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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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bedeutete nur etwas, wenn im Labor wirklich jemand bereit war, sich zu beeilen.
    »Was soll das heißen, Scott?« Webster stellte seinen Becher ab. »Dass enttäuschte Eltern die Baldwins umgelegt haben, weil ihr Kind es nicht nach Harvard geschafft hat?«
    »Erinnert ihr euch an die Mutter«, erwiderte Oliver, »die eine sechzehnjährige Mitschülerin ihrer Tochter umzubringen versucht hat, weil sie Cheerleader geworden war und ihre Tochter nicht?«
    »Ein ziemlich extremer Fall.«
    »Ist das hier auch. Da hat also jemand Mervin Unsummen bezahlt, um seinen lieben Jimmy nach Harvard schicken zu können, und dann hat Merv das Wunder nicht vollbracht.«
    »Und warum zahlen sie das Geld nicht einfach zurück?«, fragte Wanda.
    »Vielleicht ist ja kein Geld mehr da?«
    »Ja, vielleicht war Baldwin pleite«, warf Martinez ein. »Er hat jedenfalls eine Menge ausgegeben: Hundertfünfzig Riesen für ein Strandhaus, während sein Haus umgebaut wird.«
    »Hatten die Baldwins Schulden?«, fragte Decker. Niemand antwortete. »Vielleicht sollten wir da mal ansetzen.«
    Webster meinte: »Könnte sein, dass er jemandem Geld schuldete. Oder vielleicht einen Gefallen. Manchmal hängen Geld und Gefallen auch direkt zusammen. Man tut jemandem einen Gefallen, damit man kein Geld bezahlen muss.«
    »Aber was hatte der arme Ernesto mit der Sache zu tun?«, fragte Wanda.
    »Zur falschen Zeit am falschen Ort?«, schlug Oliver vor.
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, meinte Decker. »Ernesto hat sich mit ziemlich dubiosen Gestalten eingelassen. Vielleicht war er ja die Zielscheibe.«
    »Das denke ich auch«, stimmte Martinez zu. »Ihr müsstet die Spinner von der HVR mal sehen. Und außerdem, du bringst doch niemanden um, bloß weil dein Kind nicht nach Harvard gehen kann.«
    »Na, vielleicht war es ja Stanford.«
    Martinez wandte sich an Decker. »Du bist doch auch meiner Meinung, oder?«
    Decker zuckte die Achseln. »Ihr hättet mal hören sollen, was Jake mir erzählt hat: Was man heute alles anstellen muss, um an die richtige Uni zu kommen!«
    »Und Maryam Estes hättet ihr erst mal hören sollen«, fügte Oliver hinzu.
    »U nglaublich.«
    »Vorbereitungskurse für die Studienzulassungstests«, erklärte Marge, »und Vorbereitungskurse für die Vorbereitungskurse. Und natürlich haben sie vorher auch schon Vorbereitungskurse besucht, um auf die richtige Highschool zu kommen. Und um auf die richtige Highschool zu kommen, muss man natürlich auf die richtige Grundschule gegangen sein. Womit wir bei der Vorschule wären. Wusstet ihr, dass man sich für manche >erstklassigen< Vorschulen auch schon bewerben muss?«
    Wanda verzog das Gesicht. »Wie kann man denn Kinder für die Vorschule testen? Die können doch noch gar nicht lesen.«
    »Formen«, antwortete Marge. »Bis zehn zählen. Farben.«
    »Und was ist, wenn mein Kind mit zwei Jahren noch am Daumen lutscht?«
    »Maryam sagt, dein Kind wird es schwer im Leben haben, wenn es abgewiesen wird.«
    »Maryam klingt ziemlich bescheuert«, erwiderte Wanda.
    »Da bin ich ganz deiner Meinung, Wanda, aber so sieht es nun mal aus«, sagte Oliver. »Die Leute zahlen zwanzig Riesen im Jahr, damit sie damit prahlen können, dass ihr Kind den Unterschied zwischen einem Dreieck und einem Quadrat kennt.«
    »Anscheinend verstehen die Eltern bei diesen Dingen überhaupt keinen Spaß«, sagte Decker zu Martinez.
    »Und wer hat die Bestechungsgelder gezahlt, die Jacob einen Platz an der Johns Hopkins verschafft haben?«, wollte Martinez wissen.
    »Das hat Jacob ganz allein geschafft. Obwohl er selbst behauptet, dass er auch Hilfe bekommen hat... dass seine Mutter bei den richtigen Stellen Druck gemacht hat, um ihn unterzubringen.«
    »Aber Baldwin habt ihr nicht gebraucht«, stellte Martinez fest.
    »Wenn ich so scharf auf die Eliteunis wäre, hätte ich ihn vielleicht angeheuert«, gab Decker zu. »Aber ich bin eben mehr der ehrliche Arbeitertyp, und meine Frau ist orthodoxe Jüdin. Ihr kommt es eher darauf an, dass auf dem Campus viele anständige, fromme jüdische Mädchen herumlaufen, und nicht so sehr auf den durchschnittlichen IQ innerhalb der Studentenschaft.«
    »Und wo geht Sammy hin?«, fragte Marge.
    »An die Yeshiva University«, antwortete Decker. »Da ist der IQ-Schnitt bestimmt hoch genug. Aber meine Kinder haben eine Menge Freunde, die von ihren Eltern viel mehr unter Druck gesetzt werden. Was ich irgendwie komisch finde: Ich dachte, unsere Generation hat immer die Devise >Mach dein eigenes

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