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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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krampfartige Zuckungen, als würde die Anspannung sich in ihrem Nervensystem stoßweise entladen. »Sie dürfen nicht schlecht von Ruby denken. Sie ist ein Freidenker, weil wir sie so erzogen haben. Vielleicht etwas zu freidenkend, aber ich weiß, sie wird eines Tages zur Ruhe kommen.« Die Frau lächelte, aber ihre Augen schimmerten noch feucht. »Wir waren doch alle mal Freidenker, nicht? Und jetzt sehen Sie uns mal an.«
    Für Wanda war das keine Entschuldigung. »Wir möchten gern mit Ihrer Tochter sprechen, bevor sie geht. Wenn Sie uns jetzt also entschuldigen würden.«
    »Aber natürlich. Ich versuche ja nur zu erklären...«
    Sie ließen sie stehen und weiter nach Worten der Erklärung suchen. Die Tür zu Rubys Zimmer stand weit offen. Ruby schleuderte im wahrsten Sinne des Wortes ihre Sachen in einen überdimensionalen schwarzen Seesack. Die meisten ihrer Kleidungsstücke waren schwarz und erinnerten an Trauerfähnchen. Ihr Zimmer war so spärlich eingerichtet wie eine Gefängniszelle: ein großes Bett mit einer Tagesdecke und ein Sideboard mit einem Gettoblaster. Die Wände und der Holzboden waren völlig kahl. Kein Spiegel, kein Fernseher. Die junge Frau selbst wirkte äußerst gepflegt. Wanda ging ein paar Schritte in Richtung Badezimmer und warf einen Blick hinein. Auf dem Badewannenrand standen zahlreiche Flaschen und Tiegel, und über dem Waschbecken hing ein Spiegel.
    »Wohin wollen Sie denn?«, fragte Wanda betont beiläufig.
    »Das geht dich nichts an.« Ruby würdigte sie keines Blickes, während sie sprach. »Aber ich werde es dir trotzdem verraten. Wahrscheinlich zurück nach Nordkalifornien. Vielleicht aber auch nicht.«
    »Silicon Valley?«, warf Webster ein.
    »Hängt davon ab, was für mich dabei herausspringt.« Sie stopfte eine Jeans in eine Seitentasche. Dann zog sie ein äußerst knapp geschnittenes Lederbustier aus einer Schublade und hielt es über ihr kurzes Top. »Was haltet ihr davon?«
    Keine Antwort.
    »Ja, ja, ich weiß, was ihr denkt... gibt meinen Titten nicht genügend Halt.« Sie umfasste ihre Brüste. »Neunzig D. Alles Natur, keine Implantate. Wer da nicht neidisch wird...« Sie warf Martinez das Bustier zu. »Schenk's deiner Frau oder Freundin.« Dann schleuderte sie den Slip hinterher. »Und denk an mich, wenn du sie das nächste Mal vögelst.«
    Martinez warf beide Kleidungsstücke zurück. »Ich verzichte. Wo waren Sie gestern Morgen?«
    »In meinem Bett. Hab masturbiert.«
    »Um wie viel Uhr?«, fragte Martinez ungerührt weiter. »Keine Ahnung. Neun, zehn Uhr... ich hab nicht auf die Uhr geschaut.«
    »Der Akt als solcher dauert nicht so lange«, erklärte Wanda. »Was haben Sie danach gemacht?«
    »Keine Ahnung. Geduscht, meine Beine rasiert, aufs Klo gegangen... das Übliche halt. Ich bin nicht mal in der Nähe der Synagoge gewesen. Ja, ich bewundere Hitler, aber das Beschmieren von Wänden mit infantilen Sprüchen und das Verstreuen von Fotos mit Leichen ist kindisch.« Sie strich mit ihren abgebissenen Fingernägeln über ihre glänzenden Haare. »Ich bin kein Nazi... der Faschismus interessiert mich nicht. Es sind die diabolischen Führer, die mich faszinieren. Diejenigen, deren Leben am Rande der Gesellschaft beginnt und die sich bis zur Spitze hinaufarbeiten. Da muss man eher der Öffentlichkeit einen Vorwurf machen als ihnen selbst. Denn nichts geht ohne Unterstützung der Öffentlichkeit.« Sie grinste. »Nicht einmal Cops... vor allem Cops.« Sie warf Wanda einen schwarzen Leder-BH zu. »Wie wär's damit, Schwester? Passt gut zu deiner Hautfarbe.«
    Wanda warf den BH zurück. »Ich bin nicht Ihre Schwester, und außerdem ziehe ich Farben vor. Der Gothic-Stil ist für mich längst passe.«
    »Den Krähenfüßen nach zu urteilen muss das schon verdammt lange her sein«, erwiderte Ruby. »Kapiert ihr überhaupt, was ich hier sage, Leute? Der Totalitarismus kann nicht in einem Vakuum existieren. Überlegt doch mal, wie schnell die Berliner Mauer gefallen ist. Siebzig Jahre fest verankerter, eiserner Kommunismus fielen einfach so in sich zusammen.« Sie schnippte mit den Fingern.
    »Haben Sie und Ernesto jemals über Hitler geredet?«, fragte Webster.
    »Über Hitler, Stalin, Iwan den Schrecklichen, Ludwig XVI., Marie Antoinette, Blaubart, Jeffrey Dahmer, Gacy, Ed Gein, Lizzie Borden, Richard III... hab ich jemand vergessen? Es stimmt -ich bin auf die dunkle Seite der Menschheit fixiert. Aber soweit ich weiß, wurde der erste Zusatzartikel der Verfassung noch

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