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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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andere —
Zufall? — Ich kam gar nicht zum Überlegen. Aber nun ist mir klar, daß Sie von
jenseits der Wand hergekommen sein müssen; und deshalb muß es dort einen
geheimen Zugang geben, von dessen Existenz ich keine Ahnung hatte. Und es ist
nur recht und billig, anzunehmen, daß, wenn dieser Teil Ihrer Geschichte stimmt,
auch alles übrige wahr ist .«
    Also erzählte ich ihr gegen
meine bessere Überzeugung, wie ich durch Zufall die sich drehende
Kleiderkammerwand in meinem eigenen Zimmer entdeckt hatte, und berichtete auch
von den darauffolgenden Ereignissen, bis ich zu der in ihr Zimmer führenden
drehbaren Wand gekommen war. Als ich schließlich geendet hatte, quollen ihr
fast die Augen aus dem Kopf; und ich konnte es ihr nicht verdenken. Wenn jemand mir diese Geschichte
erzählt hätte, so wären mir die Augen schon von Anfang an aus dem Kopf
gequollen und ich hätte schon lange, bevor der andere am Ende angelangt gewesen
wäre, nach einem großen Schmetterlingsnetz Ausschau gehalten.
    »Ich kann es nicht glauben«,
sagte sie mit leiser Stimme. »Nigel Carlton tot, sagen Sie? Seine Leiche lag
auf einer Holztruhe irgendwo in einem Keller unter dem Schloß, und Farthingale kam eine Treppe herab und schubste den Toten
einfach herunter, nur weil er in die Truhe hineinsehen wollte ?«
    »Es mag verrückt klingen«,
sagte ich. »Aber so war es .«
    Sie ging mit entschlossenem
Schritt auf die geheimnisvolle Wand zu und betrachtete sie verwundert, als
erwartete sie, dort jede Sekunde einen Film in Technicolor mit allem Drum und Dran auftauchen zu sehen.
    »Sie haben gegen die eine Seite
der Wand gestoßen, und das Ding hat sich gedreht ?« fragte sie.
    »Ich bin jetzt gar nicht mehr
so sicher«, brummte ich. »Vielleicht bin ich einfach durch die Wand
hindurchgegangen ?«
    Ich sah zu, wie sie die
Handflächen gegen die eine Seite der Wand legte und ein paar Sekunden lang fest dagegenpreßte . Nichts geschah. Sie versuchte es
erneut, drückte mit den Händen gegen die andere Seite der Wand, und nach wie
vor änderte sich nichts.
    »Die eine Wand, gegen die mich
der Bursche, der nicht Ihr Onkel Silas ist, gestoßen
hat, verklemmte sich, nachdem ich auf der anderen Seite angelangt war«, sagte
ich. »Vielleicht hat sich diese hier auch verklemmt ?«
    »Was für ein Jammer!« Sie hörte
auf zu drücken und lehnte sich dagegen. »Nun ja, wenn wir die Geheimgänge nicht
erforschen können, werden wir vermutlich versuchen müssen, den Keller zu finden .«
    »Sie können nach diesem Keller
suchen«, sagte ich. »Ich würde in diesem verrückten Schloß hier noch nicht
einmal nach einem Zündholz suchen! Ich bleibe hier, bis die Morgensonne durch
das Fenster fällt, und dann verschwinde ich mit einem Satz in Penny Potters
Wagen und halte nicht eher an, als bis ich in diesem Hotel in London angelangt
bin, in dem, wie ich weiß, alles für meine Sicherheit getan wird.«
    »Seien Sie nicht albern !« fuhr sie mich an. »Erstens einmal werde ich nicht
zulassen, daß Sie den Rest der Nacht in meinem Zimmer zubringen. Und wenn Ihre
Geschichte stimmt, so ist es Ihre Pflicht, herauszufinden, ob Nigel Carlton
lebt oder tot ist !«
    »Nach diesem Keller zu suchen
liegt außerhalb meiner Pflichten !« Ich schauderte bei
dem Gedanken. »Rufen Sie die Marineinfanterie, wenn Sie wollen, mir soll’s
recht sein. Rufen Sie Scotland Yard und die Beefeaters dazu. Nur lassen Sie mich aus dem Spiel !«
    »Sie geben also zu, ein
Feigling zu sein, Mr. Baker ?« sagte sie verächtlich.
    »Jederzeit«, bestätigte ich.
»Und im Augenblick ganz besonders.«
    »Ich weiß, was ich tue !« Ihr Gesicht hellte sich auf. »Wie dumm von mir, nicht
gleich auf den Gedanken gekommen zu sein. Ich werde Farthingale rufen und die Wahrheit aus ihm herausbekommen .«
    »Das ist wohl nicht Ihr Ernst !« sagte ich mit erstickter Stimme. »Keine zehn Pferde
bringen mich näher als fünfzehn Meter an diesen Kriecher heran; und überhaupt,
was glauben Sie, wird er Ihnen sagen ?« Ich senkte
meine Stimme zu dem schicksalsträchtigen Flüsterton, mit dem der Butler zu
sprechen pflegte. »Ja, Madam«, sagte ich und grinste sie teuflisch an, »es ist
alles wahr. Am Tag bin ich ein Mensch, in der Nacht ein Ungeheuer. Wenn Madam
meine Privatkollektion an Leichen zu betrachten wünscht, die ich in einer alten
Holztruhe aufbewahre, so würde ich Madam bitten, mir in meinen Privatkeller zu
folgen. Ich gebe Madam den guten Rat, unterwegs nach meinem Vetter Ausschau zu
halten

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