Der Vampir, den ich liebte
ist der Hammer. Läuft in Rom jeder so rum
wie du? Oder nur die anderen adligen Kids?«
»Rumänien«,
verbesserte ich sie. »Nicht Rom.«
»Ach, ist
doch alles irgendwie europäisch.« Mindy machte eine wegwerfende Handbewegung.
Sie sah Lucius noch immer auf eine Weise an, die man nur als verzückt
bezeichnen konnte. »Egal, die Hose ist jedenfalls der Wahnsinn.«
Lucius
lächelte. »Ich werde meinem Schneider ausrichten, dass seine Arbeit ›der
Hammer‹ und ›der Wahnsinn‹ ist. Er wird sich sicher freuen zu
erfahren, dass er mit Gap mithalten kann.«
Er machte
Anstalten, mir einen Stuhl herauszuziehen, aber ich hielt schnell seine Hand
fest. »Ich mach das schon.«
»Wie du
wünschst«, sagte er und trat zurück.
»Oh, ich
wünschte, ich würde in Rumänien leben.« Mindy seufzte. Sie stützte das Kinn in
ihre pummeligen Hände. »Deine Manieren sind so ...«
»Untadelig«,
half Lucius ihr.
»Na
klasse«, murmelte ich und schaute suchend auf mein Tablett. »Ich habe einen
Löffel vergessen.«
»Ich bin
gleich wieder da«, erbot sich Lucius und stand auf.
»Nein, ich
geh schon.« Ich stand ebenfalls auf.
Lucius trat
hinter meinen Stuhl, legte seine Hände auf meine Schultern und drückte mich
sanft, aber entschieden wieder auf meinen Platz. Er beugte sich über mich, ohne
meine Oberarme loszulassen, und begann, leise zu sprechen. Sein kühler Atem
strich mir übers Ohr und ich hatte wieder dieses verräterische, kribbelnde
Gefühl im Magen.
»Jessica.
Ich bitte dich«, sagte er. »Lass mich dir wenigstens diesen kleinen Gefallen
tun. Entgegen allem, was die ›Emanzipation‹ euch lehrt, sind Frauen
keineswegs machtlos, nur weil sich ein Mann wie ein Kavalier verhält. Im Gegenteil,
diese Höflichkeit ist ein Eingeständnis der Überlegenheit der Frau. Ein
Eingeständnis eurer Macht über uns. Dies ist die einzige Form von
Dienst, die ein Vladescu jemals ausübt, und ich tue es gern für dich. Von dir
wird im Gegenzug erwartet, dass du diesen Gefallen freundlich annimmst.«
Lucius ließ
meine Schultern los. Er schritt davon, bevor ich etwas erwidern konnte.
»Ich habe
zwar keine Ahnung, was das alles bedeutet, aber das war so ziemlich das
Heißeste, das ich jemals gehört habe.« Mindy folgte Lucius mit ihrem Blick.
»Warum hast du nur solches Glück? Warum bekommen wir nie Austauschschüler?«
»Ich
wünschte, er wäre dein Problem«, sagte ich. Oh und wie ich mir das wünschte. Wenn Mindy wüsste, wie verrückt Lucius Vladescu war. Was er zu sein
behauptete. »Warum muss er sich so seltsam benehmen? Ich will doch einfach nur,
dass er mich in Ruhe lässt.«
Mindy
pikste einen Strohhalm in ihren Kakao. »Ich verstehe dich nicht, Jess. Als wir
fünf waren, haben wir nichts anderes
getan, als uns wie Prinzessinnen zu verkleiden. Jetzt will ein waschechter,
edler Prinz dich von vorne bis hinten bedienen und du beklagst dich darüber!«
»Oh, Min
... ermutige ihn bitte nicht auch noch, okay?«
»Du bist
einfach zu sehr auf Jake Zinn fixiert, um zu erkennen, dass gerade ehrlicher,
aufrichtiger europäischer Adel ein
Auge auf dich geworfen hat, Jess. Du willst deine Zeit an einen Jungen
verschwenden, der zum Spaß Kühe melkt ...«
»Jakes Familie
hat überhaupt keine Kühe«, protestierte ich. »Sie bauen Getreide an. Und ich
dachte, du magst Jake. Du hast doch gestern erst von seinen Muskeln geschwärmt!«
»Oh, hey
Lucius«, zirpte Mindy und verpasste mir unterm Tisch einen Tritt. »Du bist
aber schnell zurück.«
»Ich wollte
nicht, dass der Wackelpudding noch ungenießbarer wird, weil er zu lange
steht«, bemerkte Lucius hinter mir,
beugte sich abermals über meine Schulter und arrangierte das Besteck auf dem
Tablett. Die Gabel links von meinem Mettbrötchen, Messer und Löffel rechts davon.
»Das ist doch auch in Amerika richtig, oder?«
»Also, was
machst du so in Rumänien, abgesehen davon, dass du so was wie die weltbeste
Schule für Etikette besuchst?«, erkundigte Mindy sich, als Lucius sich setzte.
Er lehnte
sich auf dem Metallklappstuhl zurück, streckte die langen Beine in den Gang
hinaus und schob seine Pommes
beiseite. »Nun, meine Ausbildung ist ziemlich streng, obwohl ich
Privatunterricht bekomme. Ich reise regelmäßig nach Bukarest und Wien, wann
immer mir der Sinn danach steht. Die Jagd ist in den Karpaten sehr beliebt.
Und das Reiten.«
»Hey,
Reiten, Jess! Da habt ihr beide ja was gemeinsam!«, rief Mindy.
Ich warf
ihr einen warnenden Blick zu.
»Ist
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