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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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werden wir, Lieutenant. Daran besteht kein Zweifel. Das werden wir.«
    »Hört sich für mich wie ein Sommerlager für Problemjugendliche an.« Decker lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete Martinez, Webster und Bontemps. Die drei sahen aus wie eine ältere Ausgabe der Twen-Police. »Habt ihr schon mal einen Blick auf die letzte Seite des Sunset Magazine oder ähnlicher Zeitschriften geworfen? Da wimmelt es nur so von Naturcamps für jugendliche Problemfälle. Ich wüsste wirklich nicht, wodurch sich dieses von den anderen unterscheiden sollte.«
    Martinez rieb sich sein müdes Gesicht. Es war bereits kurz vor fünf, und sein Magen rumorte. »Vielleicht liegt der Unterschied darin, dass die Baldwins eine reiche Klientel ansprechen.«
    »All diese Lager sprechen eine reiche Klientel ein, Bert. Hast du schon mal da angerufen und dich nach den Preisen erkundigt?«
    »Vielleicht haben sie einen höheren Betreuer-Patienten-Schlüssel. Oder die beiden Psychologen sind mit ihrer Therapie einfach erfolgreich«, meinte Wanda.
    »Vielleicht verstehen sie es aber auch nur besser als andere, sich in Szene zu setzen«, meinte Decker. »Wenn es die Jugendlichen jedoch zur Einsicht bringt, bin ich voll dafür.«
    »Aber du hast so deine Zweifel«, stellte Martinez fest. »Ich auch. Lass mal hören, was dich daran stört.«
    Decker legte die Fingerspitzen aneinander. »Wenn die Kids ihre Fehler wieder gutmachen würden, dann könnte es vielleicht funktionieren. Aber ehrlich gesagt - wie man in den Wald hineinruft... Ich glaube, dass diese Survivalcamps aus kleinen Psychos nur große machen. Denn da lernen sie genügend Survivaltechniken, um wunderbar unterzutauchen.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Martinez.
    »Glaubst du wirklich, dass Ernesto ein derart hoffnungsloser Fall ist?«, fragte Webster. »Ich will die kleine Ratte nicht entschuldigen - meines Erachtens verdient er eine höhere Strafe als gemeinnützige Arbeit -, aber sein auffälliges Verhalten ist wahrscheinlich nur eine Auflehnung gegen seine extrem liberalen Eltern. Ihr wisst doch, wie das ist. Die Kids experimentieren, und wenn es ihnen nicht gelingt, ihre Eltern wirklich auf die Palme zu bringen, haben sie was falsch gemacht.«
    »Das hier geht aber über die übliche Rebellion hinaus«, sagte Decker. »Der Junge hat am Tatort Bilder von zahlreichen toten Juden zurückgelassen. Es war einfach widerwärtig!«
    Webster war noch nicht bereit aufzugeben. »Ich weiß, dass es dich wirklich mitgenommen hat, aber denk doch mal über Folgendes nach: Auf welche Weise rebellieren Jugendliche? Drogen? Sex? Seltsame Kleidung und laute Musik? In Anbetracht von Ernestos familiärem Hintergrund kann ich mir nicht vorstellen, dass sich die Goldings über irgendeinen dieser Dinge sonderlich aufregen würden. Aber Rassismus oder Gewalt - Hakenkreuze und Gräuelfotos -, das würde sie an ihrer empfindlichsten Stelle treffen.« Er machte eine kurze Pause. »Sie waren doch schwer getroffen, oder?«
    »Ich denke schon.«
    »Du denkst schon?«, fragte Martinez.
    »Ich will es mal so sagen: Sie waren sehr froh darüber, dass ihr Sohn eine Therapie macht. Das war für sie das Wichtigste, nicht die Zerstörung einer Synagoge. Jill und Carter glauben an Psychotherapie, und mit den Baldwins glauben sie die richtigen Leute für Ernestos Problem gefunden zu haben. Was natürlich völliger Schwachsinn ist. Der Junge wusste verdammt gut, was er tat. Und um deine Frage zu beantworten, Tom: Ich denke schon, dass Ernesto noch zu retten ist, aber das habe ich jetzt nicht mehr in der Hand. Der Deal ist gelaufen, und ich war daran beteiligt. Die Therapie und die gemeinnützige Arbeit werden den Richter zufrieden stellen, und das war's dann auch schon. Wenn ich mehr erreichen will, muss ich es auf eigene Faust tun.«
    Decker strich über den Schnurrbart.
    »Ernesto mag diesen Nazischeiß vielleicht aus dem Internet heruntergeladen haben, aber das mit der Synagoge war er nicht allein. Ich wüsste wirklich zu gern, wer sonst noch mitgemischt hat. Ernesto will keine Namen nennen, aber vielleicht finden wir ja jemanden, der bereit ist auszupacken.« Er wandte sich an Webster. »Ich nehme an, die Überwachung hat nichts gebracht, oder?«
    »Na, so kann man das nicht sagen. Ich hab zumindest einige recht interessante Hörbücher gehört.« Tom zuckte die Achseln.
    »Weder Holt noch das Mädchen sind rein- oder rausgegangen. Ich bin dann gegen Viertel nach eins weg.«
    »Bis auf die Hüter der

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