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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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vorgehen. Er ist viel besser als die Ärztin davor; die konnte ich überhaupt nicht leiden.«
    »Hast du ihm von deinen Drohungen gegenüber Ruby Ranger erzählt?«
    »Ja. Wir haben daran gearbeitet.«
    »Gut.« Decker wählte sorgfältig seine Worte. »Hättest du was dagegen, dass ich ihn anrufe? Ich könnte ein paar Tipps gebrauchen, wie ich mich in Zukunft verhalten soll.«
    »Du machst das prima, Dad. Wahrscheinlich spreche ich mit ihm auch nicht mehr als mit dir.«
    Nein, ich mache das ganz und gar nicht prima! Sanft fragte Decker: »Also wäre es dir lieber, wenn ich ihn nicht anrufe?«
    »Lass mich zuerst mit ihm reden, okay?«
    »Dagegen ist nichts einzuwenden. Gibt es noch etwas, das du mir sagen möchtest?«
    »Über Ruby Ranger oder über mich?«
    »Im Augenblick bin ich mehr an dir interessiert als an Ruby Ranger.«
    »Irgendwas Besonderes? Drogen? Stimmt, ich hab auch Pillen eingeworfen. Meistens Downer, wenn Hasch nicht ausgereicht hat. Ich war gern völlig zugedröhnt. Es hat die Wut erträglicher gemacht.«
    »Was sonst noch, Yonkie?«
    »Das war's.«
    Schweigen.
    »Nein, wirklich - das war's.« Er zeigte Decker seine Unterarme. »Siehst du? Clean. Ich bin clean. Ich bin immer noch sehr wütend, aber das kommt nicht von der Chemie. Du siehst vor dir den puren, unverfälschten Yonkel.«
    Decker versuchte zu lächeln. Anscheinend hatte er zumindest teilweise Erfolg gehabt. »Was ist mit Sex?«
    »Was soll damit sein?«
    »Bist du sexuell aktiv? Ich möchte nur sichergehen, dass du dich selbst schützt.«
    »Darauf kannst du dich verlassen«, lächelte Jacob. »Zumindest verkehre ich mit niemandem.«
    Deckers Lachen klang offen. »Okay.«
    »Ich hab einen Deal mit mir selbst geschlossen: Ich will versuchen, mich bei den Mädchen zurückzuhalten, bis ich nächstes Jahr auf die Johns Hopkins gehe. Dafür muss mein Notendurchschnitt so gut bleiben wie jetzt, und Mädchen würden mich dabei nur ablenken. Außerdem - wenn ich älter bin, sind auch die Mädels älter. Es ist nicht leichter, aber ich kann warten.«
    »Sehr clever von dir.« Decker zögerte. Aber dann brachte er die Worte doch heraus: »Als ich dich gefragt habe, ob du mir noch etwas sagen möchtest, hatte ich eigentlich mehr an kriminelle Aktivitäten gedacht, Jacob.«
    Jacob wurde rot und wandte sich ab.
    »Liege ich so daneben?«, fragte Decker.
    Jacob konnte ihm immer noch nicht ins Gesicht schauen. »Ich habe ein paar Ladendiebstähle begangen.«
    »Einbrüche?«
    »Nein.« Er sah Decker an. »»Nein.«
    Decker war im Begriff zu sagen: »Gut, ich glaube dir«, aber seine Stimme versagte ihm. »Ich hab geklaut«, fuhr Jacob fort. »Meistens Schnaps, aber auch so ungefähr ein Dutzend CDs, im Lauf von gut drei Monaten.« Er schwieg kurz. »Sechzehn CDs. Frag mich bitte nicht, wie ich das mit den ganzen Metalldetektoren hingekriegt hab. Es gibt ein paar Tricks. Ich tue kapparab dafür.«
    »Welche Art von Buße?«, fragte Decker und benutzte den nichtjüdischen Ausdruck dafür.
    »Ich habe die CDs nie geöffnet. Sie waren die ganze Zeit originalverpackt.« Pause. »Vor zwei Monaten rief Dr. Dashoff den Geschäftsführer an. Er erklärte die Situation, ohne Namen zu nennen. Dann gab er an meiner Stelle die CDs zurück.
    Niemand stellte Fragen. Was den gestohlenen Schnaps betrifft, habe ich all meinen Mut zusammengenommen und bin selbst hingegangen. Ich hatte immer diesen Tante- Emma-Schnapsladen beklaut. Der Besitzer, Mr. Kim, war in der Sache mehr als anständig. Wir haben eine Vereinbarung getroffen - einen Betrag ausgemacht. Den arbeite ich jetzt ab - in Handarbeit. Regale auffüllen, fegen, putzen... darauf achten, dass niemand Schnaps klaut. Ist das ironisch, oder was? Ich gehe immer an Sabbat hin, weil das mein einziger freier Tag ist. Eema glaubt, dass ich bei Freunden bin, aber das stimmt nicht. Du kannst es überprüfen, wenn du willst.«
    »Wo ist dieser Laden?«
    »Etwa fünf Kilometer von hier. Ich gehe nach dem Mittagessen hin, und Yossie holt mich nach Einbruch der Dunkelheit wieder ab. Früher habe ich ein paar aus der alten Clique da getroffen, aber heute halten sie sich von mir und Mr. Kim fern. Vielleicht habe ich nicht Ruby Ranger einen Schrecken eingejagt - sondern den Jungs.«
    Decker rieb sich den Kopf.
    »Ich hab dir wohl ganz schön Kopfschmerzen bereitet, was?«
    »Ich bin nur froh, dass du es mir wenigstens jetzt erzählt hast.«
    »Ich gebe mir echt Mühe, Dad. Es ist hart, aber ich werd's schaffen.«
    »Yonkie...«

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