Der Vampir der mich liebte
Gedächtnisverlust gelitten, genau wie du! Außerdem gab es in Shreveport einen großen Brand mit einer Menge Leichen! Und du versuchst uns weiszumachen, dass es da keine Verbindung gibt!«
Jason und ich starrten uns verwundert an. Es gab tatsächlich keine Verbindung, nicht zwischen Jason und Eric. Bisher war mir noch gar nicht aufgefallen, wie merkwürdig das wirken musste.
»Welcher Vampir?«, fragte Jason. Das klang so echt, ich glaubte ihm fast selbst.
»Gehen wir, Alcee«, sagte Andy. Er klappte sein Notizbuch zu. Seinen Stift steckte er mit einem so energischen Ruck wieder in die Brusttasche seines Hemdes, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn sie abgerissen wäre. »Dieser Mistkerl wird uns sowieso nicht die Wahrheit erzählen.«
»Glaubt ihr, ich würde sie euch nicht erzählen, wenn ich nur könnte?«, fragte Jason. »Glaubt ihr, ich würde den, der mir das angetan hat, nicht gern in die Finger kriegen?« Er klang absolut und hundertprozentig aufrichtig, denn er war es. Die beiden Polizisten wurden in ihren Zweifeln erschüttert, vor allem Alcee Beck. Dennoch waren sie nicht zufrieden mit uns beiden, als sie gingen. Das tat mir wirklich leid, doch da war nun mal nichts zu machen.
Später kam Arlene mich abholen, damit ich mein Auto vom Merlotte's zurückfahren konnte. Sie schloss Jason fest in die Arme. »Du hast deiner Schwester einen ziemlichen Schrecken eingejagt, du Gauner«, sagte sie mit gespielter Strenge. »Tu Sookie so was ja nie wieder an.«
»Ich werde mich bemühen«, erwiderte Jason mit einem Lächeln, das schon ganz gut an seinen alten spitzbübischen Charme erinnerte. »Sie ist wirklich eine klasse Schwester.«
»Verdammt wahr, und eine gute Krankenschwester noch dazu«, sagte ich leicht säuerlich. »Wenn ich mein Auto geholt habe, könnte ich dich doch gleich nach Hause fahren, großer Bruder.«
Einen Moment sah Jason verschreckt drein. Allein war er noch nie gern gewesen, und nach den einsamen Stunden in dem Schuppen mochte es ihm noch schwerer fallen.
»Wetten, dass überall in Bon Temps die Mädels schon fleißig Essen vorbereiten, um dir was vorbeizubringen, jetzt, wo du wieder da bist«, sagte Arlene, und Jasons Miene hellte sich merklich auf. »Vor allem, seit ich jedem erzählt habe, was für ein armer Invalide du bist.«
»Danke, Arlene«, sagte Jason, der immer mehr seine alte Form wiedererlangte.
Auf dem Weg in die Stadt bedankte ich mich auch bei ihr. »Es war wirklich nett von dir, ihn so aufzumuntern. Keine Ahnung, was er alles durchgemacht hat, aber es wird sicher hart werden für ihn, darüber hinwegzukommen.«
»Schätzchen, mach dir mal über Jason keine Sorgen. Der ist der klassische Überlebende. Ich frag' mich sowieso, warum er nicht längst schon mal bei dieser Fernsehshow mitgemacht hat.«
Wir lachten die ganze Fahrt in die Stadt über die Idee, eine Folge von >Überleben im Camp< in Bon Temps zu inszenieren.
»Mit den Wildschweinen im Wald und dieser Pantherspur könnten die doch bestimmt was Spannendes auf die Beine stellen, Titel: >Überleben im Camp Bon Temps<«, sagte Arlene. »Tack und ich würden uns jedenfalls scheckig lachen.«
Das bot mir einen guten Einstieg, um sie ein bisschen mit Tack aufzuziehen, was ihr viel Spaß machte. Und alles in allem munterte sie mich genauso sehr auf wie Jason. So etwas konnte Arlene einfach.
Im Vorratslager vom Merlotte's unterhielt ich mich kurz mit Sam. Andy und Alcee waren bereits bei ihm gewesen und hatten überprüft, ob seine Geschichte mit meiner übereinstimmte.
Als ich mich erneut bedanken wollte, ließ er mich nicht zu Wort kommen.
Dann fuhr ich Jason nach Hause, obwohl er unüberhörbar andeutete, dass er lieber noch eine weitere Nacht bei mir geblieben wäre. Ich nahm die Benelli mit und bat ihn, sie unbedingt noch am selben Abend zu reinigen. Das versprach er mir, und als er mich ansah, hätte ich schwören können, dass ihm die Frage auf der Zunge lag, warum ich sie benutzt hatte. Aber er fragte nicht. Auch Jason hatte in den letzten Tagen ein paar Dinge dazugelernt.
Ich hatte wieder die Spätschicht, und damit würde mir zu Hause noch ein wenig Zeit bleiben, ehe ich zur Arbeit fahren musste. Das waren doch gute Aussichten. Auf der Fahrt zurück zu meinem Haus sah ich nirgends am Straßenrand rennende Vampire, und zwei ganze Stunden lang wurde ich von Anrufen und sonstigen Katastrophen verschont. Ich konnte beide Betten neu beziehen, die Wäsche aufhängen, die Küche fegen und den Schrank
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