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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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hatten Großeltern, die aus Europa kamen und Juden waren, und sie alle hatten etwas über den Krieg zu berichten. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, zu Hause irgendwelche Kriegsgeschichten gehört zu haben. Nichts über den... den Holocaust... die Todeslager. Aber auch keine Überlebensgeschichten.«
    »Ich verstehe.«
    »Und dazu kommt, dass die Familie meines Großvaters intakt geblieben ist - die Eltern, eine Schwester, ein Bruder -, was einen Sinn ergeben würde, wenn sie alle schon 1937 nach Südamerika ausgewandert wären. Damals waren die Todeslager noch nicht voll in Betrieb. Aber es würde keinen Sinn ergeben, dass sie alle überlebt haben, wenn Opa erst 1947 rübergekommen ist. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Dein Großvater war ein Betrüger.«
    »Das war auch mein Gedanke. Mein Dad meinte, ich hätte die Daten durcheinander gebracht. Aber das stimmt nicht.«
    »Hast du die Geburtsurkunde deines Großvaters?«
    »Nein, und da liegt das Problem. Es gibt nichts außer ein paar alten Akten. Aber ich habe noch ein wenig nachgeforscht... hier und dort. Einige Quellen aufgetan. Dabei stieß ich auf einen Yitzchak Golding, der 1940 nach Treblinka, ein Lager in Polen, geschickt wurde. Er kam nie zurück. Seine Brüder und Schwestern wurden ebenfalls in Todeslager gesteckt. Genau wie seine Eltern. Keiner von ihnen hat überlebt. Keine Onkel, Tanten, Neffen, Nichten... alle verschwunden. Tot. Die ganze Familie ist ausgerottet. Ich trage den Namen jüdischer Geister. Sie verfolgen mich, Lieutenant Decker. Tagaus, tagein verfolgen sie mich, ihre Gesichter und ihre toten Körper.« Golding schaute ihn an, die Augen gehetzt und feucht. »Ich musste sie einfach loswerden. Also tat ich, was ich tun musste.«
    »Du hast die Synagoge verwüstet.«
    Ernesto nickte.
    »Und - sind die Geister jetzt verschwunden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Sie werden nie verschwinden, solange ich nicht meinen Frieden mit ihnen mache. Ich weiß nicht, ob das möglich ist. Es ist schwer, mit Geistern zu sprechen. Sie reden nämlich nur in Träumen, wissen Sie.« Ernesto fuhr sich über die Augen. »Ich bin über ein Jahr lang mit Lisa gegangen. Sie war wunderbar - große Klasse, wunderschön, gescheit. Aber als ich das mit meinem Großvater herausfand, habe ich mit ihr Schluss gemacht. Ich konnte einfach nicht mehr mit ihr zusammen sein.«
    »Ist sie Jüdin?«
    »Ja.«
    »Und das ist der Grund, warum du mit ihr Schluss gemacht hast?«
    »Natürlich. Ich hatte Angst, ihr wehzutun. Wegen dieser Träume... dieser Phantasien. Ich würde sie niemals verletzen wollen. Ich hab sie geliebt. Ich liebe sie immer noch. Aber selbst als mit ihr Schluss war, sind die Phantasien nicht weggegangen.
    Diese Phantasien... sind sexueller Natur. Sie stoßen mich ab, aber irgendwie, auf irgendeine kranke, primitive Weise... erregen sie mich auch. Wir haben miteinander geschlafen, ganz normal eben. Aber jetzt kann ich nur noch an die kranke Art denken. Ich will sie erniedrigen... sie verletzen. Es macht mich krank, wenn ich darüber nachdenke, dass mir so was gefällt. Aber ich kann nichts dagegen tun. Manche Dinge lassen sich einfach nicht verbergen.«
    Seine Hose beulte sich aus.
    »Und die ganze Zeit, während ich meine S- und S2-Tests fürs College zu bestehen versuche, geht mir nur dieser Mist im Kopf herum... Ich... brauche... Hilfe!«
    Decker war kein Seelenklempner, aber der Junge schien es wirklich ernst zu meinen. Aber was würde Rina sagen, wenn sie herausfand, dass Decker der Junge Leid tat? »Erzähl mir Genaueres über den Vandalismus in der Synagoge«, sagte er. »Woher hast du die Bilder? Sie sehen aus wie Originale. Kommen Sie von einer Neonazigruppierung, oder gehörten sie zu den Sachen, die du auf eurem Speicher gefunden hast?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Ich hatte sie einfach.«
    »Wer von deiner Schule war sonst noch daran beteiligt?«, fragte Decker weiter. »Schauen Sie, ich gebe zu, dass ich es getan habe. Aber das ist auch alles. Ich werde nicht noch jemand anderen mit hineinziehen. Das ist Ihr Job, nicht meiner.«
    Decker hätte es erzwingen können - und vielleicht würde er das auch noch tun, irgendwann später einmal. Aber sein Grundsatz war, ein Problem nach dem anderen anzugehen. Und jetzt, da er wusste, dass Ernesto an der Sache beteiligt war, würden sich andere Dinge von selbst ergeben. »Ich bin mir sicher - egal, welcher Richter den Fall bekommt -, er oder sie wird verlangen, dass du dich einer

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