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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Auto, und er hat Ernesto besucht.«
    »Es gehört ihr, nicht ihm.«
    »Offenbar sind Eltern nicht die Einzigen, die ihre Nase in fremde Angelegenheiten stecken...«
    Sie wurde ganz traurig und sagte mit sanfter Stimme: »Lieutenant, bitte.«
    »Hast du nun Ruby Ranger in Ernestos Haus gehen sehen - ja oder nein?«
    »Ja.« Jetzt war sie endgültig besiegt. »Ein paar Mal.«
    »Und - wie ist sie?«
    Ein langer Seufzer. »Politisiert.«
    »Und um welche Art von politischen Ideen handelt es sich?«
    »Anarchistischer Kram. Die Regierung soll endlich aufhören, für jeden den Babysitter zu spielen. Und außerdem hat sie kein Recht, jemandem was vorzuschreiben, wenn sie selbst so korrupt ist. Besonders wichtig ist für Ruby die Freiheit des Internet. Das ist zurzeit ihre raison d'etre - der Kampf um ein freies, unzensiertes Internet. Wenn Zwölfjährige im Chat mit verurteilten Sexualverbrechern über Pornografie reden wollen, findet sie das okay. Oder wie wäre ein Chat zum Thema Inzest oder Unzucht mit Minderjährigen? Kein Problem. Braucht man Informationen, wie man an Drogen herankommt? Okay. Genauso wenig hat sie was dagegen, wenn jemand mit Neonazis über deren Held Hitler reden will oder Nazikram im Internet kauft. Das hat sie gesagt... mit ziemlich genau diesen Worten.«
    Decker nickte.
    »Außerdem sagte sie - mir gerade ins Gesicht, während andere Leute zuhörten -, dass ich perfektes KZ-Futter abgegeben hätte, so jüdisch wie ich aussehe.«
    Decker zuckte zusammen. »Das ist abscheulich. Nicht dass du jüdisch aussiehst, sondern der Teil mit dem KZ. Das ist absolut widerwärtig.«
    »Es war der pure Horror.«
    »Das glaube ich dir gern.« Decker dachte sofort daran, wie diese Frau Ernestus sadistische Sexualphantasien angeregt haben musste. Und diese Anstachelung war besonders effektiv, solange Golding an die Nazivergangenheit seiner Familie glaubte. »Was hast du geantwortet?«
    »Nichts. Ich war viel zu geschockt, um etwas darauf zu erwidern. Und das war natürlich genau das, was sie wollte - durch ihre Unverschämtheit die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.« Sie richtete den Blick auf ihre nackten Zehen. »Jake war nicht dabei. Ich habe ihm später davon erzählt. Er sagte mir, dass seine Großeltern in Konzentrationslagern gewesen wären.«
    Decker nickte.
    »Aber es sind nicht Ihre Eltern?«
    »Meine Eltern sind Amerikaner«, antwortete Decker.
    »Genau wie meine. Und mein Vater ist noch nicht mal Jude. Rubys Behauptung hat mich sehr verletzt. Aber dann gibt es noch diese andere Seite in mir... ich war total verlegen, weil ich so jüdisch aussah und jüdische Mädchen den Ruf haben, nicht besonders scharf zu sein. Darum habe ich mir das Nasenpiercing machen lassen. Sie finden es sicher schrecklich, oder?«
    Er fand es tatsächlich schrecklich. Aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Gefühle sind nichts Schreckliches.«
    Das nahm sie ihm nicht ab. »Stimmt nicht. Selbstzerstörerische Gefühle sind etwas Schreckliches.«
    Deckers Ton wurde sanfter. »Weißt du, wo ich Ruby Ranger finden kann?«
    Lisa nickte. »Sie lebt bei ihren Eltern. Werden Sie mit ihr reden?«
    »Sicher«, bestätigte Decker. »Aber ich weiß es natürlich nicht von dir, richtig?«
    »Sie wird denken, dass Jake es Ihnen gesagt hat. Er hasste sie. Jedes Mal, wenn sie in einen Raum kam, ging er. Einmal stellte sie ihn zur Rede... und sagte irgendwas darüber, was für ein antiquiertes Leben er führen würde. Das war vielleicht ein Fehler! Mann, er hat mir richtig Angst...« Sie schwieg plötzlich.
    Jake hat mir richtig Angst eingejagt, hatte sie sagen wollen. Decker würde mit ihm darüber sprechen müssen - ein Moment, vor dem er sich schon jetzt fürchtete. Der Vater in ihm hatte einfach nicht die Kraft, sich noch mit einer weiteren Krise auseinander zu setzen. Aber der Polizist in ihm drängte ihn dazu. Er klappte sein Notizbuch zu. »Vielen Dank. Du hast mir sehr geholfen.«
    »Vielleicht habe ich Ihnen ja tatsächlich geholfen«, sagte sie. »Aber Jake oder Ruby war ich bestimmt keine große Hilfe.«
    Decker war nur noch Minuten von der schul entfernt, aber seine Gedanken kreisten immer noch um das, was Lisa Halloway ihm gerade erzählt hatte. Daher entschloss er sich, für einen kurzen Stopp nach Hause zu fahren. Sei ein guter Vater und sieh nach, was deine Kinder machen. Außerdem würde ihm die längere Autofahrt ein paar Minuten mehr Zeit zum Nachdenken geben.
    Wie sollte er die Sache mit Ruby Ranger angehen? Mit

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