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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
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— den mit den zwei Köpfen .«
    Imogen lachte leise. »Ich bin froh,
daß Sie Ihren Sinn für Humor nicht eingebüßt haben, Mr. Baker. Stört es Sie,
wenn ich Sie bitte, den Kopf abzuwenden, während ich mich anziehe ?«
    »Es stört mich«, sagte ich
wahrheitsgemäß. »Aber es bleibt mir wohl nichts anderes übrig .«
    Die nächsten paar Sekunden lang
lauschte ich einem Rascheln, das mir den Kopf schwirren ließ; und dann teilte
sie mir mit, ich könne nun wieder herschauen. Also sah ich her und stellte
fest, daß sie einen schwarzen Pullover, schwarze Hosen und flache Schuhe
angezogen hatte.
    »Haben Sie nicht etwas
vergessen ?« fragte ich kalt. »Wo ist Ihre Pistole mit
den Todesstrahlen ?«
    »Ich halte das nicht für sehr
komisch«, sagte sie scharf. »Wenn ich Ihren muffigen Keller suchen will, ist es
nur logisch, daß ich mich vernünftig anziehe. Kommen Sie, Mr. Baker, wir werden Farthingale ausfindig machen .«
    »Nennen Sie mich Larry«, sagte
ich trübselig. »Unser Zusammentreffen hier war doch recht intim, und die
Freundschaft wird ohnehin sehr kurz sein — sie wird, zehn Sekunden nachdem wir
diesen wandelnden Leichnam gefunden haben, den Sie so leichthin als Ihren
Butler bezeichnen, ein jähes Ende nehmen .«
    Sie öffnete die Tür, und ich
folgte ihr zögernd hinaus auf den Korridor. Oben an der geschwungenen Treppe,
die zur Hauptdiele hinabführte, blieb sie plötzlich stehen. »Wie spät ist es —
Larry ?«
    Ich warf einen Blick auf meine
Uhr. »Viertel nach zwölf. Ist das der Zeitpunkt, wo Sie Ihren Besen wieder
ergreifen und ich mich in einen Kürbis zurückverwandle ?«
    »Es ist viel zu spät, um nach Farthingale zu klingeln«, sagte sie zögernd. »Vielleicht
wäre es besser, in sein Zimmer zu gehen ?«
    »Wollen Sie an die Tür klopfen
und sagen: >Bitte, können wir unsere Leiche zurückhaben ?< «
schlug ich vor.
    »Eigentlich sind Sie an allem
schuld«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Also
könnten Sie wenigstens versuchen, mir behilflich zu sein .«
    »Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »Aber ich wünschte trotzdem, Sie hätten Ihre Todesstrahlenpistole
mitgebracht .«
    Wir waren etwa auf halber Höhe
der Treppe angelangt, als jemand mit dem Türklopfer draußen einen donnernden
Wirbel veranstaltete. Imogen befand sich unmittelbar
vor mir, und sie reagierte auf den Lärm mit einem plötzlichen Stillstand, so
daß ich gegen sie prallte. Dadurch geriet sie aus dem Gleichgewicht; und sie
stieß einen schrillen kleinen Schrei aus, während sie Anstalten traf, durch die
Luft zu fliegen. In dem blitzschnellen Baker-Reflex — schneller als ein
Gedanke! — warf ich beide Arme um sie und zog sie zu mir zurück. Ich erwartete
keinen Dank, aber als ich spürte, wie ihr Körper starr vor Wut wurde, war ich
über ihre Reaktion einen Augenblick lang verblüfft, bis mir klar wurde, daß ich
ihren Busen eisern umklammert hielt.
    »Ich dachte, Sie würden
fallen«, sagte ich und ließ sie abrupt los.
    »Verdammter Polyp !« murmelte sie mit unterdrückter Stimme.
    Sie ging zwei weitere Stufen hinab und erstarrte wieder. Diesmal vermied
ich, gegen sie zu stoßen, und spürte, wie meine eigenen Beine erstarrten, als
ich sah, wie der dünne leichenartige Butler ohne jede Eile der Haustür
zustrebte. Ein Augenblick unerträglicher Spannung entstand, als er die Tür
öffnete; und dann tauchten ein vertrauter Tweedanzug und eine karierte Weste auf.
    »Hugh!« Imogen rannte den Rest der Treppe hinab und eilte durch die Diele auf ihren Bruder zu.
    »Guten Abend, Sir«, sagte die
schicksalsträchtige Flüsterstimme.
    »’n Abend, Farthingale .«
Hugh Wykes -Jones kratzte sich nervös mit einem
Fingernagel an dem kleinen braunen Schnurrbart. »Hallo, Imogen !
Was, zum Kuckuck, geht hier vor ?«
    »Wieso — hier geht gar nichts
vor, Hugh, nicht das geringste .« Imogen warf einen nervösen Blick auf den Butler, lachte dann eine Spur hysterisch,
ergriff ihren Bruder am Arm und zog ihn durch die Diele. »Willst du nicht etwas
zu trinken? Larry Baker kennst du doch, nicht wahr ?« Sie winkte mit der Hand vage in meine Richtung. »Kommen Sie, trinken Sie noch
einen Schluck mit uns, Larry .« Sie lächelte dem Butler
starr zu. »Das ist alles, Farthingale , danke .«
    »Jawohl, Madam.« Er neigte den
Kopf. »Gute Nacht.«
    »Nacht, Farthingale .«
Auf Wykes -Jones’ Gesicht lag ein verwirrter Ausdruck,
während Imogen ihn unverdrossen auf das Wohnzimmer
zuzog. »Hör mal, Imogen , was, um alles auf
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