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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sein !«
    »Sie bringt wahrscheinlich auch
niemand ohne Knebel zum Schweigen«, brummte ich. »Keine Sorge — Farthingale wird ohnehin jeden Augenblick hier eintreffen !«
    Ein dumpfer Schlag ertönte von
der anderen Seite der Wand, und ich wartete darauf, daß sie wieder herumschwingen
würde, wobei ich die Absicht hegte, Imogen geradewegs
in Farthingales Arme zu werfen, wenn er ankam, und
dann in der allgemeinen Verwirrung durch das Schlafzimmer hindurch die Flucht
zu ergreifen. Ich hielt also Imogen fest an den
Armen, für den richtigen Augenblick bereit. Aber die Wand drehte sich nicht;
ein weiterer dumpfer Schlag ertönte, und nach wie vor ereignete sich nichts.
Noch etwa sieben, acht Schläge folgten, und dann entstand eine ausgedehnte
Stille. Ich nahm an, daß Farthingale aufgegeben
hatte, zumindest für eine Weile.
    »Larry !« sagte Imogen mit hysterischer Stimme. »Bringen Sie
mich hier raus !«
    »Dem steht nur eine kleine
Schwierigkeit entgegen«, sagte ich. »Der Mechanismus klemmt .«

SIEBENTES KAPITEL
     
    L arry !« sagte sie mit schriller werdender Stimme, »wo sind Sie?«
    Wir waren etwa auf halbem Weg
zurück zu meiner Kleiderkammer, und der Gang war wieder weit genug, so daß wir
auf allen vieren kriechen konnten. Imogen befand sich
unmittelbar hinter mir, und ich war unmittelbar vor ihr, so daß dies eine
idiotische Frage war, die ich zu ignorieren beschloß.
    »Larry!«
    Ich brach in hektisches
Gekicher aus. »Nicht !« flehte ich. »Es macht mich
nervös !«
    »Entschuldigung — !« Ihre
Stimme zitterte vorübergehend vor Lachen. »Aber als Sie nicht antworteten,
bekam ich Angst und griff einfach nach vorn, um sicher zu sein, daß Sie noch da
sind .«
    Die Decke hob sich, so daß wir
wieder aufstehen konnten, und dann ertasteten wir uns unseren Weg die Treppe
empor; und ich begann, die Schritte zu zählen, bis wir die Drehwand erreichten, die in die Kleiderkammer führte.
    »Nun«, sagte ich vergnügt,
»werden Sie selber Nigels Leiche sehen — und hören, wie Penny, Boris und Robert
Carlton das, was ich erzählt habe, bestätigen werden .«
    »Sie meinen«, ihre Stimme
bebte, »daß alle drei in Ihrem Zimmer auf Sie warten ?«
    »Nun, Boris vielleicht nicht«,
gab ich zu. »Möglicherweise spielt er mit dem pfeifenden Schreckgespenst im
Schloß hier Fangen. Aber die beiden anderen werden ganz gewiß hier sein .«
    »Ich werde nicht hinausgehen !« Ihre Stimme schnellte vor Entsetzen um eine Oktave in die
Höhe. »So kann ich gar nicht hinausgehen! Pudelfasernackt und mit Haaren, als
ob ich mich die letzten drei Monate im Bett herumgetrieben hätte!«
    »Okay«, sagte ich gleichgültig.
»Ich gehe jedenfalls hinaus, und Sie können hier allein im Dunklen
zurückbleiben .«
    Als sich die Wand zu drehen
begann, verpaßte mir Imogen einen heftigen Stoß von hinten, und im nächsten Augenblick fiel ich der Länge
nach in die Kleiderkammer, sie über mir. Ich erhob mich mühsam und starrte sie
an. »Was soll das heißen, zum Teufel ?«
    »Sie brutaler Kerl !« sagte sie leidenschaftlich. »Sadist! Sie wollten mich
glatt hier allein zurücklassen !«
    Es war gänzlich meine eigene
Schuld; mit einer Frau logisch reden zu wollen ist ebenso einfältig, wie zu
versuchen, in New York an einem Regentag ein Taxi zu bekommen.
    »Schon gut!« Ich stieß die Tür
der Kleiderkammer auf und trat ins Zimmer. »Hier ist der Beweis für alles, was
Sie nicht...« Meine Stimme versiegte, während ich mich ungläubig in dem leeren
Zimmer umblickte.
    Da lag keine Leiche auf dem
Boden unmittelbar vor der Kleiderkammer, keine Penny Potter saß
zusammengekauert im Lehnsessel, kein Robert Carlton stand mit benommenem
Gesichtsausdruck da und ebensowenig ein traurig
aussehender Russe mit einem auf den Fenstersims gestellten Fuß. Ich schloß für
ein paar Sekunden die Augen, öffnete sie dann wieder und bereute es sofort. Der
Blick auf Imogens Gesicht reichte aus, um diesen
entsetzlichen pfeifenden Ton vergleichsweise als angenehme Gesellschaft zu
empfinden.
    »Beweise?« Ihre Brauen
verschwanden fast in ihren Haaren. »Nun erzählen Sie mir bloß noch, die Leiche
und die drei lebenden Leute seien in eine Flasche unsichtbar machender Tinte
gefallen — los !«
    Die halbleere Flasche Scotch stand
jedenfalls noch da. Ich goß mir ein winziges bißchen ein und trank es hinunter.
Besser fühlte ich mich danach nicht, nur wärmer. Dann sah ich, daß Imogen meinen Koffer herausgezogen und ihn auf meinem Bett
geöffnet hatte

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