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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und nun meine Kleidungsstücke nach allen Seiten herauswarf.
    »He !« sagte ich. »Was tun Sie da eigentlich ?«
    »Ich werde nicht die ganze
Nacht über nackt hier im Schloß herumrennen«, sagte sie entschieden. »Der Weg
zurück in mein Zimmer ist lang, und ich leihe mir von Ihnen etwas anzuziehen
aus. Sie können alles am Morgen zurück haben .«
    Sie entschied sich schließlich
für ein seidenes Hemd, das ihren Busen enger umschloß als ein zu enger Büstenhalter und eben gerade bis zu ihren Schenkeln hinab
reichte. Jedesmal , wenn sie sich bewegte, war das
Resultat eine Aufwallung erotischer Phantasievorstellungen; und vergleichsweise
hatte sie splitterfasernackt völlig angezogen gewirkt. Sie machte ein paar
Schritte auf die Tür zu, drehte sich dann um und sah mich mißtrauisch an.
    »Was soll der Blick in Ihren
Augen ?«
    »Wollen Sie vielleicht
behaupten, Sie wissen das nicht ?« knurrte ich.
    »Na, jedenfalls können Sie
damit sofort aufhören«, sagte sie barsch. »Ich werde in mein Zimmer
zurückkehren — allein! — und Farthingale anweisen,
Sie sofort zu enthaupten, sofern er Sie innerhalb von fünfzehn Metern im
Umkreis meiner Tür antrifft!« Ihre Augen forschten eine Weile in meinem
Gesicht, und dann fügte sie mit fast sehnsüchtiger Stimme hinzu: »Ich glaube,
Sie sind wirklich verrückt, Larry. Nach nicht existierenden Leichen zu suchen,
während wir...« Ihr Mund klappte zu, und ihre Lippen wurden schmal vor
Entschlossenheit, und dann marschierte sie in den Korridor hinaus, die Tür
hinter sich zuschlagend.
    Ein plötzlicher entsetzlicher
Gedanke kam mir, und ich stürzte zum Fenster, um hinabzublicken. Der Mondschein
machte aus dem Schloßgraben einen Miniatursilbersee,
und seine Oberfläche war völlig glatt. Wenn drei Leute von dieser Höhe aus
hineingesprungen wären, dachte ich erleichtert, so hätte man irgend etwas sehen müssen. Sich zu
fragen, wie drei Leute und eine Leiche im Fearsome Grange verschwinden konnten, war
Zeitverschwendung. Bei all diesen verdammten Geheimgängen war es lediglich ein
Wunder, daß nicht alle Gäste unmittelbar nach dem Eintreffen in diesem
verrückten Schloß verschwunden waren. Es blieb mir also nichts anderes übrig,
als nach den anderen Ausschau zu halten; und das war
kein erfreulicher Gedanke.
    Der Korridor draußen war leer,
als ich nervös aus der Tür spähte. Ich holte tief Luft, hielt mir den Daumen
und ging dann in Penny Potters Zimmer, um dort festzustellen, daß es leer war.
Ein paar Sekunden später entdeckte ich, daß auf Boris’ Zimmer dasselbe zutraf.
Wo Robert Carltons Zimmer lag, wußte ich nicht, aber meiner Ansicht nach
spielte das auch keine Rolle, da ich überzeugt war, daß es ebenfalls leer war.
Also strebte ich den Korridor entlang, in derselben Richtung, die Imogen zuvor eingeschlagen hatte und die zurück zur Diele
führte. Wenn Imogen für den Rest der Nacht diesen
Totenschädel von einem Butler als Wache vor ihrer Zimmertür aufgestellt hatte,
sollte mir das nur recht sein, denn damit würde er mir wenigstens nicht in den
Weg laufen, während ich das übrige Schloß durchsuchte.
    Ich erreichte den Treppenabsatz
und blickte instinktiv die Treppe empor, in der halben Erwartung, den
angeblichen Onkel Silas dort wie einen vergessenen
Gnom stehen zu sehen, aber da war niemand. Einen Augenblick lang tat es mir
fast leid, denn jede Gesellschaft wäre mir lieber gewesen als gar keine. Dann
wurde mir bewußt, was für ein dummer Gedanke das war, als ich erneut den
Pfeifton hörte. Meine Beine weigerten sich zu reagieren, und so blieb ich
lediglich mit zuckenden Füßen stehen. Der Ton wurde immer lauter, und plötzlich
sah ich ein Paar unheildrohende gelbe Augen, die mich wie die Inkarnation des
Bösen von der Treppe herab anstarrten. Dann entartete das gespenstische Pfeifen
zu einer Art scheußlichem Schmatzen der Vorfreude.
    » Bastard !«
    Mein Kopf fuhr um neunzig Grad
herum, und ich sah den kleinen fetten Mann mit der Glatze unten an der abwärts
führenden Treppe stehen und mir verzweifelt zuwinken.
    »Hier herunter !« zischte er. »Schnell !«
    Er brauchte das nicht zweimal
zu sagen. Ich stampfte die Treppe hinab, und er hastete vor mir einen langen
gewundenen Gang entlang, bis wir eine schwere Eichentür erreichten. Hinter uns
erhob sich wieder der Pfeifton und kam rapide näher. Der alte Mann hob einen
eisernen Riegel, stieß die Tür auf, schob mich hindurch und schlug sie sofort
hinter uns zu. Ich blieb in völliger

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