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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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achtzehnhundertneunzig! Wenn ich Ihre Figur hätte, dann würde ich...«
    »He!« Boris warf sich
verzweifelt zwischen die beiden Damen. »Ladys, bitte! Wollen wir uns nicht alle
einmal beruhigen? Schließlich ist der ganze alberne Streich jetzt zu Ende !«
    Die beiden standen da, starrten
einander ein paar Sekunden lang finster an und beruhigten sich dann allmählich.
    »So ist es besser«, sagte Boris
beglückt. »Ich nehme an, Mr. Carlton ist durch Miss Potters Argumente
beeindruckt, was den zweifelhaften Wert seines Streichs anbetrifft, und so
können wir alle wieder ins Bett gehen und...«
    »Was ist mit dem Gemälde
passiert ?« fragte Imogen plötzlich.
    »Durch es hindurch habe ich das
Zimmer hier betreten«, sagte ich verbittert. »Wie, zum Kuckuck, sollte ich
Ihrer Ansicht nach sonst aus diesem verdammten Geheimgang herauskommen ?«
    Ihre Augen weiteten sich
langsam. »Geheimgang? Hier gibt es keinen Geheimgang .«
    »Na, nun hören Sie mal !« äffte ich Carltons englischen Akzent nach. »Lassen wir
doch diesen Quatsch beiseite !«
    Sie starrte ein paar Sekunden
lang in das klaffende Loch, und ihre Augen wurden immer größer. »Nein«, sagte sie
mit verkrampfter Stimme. »Im Ernst — ich habe nie geahnt, daß es hier einen
geheimen Gang gibt .«
    »Na klar«, sagte ich müde. »Und
Sie wußten auch nicht einmal, daß Onkel Silas auf
mich gewartet hat, um mir diese ganze verdammte Suppe einzubrocken, und daß
draußen im Flur jemand war, der im richtigen Augenblick einen Pfiff von sich
gab, um mich zu ermutigen. Nein?«
    Robert Carlton richtete sich
auf und stieß sich von der Wand ab, während eine Hand nach wie vor sachte über
den häßlichen roten Fleck auf seiner Wange strich. »Hören Sie zu, alter
Freund«, sagte er schwerfällig, »ich gebe ja zu, daß der Spaß ein bißchen zu
weit gegangen ist, also seien Sie ein guter Junge und lassen Sie die Sache nun
auf sich beruhen. Ja? Genug ist genug«, er zuckte zusammen und blickte finster
zu Penny hinüber, »oder vielmehr beinahe zuviel ,
könnte man vielleicht sagen. Also lassen wir die ganze Angelegenheit fallen.
Ja?«
    »Mr. Baker?« Imogen starrte mich an, als ob plötzlich Hörner aus meiner
Stirn sproßten . »Sie haben Onkel Silas gesehen ?«
    »Klar !« Ich nickte. »Auf dem Treppenabsatz, von dem aus man nach drei Seiten gehen
kann.«
    »Wie sah er aus ?«
    »Wollen Sie behaupten, Sie
wüßten das nicht ?«
    »Bitte!« Sie machte eine
ungeduldige Handbewegung. »Sagen Sie mir, wie er ausgesehen hat .«
    »Ein kleiner dicker,
kahlköpfiger Bursche, der vergessen hatte, sein Gebiß in den Mund zu stecken«,
knurrte ich. »Und?«
    »Aber Onkel Silas ist ein großer dünner Mann«, sagte sie langsam. »Und er hat praktisch noch alle
seine Zähne .«
    »Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »Dann habe ich ihn eben durch einen Zerrspiegel gesehen. — Okay?«
    »Nigel muß die Sache ein
bißchen übertrieben haben«, warf Robert Carlton ein. »Ich meine, indem er
unseren guten alten Schreiberling hier so erschreckt hat, daß er in Pennys Zimmer
gestürzt kam und«, seine Stimme schwankte, »dieses Gemälde dort an der Wand
zerrissen hat — «
    »Zum letztenmal !« schrie ich. »Onkel Silas — die
kleine dicke, kahlköpfige und zahnlose Ausgabe — hat mich durch einen Trick in
diesen geheimen Gang hineingelotst; und der einzige Weg zurück in die Welt der
Lebenden war durch dieses verdammte Ölbild. Und was Ihr Dracula-Bruder
angestellt hat, weiß ich nicht — denn ich habe ihn gar nicht gesehen !«
    »Aber natürlich haben Sie ihn
gesehen, alter Junge!« sagte Carlton mit beruhigender Stimme, wobei er jedes
Wort langsam und deutlich aussprach, als erwarte er, daß die Männer in den
weißen Kitteln jeden Augenblick auftauchen und mich in eine Zwangsjacke stecken
würden. »Sie gingen in Ihr Zimmer, und dann sprang dieser Vampir aus dem
Kleiderschrank und...«
    »Sie haben den Rest Ihres
ohnehin winzigen Verstandes eingebüßt«, sagte ich kalt. »Ich werde doch wohl
noch wissen, wo ich gewesen bin — das ist für Zeit und Ewigkeit in mein
Gedächtnis eingraviert! Ich habe den alten Burschen — den, welchen ich für
Onkel Silas hielt — auf dem Treppenabsatz getroffen,
und er führte mich in den zweiten Stock hinauf und anschließend in ein Zimmer,
das aussah, als ob es seit Wikingers Zeiten nicht mehr benutzt worden sei. Dann
brummelte er etwas vor sich hin, er wolle mich vor >ihm< in Sicherheit
bringen, und öffnete einen Teil der Wand. Ich

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