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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Weile habe ich befürchtet, dass jemand die Behörden benachrichtigt - die richtigen Behörden, nicht dich. Was eigentlich auch logisch gewesen wäre. Aber niemand hat etwas gesagt. Sie alle... kein Gerechtigkeitssinn.« Schweigen.
    »Eine Festnahme hätte damals perfekt in mein Selbstbild gepasst«, fuhr Jacob fort. »Ich war echt auf dem Tiefpunkt meines Lebens angelangt. Ich hab Hasch geraucht, Pillen eingeworfen, rumgebumst und nichts als Scheiße gebaut. Ich war völlig am Ende. Zum Glück hast du mich zuerst erwischt.« Er starrte Decker an. »Das war ein Kompliment.«
    »Vielen Dank.« Decker sah ihn an wie einen Fremden. »Du hast mir nie erzählt, dass du auch Pillen geschluckt hast.«
    Jacob machte eine abfällige Handbewegung.
    »Was hast du mir sonst noch verschwiegen?«
    Jacob warf den Kopf zurück. »Du bist ein prima Kerl, Dad. Du versuchst, mich zu verstehen. Aber selbst prima Kerle haben ihre Grenzen.« Er sah seinen Stiefvater an. »Ich jage dir eine Heidenangst ein, stimmt's?«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Ich hasse alles und jeden«, sagte Jacob. »Ich bin die ganze Zeit über wütend. Aber nicht die anderen sind das Problem, sondern ich. Ich versuche, meine Wut in konstruktive Bahnen zu lenken. Klingt vielleicht wie ein Haufen Scheiße für dich, aber so ist es nun mal.«
    Decker schwieg.
    Jacob blickte zur Seite. »Ich gebe mir wirklich Mühe, vor allem wegen Eema - sie verdient was Besseres. In den letzten sechs Monaten habe ich außer Aspirin nichts angerührt. Ich bin gut in der Schule. Ich arbeite einmal in der Woche bei der Telefonseelsorge. Ich helfe einmal im Monat im Obdachlosenheim. Ich versuch's wirklich*. Aber es ist hart«
    Decker legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. Dann beugte er sich vor und küsste ihn auf die Stirn. »Was kann ich für dich tun, Jacob?«
    Er schüttelte den Kopf. »Mach einfach so weiter wie bisher - das ist das Beste, schätze ich. Es ist schon toll, wenn du nicht ausflippst, wenn ich dir solche Sachen erzähle.«
    »Das fällt mir nicht leicht«, meinte Decker. »Im Innern bin ich gerade ziemlich ausgeflippt.«
    Der Junge schob seinen Teller weg und klappte das Buch zu. »Du hast im Lauf der Jahre schon einen ganzen Haufen Verrückte gesehen, oder?«
    »Allerdings.«
    »Und - passe ich ins Profil?«
    Decker wagte nicht, sich mit dem Gedanken näher zu befassen. »Nein.«
    Jacob lächelte mit feuchten Augen. »Vielen Dank, dass du nett sein willst.«
    »Du hast ein Gewissen«, sagte Decker. »Ein Verrückter nicht. Aber das heißt nicht, dass du keinen Schaden anrichten kannst, wenn du Mist baust.«
    »Ich weiß.«
    »Hast du Ruby Ranger damals nur etwas vorgemacht, oder wolltest du es wirklich tun?«
    »Zu der Zeit habe ich es wirklich tun wollen, nehme ich an. Sie ist ein schlechter Mensch. Sie verteidigt Leute wie Hitler und Stalin und Pol Pot. Als ich ihr drohte, blieb sie echt cool. Ich glaube sogar, es hat ihr gefallen. Ich weiß, dass es ihr gefallen hat. Es hat sie angemacht - erregt. Ihre Nippel wurden hart.«
    »Das hätte auch Angst sein können.«
    »Das war was Sexuelles, Dad. Glaub mir, ich weiß es. Diese Leute... sie sind so reich, so privilegiert. Sie haben schon fast alles ausprobiert und sind ständig auf der Suche nach immer neuen Kicks. Wenn Drogen ihnen nichts mehr bieten können, suchen sie eben nach etwas anderem. Ruby Ranger hält Massenmörder und Serienkiller für verkannte Genies. Glaube ich, dass sie hinter den Verwüstungen steckt - nach allem, was ich von Lisa darüber gehört habe, dass Ruby und Ernesto miteinander rumgemacht haben? Und ob! Es würde mich nicht überraschen, wenn Ruby das Ganze nur inszeniert hat, um mir eins auszuwischen -weil sie natürlich nur darauf gehofft hat, dass ich mit einer Pistole losziehe und sie suche. Wahrscheinlich hat sie die Idee geil gemacht...«
    »Es reicht, Jacob!«
    »Tut mir Leid, tut mir Leid.« Er schlug die Hände vors Gesicht. »Ich kann ein ziemliches Arschloch sein.«
    »Du bist kein Arsch... doch, manchmal schon. Und dann befürchte ich das Schlimmste. Außerdem weiß ich im Augenblick nicht, was ich tun soll.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich werde keinen Blödsinn anstellen, das verspreche ich dir.«
    »Bist du zu Dr. Dashoff auch wirklich offen, Jake?«
    »Teilweise. So wie jetzt mit dir. Ich erzähle dir Teile der Wahrheit, bis ich genug Mut aufbringe, dir alles zu sagen. Er wird dir sagen können, welche Fortschritte ich mache, aber er lässt mich in meinem eigenen Tempo

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