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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Burggraben mit stehendem
Wasser landen würde. Nach einer Weile gelangte ich eindeutig an eine
rechtwinklige Ecke, bog vorsichtig ein und sah zwei dünne, diagonal von oben
herabfallende Lichtstrahlen. Als ich näher trat, sah ich, daß die beiden
Lichtstreifen aus kleinen Löchern in der Außenmauer drangen, die ungefähr in
Augenhöhe lagen. Licht bedeutete für einen armen elenden, in einer Wand
eingeschlossenen Bastard Hoffnung, und so hielt ich die Augen an die Löcher und
spähte erwartungsvoll hindurch.
    Ich sah ein Zimmer — ein
Schlafzimmer — , das behaglich eingerichtet und
tatsächlich mit elektrischem Licht erhellt war. Der Bettüberzug war abgenommen
worden und auf dem kleinen Nachttisch standen eine Flasche Scotch und ein Glas.
Es war beinahe zuviel für mich, und ich brach fast in
Tränen aus, aber dann geschah das Unglaubliche — etwas, das meine Gedanken
sofort von der Whiskyflasche ablenkte. Aus etwas, das ich für ein Badezimmer
hielt, trat Penny Potter und schlenderte zum Tisch hinüber. Sie goß sich ein
Glas ein, nippte mit Kennermiene daran, gähnte und stellte das Glas wieder hin.
Nach einem atemberaubenden Augenblick der Ungewißheit zog sie das schwarze Jerseyoberteil über den Kopf und
warf es achtlos auf einen Stuhl. Zwei Sekunden später leistete ihm die
schwarz-weiß gestreifte Hose Gesellschaft, so daß Penny in einem tief
ausgeschnittenen weißen Satinbüstenhalter und dazu passendem Höschen
zurückblieb.
    Sie setzte sich vor den Spiegel
des Toilettentisches und begann, heftig ihr langes blondes Haar zu bürsten. Ich
hatte das beste Gewissen der Welt. — Konnte ich etwas dafür, daß ich dazu
verdammt war, den eingemauerten Voyeur zu spielen? Und so bereitete ich mich
auf das kommende Schauspiel vor. Nachdem Penny ihr Haar gebürstet hatte, stand
sie wieder auf, hakte ihren Büstenhalter auf und warf ihn auf den Stuhl. Dann
gähnte sie und streckte genußvoll die Arme über den
Kopf, und der Anblick ihrer vollen, nach oben geschwungenen Brüste ließ mich
erneut erbeben, aber diesmal aus anderen Gründen. Ein paar Sekunden
faszinierender Unsicherheit, während sie mir den Rücken zukehrte, dann beugte
sie sich nach vorn und zog ihr Höschen bis zu den Knöcheln hinab. Der Anblick
ihres gerundeten Hinterteils war beinahe zuviel ; aber
als sie mit einer wunderbar wippenden Bewegung durch das Zimmer ging, da war es zuviel — mehr als ein eingemauertes Mannsbild aus
Fleisch und Blut ertragen konnte.
    Es mußte einen Weg hinaus
geben, dachte ich. Wenn ich schon in das Zimmer hineinsehen konnte, gab es
vielleicht auch eine Möglichkeit, hineinzukommen. Vielleicht war es auch hier
wie bei der Wand, die Onkel Silas geöffnet hatte,
indem er an einem Backstein in ihrer Mitte herumgefummelt hatte. Aber als ich
vor mir herumtastete, schien alles glatt zu sein, und in diesem Augenblick
schnappte ich einfach über. Zum Teufel damit! dachte ich wütend. Ich werde die
Wand einschlagen. Ich preßte meinen Rücken an die gegenüberliegende Wand, schob
eine Schulter vor und warf mich gegen die Barriere, die sich zwischen mir und
der schönen nackten Penny Potter befand. Als ich meine Schulter gegen die Wand
stemmte, machte ich mich auf einen Widerstand gefaßt, aber es gab gar keinen —
die Wand löste sich einfach auf. Ich fuhr geradewegs durch sie hindurch und kam
in Pennys Schlafzimmer an wie ein riesiger Nachtmar aus einem utopischen Roman und landete der Länge nach auf dem Bett.
    Penny starrte mich mit
weitgeöffnetem Mund an und stieß dann einen markerschütternden Schrei aus. Ich
blieb atemlos liegen und versuchte, ihr beruhigend zuzulächeln. Das war
offensichtlich ein Fehler, denn es klappte in keiner Weise. Ihre Schreie
verdoppelten ihre Lautstärke, während sie schnell zurückwich und versuchte, mit
zwei Händen zu bedecken, wofür sie drei gebraucht hätte; und im nächsten
Augenblick platzte eine ganze Kompanie völlig überflüssiger Leute ins Zimmer.
Penny starrte sie wild an, brach in hysterische Tränen aus und haute ab, als ob heute nacht ihre Chance
bestünde, die olympische Goldmedaille im Hundertmeterlauf zu gewinnen. Ihre
Kleider unterwegs vom Stuhl reißend, verschwand sie im Badezimmer.
    Ich schaffte es schließlich,
etwas Luft in meine Lunge zu zwingen, und richtete mich mühsam auf. Robert
Carlton, Imogen und mein verräterischer Freund Boris Slivka standen eng beisammen und beobachteten mich mit
gütigen Gesichtern. Nach einer Weile hatte ich es satt, meinerseits

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