Der Väter Fluch
Decker.
Websters Augen leuchteten auf. »Möchtest du, dass ich die Sexfilme im örtlichen Videoladen überprüfe?«
»Du könntest deine Zeit besser nutzen, Tom«, erwiderte Decker.
»Meine Frau beschäftigt sich seit sechs Wochen nur noch mit unserer Tochter. Wenn du also eine bessere Freizeitbeschäftigung weißt... ich bin ganz Ohr.«
»Das Problem ist doch, dass ihm allmählich die Hand einschläft«, fügte Martinez hinzu.
»Muss ich mir das wirklich anhören?« Wanda hielt sich die Ohren zu.
Decker grinste. »Tun Sie mir einen Gefallen, Wanda. Setzen Sie sich bitte ans Steuer. Im Augenblick scheinen Sie die Einzige zu sein, die sich nicht von irgendwelchen Phantasien ablenken lässt.«
13
Auf dem Messingschild am Tor stand der Name »Hacienda del Ranger«. Die Villa bestand aus mehreren Etagen aus rosa Putz, grünen Fensterläden und rotem Ziegeldach und besaß einen zweigeschossigen runden Turm, in dem sich der Eingang befand.
Webster drückte auf eine Klingel, die mit einer Sprechanlage verbunden war. Nachdem ihnen geöffnet wurde, gingen Martinez, Bontemps und er durch einen schattigen Innenhof mit mexikanischen Fliesen, der mit üppigen Kübelpflanzen bestückt war. In der Mitte des Hofs plätscherte ein dreistöckiger Brunnen mit gewelltem Rand leise vor sich hin.
Die Frau, die sie hereingelassen hatte, war durchschnittlich groß und extrem dünn. Ihr gegerbtes Gesicht wirkte durch die hochtoupierten, blondierten Haare noch älter. Die Hände mit den langen, rot lackierten Fingernägeln waren von Adern und Knoten überzogen. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug aus Wolle, der ihr ein gespenstisches Aussehen verlieh. Die drei Detectives zeigten ihre Ausweise vor, aber sie machte sich nicht die Mühe, auch nur einen Blick darauf zu werfen. »Um was geht es?«
»Sind Sie Mrs. Ranger?«, fragte Martinez.
»Ja. Was wollen Sie?«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würden wir gern mit Ihrer Tochter Ruby sprechen...«, sagte Wanda. »Sie ist nicht da.«
»Alice, lass den Scheiß!«, unterbrach sie eine weibliche Stimme. Einen kurzen Moment später wurde die dünne Frau regelrecht beiseite geschoben, sodass sie auf ihren schwarzen hochhackigen Schuhen ins Wanken geriet.
»Was soll denn das, Ma?« Die Stimme gehörte zu einer jungen Frau, die mit in die Hüften gestemmten Händen vor ihnen stand. Sie war ziemlich groß und hager, wenn man von ihren üppigen Brüsten absah. Ihr schwarzes, glattes Haar war direkt unterhalb der Ohrläppchen abgeschnitten; der Pony reichte bis zu ihren Augenbrauen. Sie hatte einen kreideweißen Teint, aus dem die rot geschminkten Lippen und die grünen, mit schwarzem Kajal umrandeten Augen hervorstachen. Die Nägel an ihren langen schmalen Händen waren - im Gegensatz zu denen ihrer Mutter - kurz und eingerissen. Sie trug eine schwarze Lederhose und eine nabelfreie Jeansweste, die kaum ihr Dekollete bedeckte. Außer dem Bauchnabel waren auch ein Augenlid und die Nase gepierct.
»Ich habe schon damit gerechnet, Alice. Sie wissen, dass ich mit Ernesto zusammen war. Ich bin schuldig, weil ich ihn kenne. Ist zwar nicht rechtens, aber das kümmert die einen Dreck.«
»Musst du denn immer diese ordinäre Sprache verwenden?«, fragte Alice.
»Ja, muss ich...«
»Und warum musst du das in meiner Gegenwart tun?«
»Weil es so viel Spaß macht, dabei zuzusehen, wie du dich windest. Aber reg dich nicht auf, alte Ziege. Ich verschwinde sowieso bald von hier.«
Mom zog sich, Tränen in den Augen, ins Haus zurück. Ruby schenkte den Cops ein kurzes Lächeln, wobei sie ihre weißen Zähne und ihre gepiercte Zunge zeigte. »Ah, die unheilige Dreifaltigkeit. Ich muss ja ziemlich wichtig sein, dass man gleich drei so kleine Beamte herschickt.«
»Ruby Ranger?«, fragte Martinez.
»Hey, gut!« Sie tippte sich an die Schläfe. »Was sind wir heute doch schlau!«
»Dürfen wir hereinkommen?«, fragte Wanda.
»Ja, ihr dürft reinkommen.« Ruby machte die Tür weit auf. »Ihr könnt mit mir reden, während ich packe. Denn sobald ich damit fertig bin, hau ich hier ab.« Abrupt drehte sie sich um und marschierte die Treppe hinauf.
Wanda hob eine Augenbraue. »Mannomann!«
»Was immer sie beruflich macht - mit dem Pornostar lagen wir gar nicht so weit daneben«, meinte Webster.
Sie folgten Ruby, aber plötzlich tauchte Alice wieder auf. »Möchte jemand von Ihnen eine Tasse Kaffee oder Tee?«
»Nein, vielen Dank, Mrs. Ranger«, sagte Webster.
Durch Alices Körper gingen kurze,
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