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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zurückzustarren , und richtete den Blick stattdessen auf die
Wand, die sich in ihre Bestandteile aufgelöst hatte. Die zerfetzten Reste eines
Ölgemäldes hingen über dem Loch, durch das ich meinen lautstarken Einzug
gehalten hatte. Ein Geheimgang — Löcher in den Augen eines Porträts, das an der
Wand hing, so daß der Bewohner oder die Bewohnerin des Zimmers beobachtet
werden konnte? Ich schloß fest die Augen in schierer Enttäuschung — konnte es
noch etwas Abgedroscheneres geben?
    »Es tut mir leid, Towarischtsch «, sagte Boris mit mitfühlender Stimme. »Ich
erfuhr erst davon, als es zu spät war .«
    Ich starrte ihn unheildrohend
an und ließ dann denselben Blick zu Imogen hinübergleiten. »All dieser Quatsch über den Bastard, der im anderen Gewand
zurückkehrt«, sagte ich. »Haben Sie das erfunden, nur um mich reinzulegen ?«
    »Nein.« Sie lächelte mitleidig.
»Die Sage und der Vers auf der Holztafel stimmen — sie sind seit Hunderten von
Jahren in der Familie. Erst als Robert von dem Ganzen hörte, bekam er den
Einfall, einen Studiomaler zu beauftragen, nach einem Foto ein Porträt von
Ihnen herzustellen und nur den Bart hinzuzufügen .«
    Robert Carlton strahlte mich
beglückt an. »Es tut mir schrecklich leid, mein lieber alter Autor, wenn der
Spaß ein bißchen zu weit gegangen ist. Sehen Sie, als wir das Schloß für die
Außenaufnahmen aussuchten, dachte ich, es wäre vielleicht ein wundervolles
Stimulans für Ihre Phantasie, wenn wir Ihnen dieses kleine Schauspiel
vorführten, sobald Sie ankämen .«
    »Als Förderer von
Fernsehsendungen haben Sie Ihren Beruf verfehlt«, knurrte ich. »Sie hätten Obertorturenmeister in einer mittelalterlichen Folterkammer
werden sollen .«
    »Na, nun hören Sie mal !« Seine Augen fuhren wie verrückt hin und her. »So
erschreckend war es doch nun auch wieder nicht. Oder?«
    In diesem Augenblick fehlten
mir einfach die Worte; ich saß da, während mein Mund lautlos zuckte, und das
Klicken der sich öffnenden Badezimmertür war deutlich hörbar. Nicht die
höllischste Wut ist der vergleichbar, die eine Frau erfaßt, wenn sie nackt
ertappt wird, ohne es in diesem Augenblick zu erwarten. Ein völlig angezogener
blonder Racheengel schritt mit zusammengepreßten Lippen entschlossen durch das
Zimmer und verpaßte mir mit dem Handrücken eine
Ohrfeige. Der dadurch verursachte explosionsartige Knall war lauter als eine
Granate und schmerzte sogar noch mehr, schien mir, während ich in einer Art
purpurner Betäubung sitzen blieb.
    »Sie dreckiger kleiner
Schlüssellochgucker«, sagte Penny mit belegter Stimme. »Einfach hier
hereinzuplatzen, während ich — während ich...« Der Mangel an Worten wurde durch
physische Aktivität wettgemacht, und sie schlug mir mit dem Handrücken auf die
bisher noch unbeschädigte Wange.
    »Es war nicht Larrys Schuld«,
sagte Boris irgendwo außerhalb meiner nun doppelseitigen purpurnen Betäubung.
»Es war eine Art Spaß und alles Mr. Carltons Idee .«
    »Ja?« Penny überlegte schnell
und legte in Null Komma nichts die kurze Strecke
zwischen ihr und Robert Carlton zurück. »Na gut«, knurrte sie, »Ihre witzigen
Einfälle sollen nicht ohne Anerkennung bleiben .« Ein
weiterer explosionsartiger Laut folgte, als ihr Handrücken mit seiner Wange
kollidierte. Bei ihm klang das erfreulich.
    »Hören Sie !« Carlton wich zurück, bis er gegen die Wand prallte. »Ich meine — nun —
beherrschen Sie sich, Miss Potter !«
    »Ich mich beherrschen ?« Pennys Gesicht verzog sich zu einer so grausamen
Grimasse, daß Carlton an der Wand niederkauerte. »Können Sie sich vielleicht
vorstellen, wie mir zumute war — wie ich dastand, bereit ins Bett zu gehen,
nichts am Leib — und da kommt Larry ins Zimmer geschossen und fällt mit einem
Krach aufs Bett, und dann kommt auch noch ihr alle...« Es war zuviel für ihre Gefühle, und sie bedurften offensichtlich
eines Ventils. Zum Glück war eins bei der Hand — die heile Seite von Carltons
Gesicht — , und der zweite explosionsartige Knall war
sogar noch lauter als der erste.
    »Bitte, Miss Potter«, sagte Imogen schnurrend wie eine Katze. »Beherrschen Sie sich!
Bei den Kleidern, die Sie tragen«, ihre Stimme war samtweich, »hätte ich eher
angenommen, Sie hätten Ihre Rolle als lebender Akt genossen .«
    »Oh — das meinen Sie, ja ?« Penny bleckte in einer Art atavistischen Lächelns die
Zähne. »Na, dann will ich Ihnen mal was sagen, Sie verblichene Schönheit von
anno

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