrakt. Er war ausgestattet wie ein Cafe mit einer Buchhandlung, mit Tischen, Stühlen, ein paar bequemen Sofas und mehreren Computern, an denen die Lehrer ins Internet gehen und ihre E-Mails lesen konnten. Die Einbauregale an einer Seite des Raums waren prall gefüllt mit Lesestoff - Romane, Sachbücher, Zeitungen und Zeitschriften -, und einige ausgesuchte, von Schülern angefertigte Kunstwerke zierten die übrigen Wände. Der größte Vorteil in Deckers Augen war jedoch der Wäscheservice für Lehrer. Als Dr. Dahl bemerkte, wie er mit offenem Mund die Theke anstarrte, erklärte sie Decker, die Kollegen würden immer sehr lange arbeiten. Das sei das Mindeste, was man für sie tun könne.
Decker hatte Mühe, ihre Worte zu verstehen, denn Ernesto ging zwischen ihnen beiden. Er folgte der Schulverwalterin durch den Raum und ignorierte die Blicke der übrigen Anwesenden. »Ein Arbeitgeber, der einem die Wäsche macht«, sagte er. »Wie hoch ist hier das Anfangsgehalt?«
Die Frau brachte tatsächlich ein Lächeln zu Stande. »Es ist relativ hoch, da alle unsere Lehrer noch ein Postgraduiertenstudium aufweisen müssen.«
Offensichtlich ein Seitenhieb, der ihn in die Schranken weisen sollte. Decker zuckte nur kurz die Achseln. »Ich bin Rechtsanwalt. Zählt das auch?«
Sie wurde langsamer und warf ihm einen Blick zu. »Sie sind Rechtsanwalt?«
»Lang, lang ist's her.«
»Sie waren tatsächlich als Anwalt zugelassen?«
»Jetzt werden Sie beleidigend.«
Sie errötete. »Ich wollte damit nur...«
»Ja, ich hatte eine Zulassung«, bestätigte Decker.
Sanft schob Jaime Ernesto vorwärts. »Hier entlang.«
Der Anbau des Lehrertrakts bestand aus einem kleinen Raum, holzvertäfelt, gemütlich und mit mehreren Sofas und zwei Tischen ausgestattet, auf denen je ein Computer stand. Daneben gab es sogar separate Toiletten, was Decker sehr beeindruckte. Beim Eintreten unterbrachen sie ein Paar mitten in einer angeregten Unterhaltung. Die junge blonde Frau stand auf, rot im Gesicht und mit verheulten Augen, und warf Dr. Dahl ein nervöses Lächeln zu. Der Mann - ein wenig älter, etwa Mitte dreißig - blieb auf der Couch sitzen, versuchte möglichst lässig zu wirken und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
»Wir brauchen den Raum, Brent«, sagte Jaime.
Der Mann erhob sich. »Natürlich. Kein Problem.« Dann ging er zusammen mit der Blonden hinaus, wobei beide deutlich Abstand voneinander hielten.
Dahl versuchte, einen Seufzer zu unterdrücken. Dann sagte sie zu Decker: »Möchten Sie einen Kaffee?«
»Wie wär's mit etwas Wasser für uns beide?«
»Für mich nicht, danke«, lehnte Ernesto ab.
»Ich bringe
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