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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Maoam hindurcharbeitete.
    »Wie wär's mit einem überbackenen Käsesandwich?«
    Ihre Augen klebten förmlich am Fernseher - Bugs Bunny. Der Hase hatte schon gesprochen, als Cindy noch ein kleines Mädchen war.
    »Hannah, hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Käsesandwich ist okay.«
    Sie hatte ihn gehört. Decker machte ihr mithilfe eines elektronischen Sandwichgrills, der nicht nur den Käse zum Schmelzen brachte, sondern zugleich auch das Brot in eine hübsche Muschelform presste, das vorgeschlagene Abendessen. Doch Hannah hatte keinen Blick für solche ästhetischen Feinheiten. Stattdessen bat sie ihn, das Sandwich in eine Serviette zu wickeln, damit ihr das Fett nicht über die Finger lief. In manchen Dingen peinlich sauber, in anderen mehr als unordentlich - Kinder würden ihm immer ein Rätsel bleiben.
    Er sagte: »Hannah, ich fahre jetzt wieder zurück zur Arbeit. Yonkie ist hier, falls du was brauchst.«
    »Wo ist Eema?«, fragte sie erneut.
    Als ob eine Wiederholung der Frage ihre Mutter herbeizaubern könnte.
    »Sie ist in der schul.«
    » Okay.«
    »Ich fahre jetzt.«
    »Okay.«
    »Ich hab dich lieb.« Er beugte sich hinunter und gab ihr einen Kuss. »Wiedersehn.« Das kleine Mädchen knabberte an einer Ecke der geschmolzenen Käsescheibe. »Wiedersehn.«
    Ein typischer Fall von Fernsehnarkolepsie. Er strich ihr über den Kopf und hörte, wie Jacob nach ihm rief. Er hatte sogar »Dad« gerufen, und das war ein gutes Zeichen. Wenn Jacob wütend war, nannte er ihn immer Peter.
    »Bist du noch da?«, rief er aus seinem Zimmer.
    »Ja. Was ist?«
    »Kannst du mal kurz kommen?«
    Decker fuhr Hannah noch einmal über den Kopf, dann betrat er Jacobs Allerheiligstes. Jacob machte immer sein Bett und ließ auch nie den Müll auf dem Boden herumliegen, aber sein Schreibtisch war übersät mit Büchern, Zetteln, Bonbonpapierchen und anderen seltsam geformten Gegenständen, die Decker nicht identifizieren konnte. Sammys Bett und Tisch befanden sich in tadellosem Zustand - er hatte nicht das kleinste bisschen Krimskrams hinterlassen. Jacob weigerte sich, sein Durcheinander auf die Seite des Zimmers hinüberwuchern zu lassen, die seinem abwesenden Bruder gehörte. Es schien fast so, als ob Jacob alles sauber hielt in der Hoffnung, dass Sammy plötzlich wieder auftauchte.
    »Ich glaube, das hier musst du dir anhören.« Jacob drückte auf die Starttaste seines Anrufbeantworters.
    Hi, Jake, hier ist Ernesto Golding. Lange her, wie? Ich weiß nicht, ob dein Stiefvater dir erzählt hat, was hier abgeht. Wahrscheinlich nicht. Eigentlich darf er auch gar nicht über mich sprechen, aber man weiß ja nie. Wahrscheinlich wird dir sowieso irgendjemand was erzählen. Also hab ich mir überlegt, dass ich es dir besser gleich selbst sage... dass ich in eure Synagoge eingebrochen bin... ein paar Sachen durcheinander geworfen habe, ein paar Hakenkreuze an die Wand gesprüht und irgendwelchen Nazischeiß auf den Boden geworfen habe. Ich hab an dem Tag einfach nur so rumgehangen, mich zugedröhnt, und eine Mutprobe führte zur anderen, bis das Ganze dann ziemlich aus dem Ruder lief. Ich weiß nicht... es war nichts Persönliches gegen Juden oder so. Es ist einfach passiert. Die Sache tut mir echt Leid, aber wie schon gesagt, es war nichts Persönliches. Ich weiß zwar nicht, wie viel du und dein Stiefvater miteinander reden, aber wenn ihr miteinander sprecht, kannst du ihm das von mir sagen. Wahrscheinlich klinge ich ziemlich durcheinander - ich weiß. Na, jedenfalls, wir haben uns ja lange nicht gesehen und wahrscheinlich werde ich dich auch nicht mehr zu sehen bekommen. Ich lege jetzt auf.
    Man hörte ein Klicken, dann nur noch das monotone Summen der Telefonleitung. Jacob betrachtete neugierig seinen Stiefvater. »Hast du Ernesto Golding festgenommen, weil er die schul verwüstet hat?«
    »Was er dir erzählt, ist seine Sache. Aber soweit es mich betrifft, rede ich nicht über jugendliche Straftäter.«
    »Ich nehme das als ein Ja.« Jacob begann im Zimmer auf und ab zu gehen. »Was für ein... Vollidiot!«
    »Was glaubst du - warum hat er dich angerufen?«, fragte Decker.
    »Keine Ahnung. Ich kenne ihn kaum.«
    »Und was hältst du von ihm?«
    Jacob stieß ein kurzes Lachen aus. »Meine vier Großeltern haben alle vier die Lager überlebt - zwei davon mit Nummern auf dem Arm. Dieser Typ verwüstet die schul und hinterlässt überall Nazidreck und Hasstiraden. Und ich soll das nicht persönlich nehmen?« Er biss sich auf die

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