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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Wir haben Geld geschickt, wissen Sie?«
    »Ja, ich weiß. Vielen Dank.«
    »Sie haben uns auch eine Danksagung geschickt - was sehr nett war, wo doch Ernesto die Synagoge verwüstet hat.« Tränen stiegen ihm in die Augen. »Er war kein böser Junge, müssen Sie wissen.«
    »Natürlich nicht...«
    »Er hat...«, Golding hustete, um sein Schluchzen zu verbergen, »... er hat immer von Ihrem Mann geredet. Hat Ihr Mann Ihnen davon erzählt?«
    »Nein, mein Mann spricht nicht über seine Arbeit. Das ist vertraulich.«
    »Sie haben sich unterhalten... Ihr Mann und Ernesto. Fragen Sie ihn. Ernesto war kein böser Junge.«
    »Ich weiß...«
    »Nein, Sie wissen gar nichts!« Golding packte ihren Arm und kam so nahe heran, dass sich ihre Gesichter beinahe berührten. »Gar nichts. Aber ich sage die Wahrheit. Er hatte sicher seine Probleme, aber er war ein guter Junge!«Rina sah aus dem Augenwinkel, dass Sammy auf die Schlafzimmertür zuging. Sie schüttelte ganz leicht den Kopf. Anstatt den Arm wegzuziehen, legte sie ihre Hand auf die von Golding. »Niemand kennt sein Kind so gut wie die Eltern. Ich glaube Ihnen, Mr. Golding.«
    Eine Träne rollte über seine Wange. Er ließ ihren Arm los, wo seine Hand einen deutlichen Abdruck hinterlassen hatte. »Ich danke Ihnen.«
    »Bitte, setzen Sie sich...«
    »Ich dürfte gar nicht hier sein«, schluchzte er, »und Sie belästigen...«
    »Bitte setzen Sie sich, Mr. Golding. Ich werde meinen Mann holen.«
    »Sie sind so gastfreundlich... und das, nachdem Ernesto Ihre Synagoge verwüstet hat.« Dann brach Golding vollends zusammen, und man hörte nur noch heftiges Schluchzen. Auch Rina traten Tränen in die Augen. »Es tut mir so Leid. Ich hole Lieutenant Decker. Ich weiß, er wird sich freuen, Sie zu sehen.«
    »Nein, bestimmt nicht!« Golding schluchzte immer noch. »Ich habe ihn gestern angeschrien*. Ich habe ihn beleidigt*.«
    »Nein, das haben Sie bestimmt nicht«, beruhigte Rina ihn. »Und außerdem schreie ich ihn jeden Tag an, und er spricht immer noch mit mir. Ich werde ihn holen.«
    Sie ging in Richtung Schlafzimmer, aber Golding sprang wieder auf und packte sie am Arm. »Bitte, ich möchte Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten.«
    Aber Sammy war schon im Schlafzimmer verschwunden. Einen Augenblick später tauchte Decker in einem Frotteebademantel auf, der seine nackte Brust entblößte.
    Seine Augen waren blutunterlaufen, seine Haare ein rötliches, zerwühltes Knäuel, und seine Haut brannte wie Feuer. Das hatte sicher mit der plötzlichen Adrenalinausschüttung zu tun. Sein Herz schlug bis zum Hals.
    »O mein Gott!«, rief Golding. »Ich habe Sie geweckt!«
    »Schon in Ordnung, Mr. Golding.« Decker fiel auf, dass Sammy ihn aus großen braunen Augen anstarrte.
    »Äh, ich... gehe in die Küche«, sagte der Junge.
    »Ich komme mit«, schloss sich Rina an, aber Golding griff wieder nach ihrem Arm. Decker wollte dazwischen gehen, aber Rina hielt ihn mit erhobener Hand zurück. Golding bemerkte Deckers Reaktion nicht einmal.
    »Bitte, bleiben Sie«, schluchzte er. »Sie waren so freundlich, Sie haben so eine nette Danksagung geschrieben.«
    Sie warf ihrem Mann einen Blick zu und sagte: »Natürlich bleibe ich.«
    »Danke!«
    Rina tätschelte noch einmal beruhigend seine Hand. Ein paar Minuten verharrten alle in Schweigen; nur Goldings ersticktes Schluchzen war zu hören. Rina löste sich wortlos aus seinem Griff und holte eine Packung Taschentücher, die sie ihm reichte. »Möchten Sie ein Glas Wasser?«
    »Nein, danke, es geht schon.« Er putzte sich die Nase. »Ich...« Er schnäuzte sich noch einmal. »Ich danke Ihnen.«
    »Keine Ursache«, sagte Rina. »Wollen wir uns nicht setzen?«
    Golding reagierte nicht, also griff Decker ein: »Bitte, Mr. Golding, nehmen Sie hier Platz.«
    Decker wies ihm seinen Stammplatz zu: einen großen, gepolsterten Ledersessel mit Fußstütze - sein Lesesessel, wenn er Muße dazu hatte. Der Rest des Mobiliars war eher von verspieltem weiblichen Geschmack, mit blauweißen Karo- und Paisleymustern. Überall lagen Spitzenkissen und -deckchen herum, und auf einem reizenden kleinen, von Hand geknüpften Teppich stand ein altmodischer weißer Schaukelstuhl. Deckers Sessel wirkte zwischen all dem wie ein fetter Scheich im Harem. Er setzte sich neben Rina auf die Couch.
    »Es tut mir Leid, dass ich Sie aufgeweckt habe«, sagte Golding.
    »Kein Problem«, erwiderte Decker, »das macht nichts. Können wir Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
    »Keine

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