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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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auch schlecht vorbereitete
Vampire, die unstrukturierte Milizen bilden.«
    Ich
betrachtete die zerklüftete Landschaft. Je tiefer wir in die Karpaten
vorstießen, umso klarer erkannte ich die Berge als die Landschaft aus meinem
Traum. Ich konnte im Geiste die Stimme meiner leiblichen Mutter hören, die für
mich sang. Die zum Schweigen gebracht wurde. Dies war ein wunderschöner Ort.
Aber auch ein rauer, ungezähmter Ort. »Wir werden mehr brauchen als
›unstrukturierte Milizen‹«, murmelte ich, während ich durch das
Beifahrerfenster in die hereinbrechende Dunkelheit blickte. »Wir werden uns
ebenfalls vorbereiten müssen.« Wenn ich nur gewusst hätte, was das bedeutete.
Wenn ich nur als Kriegerin groß geworden wäre, nicht als Veganerin auf einem
von streunenden Kätzchen überlaufenen Bauernhof. Kann ich meiner
Dragomir-Verwandtschaft wirklich helfen?
    »Schau mal
da rüber«, drängte Dorin mich und ließ den Fiat am Straßenrand langsam
ausrollen.
    Ich drehte
mich auf meinem Sitz um und schnappte nach Luft, angesichts des riesigen
Gemäuers, das vor uns aufragte. Ich fühlte mich regelrecht überfallen von
diesem geisterhaften Bauwerk, in dem Lucius groß geworden war – erzogen mit
Gewalt, genährt mit Geschichten über seine Vampir-Herkunft und in dem starken
Bewusstsein der Macht seiner Familie.
    »Wow.«
    Wir parkten
am Rand eines Felshanges mit Blick auf ein Tal, das so steil und so tief und
schmal war, dass es aussah, als hätte
ein Riese es mit einem einzigen Axthieb in den Berg gehauen. Lucius' Burg, die
sich schwarz vor dem orangefarbenen Sonnenuntergang abzeichnete, klammerte
sich an den gegenüberliegenden Berghang, wuchs daraus hervor und schien wie mit
Klauen nach dem Himmel zu greifen. Spitze Dächer, Türme, die sich wie Dornen in
die Wolken bohrten, und gotische Spitzbogenfenster. Es war ein zorniges Haus.
Ein Haus, das mit dem Universum im Krieg lag.
    Und dort
lebte Lucius?
    Wir
stellten den Wagen ab und gingen bis an den Rand des Abhangs, um diesen
scharfzahnigen architektonischen Ausdruck von Hass besser betrachten zu können.
    »Beeindruckend,
was?«, fragte Dorin.
    »Ja.« Aber
das Wort schien mir im Hals stecken zu bleiben. Der Anblick dieses Hauses
machte mir Angst. Ich wusste, dass es lächerlich war, sich vor einem Gebäude zu
fürchten, und doch ließ diese Burg nackte Angst in mir aufsteigen.
    Fürchte
ich mich vor dem Haus – oder vor der Person, die in so etwas wohnen kann?
    Während
Dorin und ich hinüberschauten, ging in einem der Fenster ein Licht an. Ein
einziges Licht, in einem hohen Fenster.
    Mein Onkel
und ich tauschten einen Blick.
    »Könnten
die Diener sein«, mutmaßte Dorin. »Oder vielleicht ist der Junge für die Nacht
nach Hause gekommen.«
    »Lass uns
fahren«, drängte ich und zog meinen Onkel am Arm. Fahren, bevor ich etwas
Dummes tat. Wie zu dieser Burg hinüberzurennen und an die Türen zu hämmern.
Oder direkt nach Hause, nach Lebanon County, zu fliehen und nie mehr
zurückzuschauen. »Bitte, ich will fahren.«
    »Ganz
deiner Meinung«, pflichtete Dorin mir bei und eilte auf den Wagen zu.

Kapitel 61
    Die gute Nachricht war, dass der
Dragomir-Clan tatsächlich sein eigenes ziemlich beeindruckendes Anwesen hatte.
Die schlechte Nachricht war, dass es vier Tage die Woche für Touristen geöffnet
hatte. Dies war eine weitere »Manifestation unserer reduzierten Umstände«, wie
Dorin gern das nannte, was ziemlich offensichtlich echte wirtschaftliche
Schwierigkeiten waren.
    »Die
Führungen fangen nicht vor zehn Uhr morgens an«, versicherte Dorin, während er
mir half, meine Koffer in unser modriges Herrenhaus zu schleppen. Er wich
einem Metallschild aus, das die Besucher in sieben verschiedenen Sprachen
anwies: RAUCHEN VERBOTEN! KEIN BLITZLICHT! »Wir erfreuen uns dieses Jahr
großer Beliebtheit«, fügte Dorin hinzu, als wäre das etwas Tolles. »Die rumänische
Tourismusbehörde hat mit den Werbemaßnahmen wirklich ganze Arbeit geleistet.
Die Zahl der Busse, die herkommen, ist um siebenundsechzig Prozent gestiegen.«
    Mein
Gott.
    »Natürlich
gibt es private Wohnbereiche«, ergänzte Dorin, als er meine Enttäuschung sah.
»Die Schlafzimmer und Badezimmer sind größtenteils abgesperrt. Obwohl hier und
da mal ein Amerikaner den Weg zu den privaten Toiletten findet. Ich nehme an,
es ist das ungewohnte Essen ... Wie dem auch sei, nicht erschrecken, wenn du
eine Tür öffnest und einen deiner Landsleute dort hocken siehst. Klar ist das
für alle Beteiligten

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