Der Väter Fluch
»Und... er sagt nie danke schön.«
»Sehr unhöflich.« Decker parkte den Wagen in der Auffahrt und half seiner Tochter aus dem Auto. Dann griff er nach Hannahs Rucksack. »Wie trägst du das alles?«
»Auf meinem Rücken.«
»Schon klar. Aber das Ding ist ganz schön schwer!«
»Ja, sehr«, stimmte Hannah zu. »Aber manchmal ziehe ich ihn auch auf den Rollen. Darf ich ein Maoam haben?«
»Keine Süßigkeiten vor dem Abendessen. Wie wär's mit Milch und Keksen?«
»Ich will keine Kekse. Wie wär's mit Milch und Maoam?«
Decker war zu müde zum Streiten. »Okay.«
»O Daddy!«, flötete Hannah und schlang ihre kleinen Anriehen um seine Hüften. »Du bist der Beste!«
Was so viel hieß wie: Dich kann man viel leichter um den Finger wickeln als Eema. Er parkte die Kleine vor dem Fernseher und nutzte die ruhige Minute, um seine Frau anzurufen. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich sie abgeholt habe.«
»Danke, Peter. Ist sonst alles okay?«
»Solange du nichts dagegen hast, dass sie zwischendurch Maoam isst...«
»Und wenn doch?«
»Dann holst du sie beim nächsten Mal wieder selbst ab, würde ich sagen.«
Rina lachte. »Ich bin dir sehr dankbar, dass du es getan hast. Ich kann es einfach nicht ertragen, die schul in diesem Zustand zu sehen.«
»Und - seid ihr bald fertig?«
»Schön wär's. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wer hier mehr Schaden angerichtet hat - die Vandalen oder die Spurensicherung. Judith Marmelson und Renee Boxstein sind hier, und Renees Ehemann Paul holt gerade ein paar Eimer Farbe. Wenn du Hannah bei ihrer Freundin Arieila Hackerman ablieferst, kannst du vorbeikommen und mitmachen.«
»Das geht leider nicht. Ich warte auf Yonkie, damit er hier babysittet und ich wieder zur Arbeit fahren kann. Ich musste alles liegen lassen, um Hannah abzuholen. Aber ich war ganz froh, ein wenig rauszukommen.«
»Und was macht die Untersuchung?«
»Läuft ganz viel versprechend. Mehr kann ich dir aber noch nicht sagen.«
»Viel versprechend ist gut, ermutigend.«
»Da hast du Recht.«
»Ein Verdächtiger...«
»Mehr wird nicht verraten.«
»Du bist ein Spielverderber.«
»Stimmt, aber das wusstest du schon, als du mich geheiratet hast.«
Yonkie kam pünktlich nach Hause. Decker wartete, bis er in seinem Zimmer war. Einen Augenblick später dröhnte ohrenbetäubender Punkrock aus Yonkies Stereoanlage, und Decker musste gegen die Tür hämmern, um sich bemerkbar zu machen. Der Lärm verebbte, und dann öffnete sein Stiefsohn die Tür und sah ihn mit ernstem Blick an. »Hi.«
»Hi.« Decker versuchte ein Lächeln. »Darf ich reinkommen?«
»Klar.« Er machte einen Schritt zur Seite. »Wie geht's?«
»Bist du immer noch sauer auf mich?«
»Nein, überhaupt nicht. Tut mir Leid wegen heute Mittag. Ich hab irgendwas gesagt, ohne nachzudenken.«
»Hast du viel Ärger mit deinen Kumpels gekriegt?«
»Ist schon okay. Ich schaff das schon.«
Die gleichen Worte wie Ernesto - das Glaubensbekenntnis der Heranwachsenden. Yonkie leckte sich die Lippen. »Was ich nicht brauchen kann, ist deine Hilfe, okay?« Das war deutlich. Decker nickte.
Yonkie wirkte nervös, wartete ungeduldig darauf, dass Decker wieder ging. »Sonst noch was?«
»Ich bin heute früher nach Hause gefahren, um Hannah abzuholen«, sagte Decker. »Dabei ist noch einiges liegen geblieben. Kannst du ein paar Stunden auf sie aufpassen?«
»Kein Problem.«
Auch wenn er einverstanden war, schwang dennoch Zorn in seiner Stimme mit. »Ist wirklich alles in Ordnung, Jacob?«
»Klar. Mach dir keine Sorgen.« Und nach einer kurzen Pause: »Wie geht's Eema?« Seine Stimme klang besorgt. Der Junge liebte seine Mutter. »Sie schrubbt die Synagoge. Es war ziemlich schlimm.«
»Braucht sie Hilfe?«
»Du hilfst ihr, indem du auf Hannah aufpasst. Ist das wirklich okay?«
»Absolut. Wenn sie sich langweilt, unternehmen wir zusammen was.«
»Danke.« Decker klopfte dem Jungen auf die Schulter, aber es kam keine Reaktion. Jacob war hart wie Stein - oder vielleicht nur steif wie ein Brett. Er wusste, dass er genau taxiert wurde, aber er hielt Deckers prüfendem Blick stand. »Äh... bist du jetzt sofort wieder weg?«
»In ein paar Minuten.«
»Lass dir Zeit. Ruf mich, wenn du gehst.«
Er machte Decker die Tür vor der Nase zu. Jake war eine geballte Ladung unterdrückter Wut. Decker versuchte, es nicht persönlich zu nehmen, aber die Spannung hinterließ in ihm ein mulmiges Gefühl. Er ging zu Hannah, die sich gerade durch eine Packung
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