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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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zwei- oder dreiundzwanzig war sie nicht mehr minderjährig, aber er ging davon aus, dass sie finanziell immer noch von ihren Eltern abhing. Wenn er beide auf seine Seite bringen könnte, würde er vielleicht an Ruby herankommen. Andererseits - wenn die junge Frau derart strikte Ansichten vertrat, konnte das auch darauf hindeuten, dass die Eltern schon lange keinen Einfluss mehr auf sie hatten. Er bezweifelte, dass ihre Ideen der elterlichen Erziehung zu verdanken waren, aber man konnte nie wissen.
    Es wurde langsam spät. Vielleicht wäre es das Beste, bis morgen zu warten. Vielleicht würde ihm irgendeine schlaue Idee einfallen, wie er an sie herankommen könnte. Vielleicht genoss sie es ja, andere Menschen zu provozieren, und vielleicht war es ein besonderes Vergnügen für sie, einen Cop herauszufordern. Er könnte den Dummen spielen. Wenn sie Jacob wirklich hasste, musste es ein echter Kick für sie sein, seinen Polizistenvater auf die Palme zu bringen. Was ihn wieder auf seinen Stiefsohn brachte. Nach fünfzehn Jahren mit einem völlig problemlosen Kind bekam er jetzt die Rechnung präsentiert - und zwar mit Zins und Zinseszins. Jacob war launisch, mürrisch und sarkastisch. Aber Furcht einflößend? Der Junge schaffte es immer wieder, ihn zu überraschen.
    Er nahm die Vordertür und ging in die Küche. Jacob schaute vom Tisch auf. Er trug eine Pyjamahose, kaute an einem Sandwich und las Beowulf, den gelben Marker in der Hand. »Hi. Was machst du zu Hause? Ich dachte, du wärst zur schul gefahren, um zu helfen.«
    »Ich wollte erst noch kurz einen Blick hereinwerfen... sehen, ob du was brauchst.«
    »Ich bin okay. Hannah schläft schon.«
    »Gab's Probleme?«
    »Nö. Sie ist ein tolles Mädchen.«
    »Stimmt.«
    »Du siehst müde aus«, sagte Jacob. »Als ob du gerade eine anstrengende Unterhaltung mit einer hysterischen Siebzehnjährigen gehabt hättest.«
    Decker setzte sich an den Tisch. »Ich ziehe dich nur ungern in die Sache rein. Aber ich brauche deine Hilfe als Polizist - das heißt, je mehr Informationen, desto besser.« Er schaute auf Jacobs Teller. »Was isst du gerade?«
    »Tunfisch. Es ist noch mehr im Kühlschrank. Ich kann dir auch ein Sandwich machen.«
    »Lass nur, ich mach's selber.«
    »Setz dich.« Jacob stand auf. »KibudAw. Seinen Vater zu ehren, bringt mir sicher Bonuspunkte beim großen Boss. Und ein paar mehr könnte ich gut gebrauchen.« Er bereitete Decker ein Sandwich mit Tunfisch auf Roggenbrot zu, komplett mit Salat und Tomaten. Decker vollzog die rituelle Waschung seiner Hände und sprach dann den Segen vor dem Essen. Zwei Bissen später war die Hälfte des Sandwichs verschlungen. »Hast du aber einen Hunger!«
    »Ich bin immer hungrig.« Decker klopfte sich auf den Bauch. Immer noch fest, aber ein wenig fülliger. »Können wir über Lisa reden?«
    »Wenn du willst.«
    »Eigentlich bin ich mehr an einer Frau namens Ruby Ranger interessiert. Lisa erzählte mir, dass du sie kennst, und sie sagte auch, dass du sie nicht magst.«
    »Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Ruby Ranger ist völlig durchgeknallt!«
    »Lisa meinte, dass Ruby einmal versucht hätte, dich zu provozieren. Angeblich hast du verärgert und ziemlich aggressiv reagiert.«
    »In Wahrheit habe ich ihr gesagt, wenn sie mich noch einmal dumm anmacht, würde ich ihr das Gesicht zu Brei schlagen.«
    Decker antwortete nicht - er war viel zu schockiert, um ein Wort herauszubringen.
    »Ich habe ihr nicht nur gedroht, sie umzubringen«, fuhr Jacob fort, »sondern ihr auch erklärt, wie ich es tun würde. Und dann habe ich ihr gesagt, wie ich den Mord vertuschen würde. Denn schließlich wüsste ich alles über Ermittlungen in Mordfällen und darüber, wie man sie ins Leere laufen lässt, weil ich der Sohn eines Polizeilieutenants sei und so oft miterlebt hätte, wie du in solchen Fällen vorgehst; dass ich alle Fehler vermeiden würde, die man als Mörder begehen könnte.« Er senkte den Blick. »Und sie hat mir tatsächlich geglaubt.«
    Decker biss sich auf die Lippen und versuchte, sich darüber klar zu werden, wie er reagieren sollte. Aber immer noch fehlten ihm die Worte.
    »Sie hat nie wieder mit mir gesprochen«, sagte Jacob. »Aber ich habe sie seitdem auch nicht mehr gesehen. Ich bin nicht mehr zu diesen Partys gegangen. Deshalb werde ich wohl nie herausfinden, was sie wirklich gedacht hat.«
    »Hat jemand mitbekommen, wie du sie bedroht hast?«
    »Ja. Wir haben einen ziemlichen Menschenauflauf verursacht. Eine

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