Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Atmosphäre in
diesem Schloß ist gruselig — sogar vor meinem Fenster sausen irgendwelche Dinge
herum .«
    »Fledermäuse«, sagte ich. »Sie
hausen wahrscheinlich in der Turmruine .«
    »Da ist noch was, was mir nicht
gefällt — diese Turmruine — und die Geschichte von dem Fluch und dem
Originalbastard, der vom Turm herabgestürzt ist und...«
    Ein höfliches Klopfen an der
Tür veranlaßte Boris, einen halben Meter hoch in die Luft zu fahren. Die Tür
öffnete sich, und Robert Carlton erschien, einen besorgten Ausdruck auf dem
Gesicht.
    »So was.« Er schob sich weiter
ins Zimmer. »Ich störe hoffentlich nicht ?«
    »Wir sitzen bloß da und
erzählen uns Gespenstergeschichten«, sagte ich. »Also kommen Sie herein und
amüsieren Sie sich auch .«
    »Hm«, sagte er, während er
vollends eintrat. »Es dreht sich um Nigel .«
    »Möchte er vielleicht seinen
Streich noch einmal ausführen, um dahinterzukommen, warum er das erstemal nicht geklappt hat ?« fauchte ich.
    »Er ist nicht in seinem Zimmer .« Robert Carlton zögerte. »Offen gestanden mache ich mir
Sorgen. Sein Bett ist unberührt — es sieht so aus, als ob er gar nicht in sein
Zimmer zurückgekehrt sei .«
    »Vielleicht macht er einen
kurzen Rundflug um das Schloß«, sagte ich. »Probiert seine Flügel aus — ein
kleines Training in der Abendbrise. Wer weiß, auf welche unvermuteten
Halsschlagadern er dabei trifft ?«
    »Bitte!« Carltons Augen rollten
verzweifelt. »Ich mache mir Sorgen um Nigel. Ich meine, er war nicht, wie erwartet,
in Ihrem Kleiderschrank und...«
    »Warum suchen wir ihn nicht
einfach ?« sagte ich. »Vielleicht hat er sich
inzwischen wieder materialisiert und kann die Tür nicht mehr öffnen ?«
    Ich ging zur Kleiderkammer
hinüber, öffnete die Tür und trat hinein. Sie war unwahrscheinlich groß,
wahrscheinlich dafür eingebaut, um zwei Dutzend Ersatzgefolgsleute zu
beherbergen, oder dergleichen, aber in jedem Fall war sie leer.
    »Okay?« Ich blickte auf
Carlton.
    »Vermutlich.« Er spähte in die
leere Kammer, als erwartete er, sein Bruder käme jede Sekunde aus der
Holztäfelung hervorgesprungen. »Ich weiß, das klingt lächerlich .« Er räusperte sich vorsichtig. »Aber nach Ihrem Erlebnis
mit dem Geheimgang, Baker: Würden Sie es nicht für möglich halten... ?«
    »Na klar«, sagte ich angewidert.
»Boris hat recht, wir kennen unsere zweitklassigen Horrorfilme von anno
fünfunddreißig ausgezeichnet! Sie glauben vielleicht, die Hinterwand der
Kleiderkammer hängt in Angeln, wie? Und wenn man gegen die eine Seite preßt , schwingt die ganze verdammte Wand herum und Sie
befinden sich auf ihrer anderen Seite. Ja?« Ich legte die eine Handfläche gegen
die Wand, nahe einer der Ecken, grinste Carlton an. »So zum Beispiel !« sagte ich spöttisch — und drückte.
    Die ganze verdammte Wand
schwang nach innen! Ich fiel geradewegs in das klaffende schwarze Loch dahinter
und kam auf Händen und Knien auf schmerzliche Weise zum Stillstand. Einen
Augenblick lang begriff ich nicht, was passiert war, aber der deutliche Knall
der hinter mir zuschlagenden Wand klärte das Problem in Windeseile. Ich öffnete
den Mund, um Zetermordio zu schreien, aber bevor ich noch einen Laut
herausbringen konnte, ertönte ein unheilvolles Klicken irgendwo innerhalb der
Wand selbst. Irgendwie schaffte ich es, auf die Füße zu gelangen, und stieß mit
beiden Händen kräftig zu, da ich das instinktive Empfinden hatte, das Klicken
sei von irgendwelcher Bedeutung gewesen. Etwa fünf Minuten später konnte ich
die Bedeutung in ihrer ganzen Tragweite erkennen; der Mechanismus, der für die
drehbare Wand verantwortlich war, hatte sich verklemmt, und so befand ich mich
genau da, wo ich mich zuvor schon befunden hatte — eingeschlossen in dieser
verdammten Wand.

VIERTES KAPITEL
     
    M an hätte
sagen können, es habe keinen Sinn, wegen einer sich nicht drehenden Wand zu
kreischen, aber ich hätte mir im Augenblick trotzdem die Lunge aus dem Leib
geschrien, wenn ich sicher gewesen wäre, daß das nicht irgend
etwas vielleicht zu Nachforschungen veranlaßt hätte — wie zum Beispiel
einen gewissen Pfeiflaut oder gar noch Schlimmeres. Das heißt, wenn es noch
etwas Schlimmeres gab als diesen pfeifenden Laut, woran ich zweifelte. Ein
eingemauerter Veteran zu sein hatte insofern seine Vorteile, als ich bereits
wußte, was zu tun war: den Rücken gegen die Wand und die Arme nach beiden Seiten
ausgestreckt. Zwei Sekunden später wußte ich, daß ich mich in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher