Der Vampir, den ich liebte
einem
überladenen Heuwagen zusammenstoßen könnte (und da heißt es immer, Rumänien
sei rückständig!) oder ob es am Abend im Fernsehen eine »gute Show« geben wird.
(Die Packwoods haben mich freundlicherweise hier draußen in meinem
Hinterhofexil mit einem Fernseher versorgt, was ich nur mit dem hier gebräuchlichen
»Yippie« kommentieren möchte.)
Aber mir
ist natürlich klar, dass ich nicht zu meiner Unterhaltung hier bin oder um der
schönen Künste oder der Architektur willen. (Kann ich jemals wieder glücklich
sein in unserer hoch aufragenden gotischen Burg, nachdem ich durch die Flure
der Woodrow Wilson High School gewandelt bin, eine Realität gewordene Ode an
das Linoleum?) Auch sollte ich den hiesigen Kochkünsten nicht zu viel
Aufmerksamkeit schenken. (Kannst du das glauben, Vasile – Veganer?) Ganz zu schweigen von
der mitreißenden Konversation meiner Mitschüler. (Das Wort »so was« ist so was
von überflüssig!)
Aber ich
schweife ab.
Das
Mädchen, Vasile. Das Mädchen. Stell dir meine Erschütterung vor, als ich meine
zukünftige Gemahlin – meine »Prinzessin« – knietief in tierischen
Ausscheidungen stehend antreffe, sie mich quer durch eine Scheune anbrüllt und
dann versucht, mir ein landwirtschaftliches Gerät in den Fuß zu rammen wie ein
geistesgestörter Stallbursche. Ich will gar nicht weiter auf die Tatsache
eingehen, dass ihre Männerstiefel dauerhaft mit Pferdeexkrementen verkrustet zu
sein scheinen; wahrscheinlich gehört es sich nicht einmal, dieses Wort zu
benutzen.
Wie dem
auch sei. Sie ist unhöflich. Sie ist unkooperativ. Sie lässt jede
Wertschätzung ihrer Kultur vermissen – und gewiss jede Achtung ihrer Pflicht,
ihres Schicksals, der seltenen Gelegenheit, die sie schlicht und einfach ihrer
Geburt verdankt.
Kurzum,
Jessica Packwood ist kein Vampir. Das Leben in Amerika scheint in unserer zukünftigen Prinzessin alle
Spuren des königlichen Blutes ausgelöscht zu haben, das, wie wir wissen, bei der Geburt durch ihre Adern geflossen sein muss. Die Veränderung, die
sie durchlaufen hat, ist mehr als erschreckend.
Sie ist
gesegnet mit dem schwarzen, gelockten Haar, das rumänische Frauen so
unverkennbar macht – und doch glättet und fettet sie es, um es zu bändigen, in
dem vergeblichen Versuch, wie jeder andere amerikanische Teenager auszusehen.
Aber warum jemand anderer sein wollen?
Und ihr
Sinn für Mode ... Wie viele verschiedene Arten von Jeans kann es eigentlich
geben? Und die T-Shirts mit den Pferden und diesen Sprüchen darauf ... Ist das wirklich »in«?
Würde es schaden, ab und zu mal ein Kleid zu tragen?
Zu
lächeln?
Vasile,
mir ist klar, dass es für mich eine Frage der Ehre und der Schuld ist, eine
Beziehung zu dieser jungen Frau aufzubauen, aber wirklich, wird sie in der Lage
sein, unsere Männer anzuführen? Und was die Möglichkeit betrifft, dass wir
beide irgendeine Art von körperlicher Intimität teilen ... Nun, jede
Information, die du mir bezüglich meiner Verantwortung in dieser Hinsicht
zukommen lassen könntest, wäre hochwillkommen.
Du
weißt, ich bin immer bereit, »mich für das Team zu opfern« – wieder ein neuer
Ausdruck, den ich hier gelernt habe, aber gar nicht übel finde. Aber, es
scheint wirklich alles ein wenig außer Kontrolle geraten zu sein. Vielleicht
wäre es klüger, das Ganze abzublasen und einfach das Beste zu hoffen. Sind wir
uns wirklich sicher, dass es zu einem totalen Krieg zwischen den Clans kommen
würde, wenn der Kontrakt nicht erfüllt wird? Wenn wir nur über einige kleinere
Scharmützel reden mit minimalen Verlusten, würde ich sagen: Lass uns noch
einmal über dieses Eheversprechen nachdenken. Aber natürlich liegt diese
Entscheidung ganz allein bei dir.
In der
Zwischenzeit werde ich meine bis dato fruchtlosen Bemühungen fortsetzen, dieses
unmögliche amerikanische Weibsbild zu erziehen und für mich einzunehmen, in
dieser Reihenfolge. Aber bitte, Vasile – bedenke meine Sorgen.
Dein
pflichtschuldiger Neffe
Lucius
Vladescu
PS: Ich
bin in das Basketballteam aufgenommen worden. Der Trainer denkt, ich könnte
sofort spielen.
Kapitel 8
Ich kann
das nicht«,
jammerte Mindy, während sie wieder einmal eine falsche Lösung durchstrich.
»Diese
Aufgaben sind gar nicht so schwer«, sagte ich. Gott sei Dank war dies das
letzte Jahr, in dem ich Mindy in Mathe helfen musste. Differentialrechnung
kapierte sie einfach nicht und wir gingen einander langsam, aber sicher auf
die Nerven. Die Tatsache, dass es in
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