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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Finsternis stehen, bis ich das Kratzen
eines Streichholzes, das angezündet wurde, hörte.
    »Jetzt ist alles gut !« keuchte er. »Du bist sicher — im Augenblick wenigstens .«
    Ich sah zu, wie er das
Streichholz an eine Kerze hielt, und dann konnte ich in dem flackernden Licht
erkennen, daß wir uns in einem weiteren dieser Geheimgänge befanden, aber
dieser hier wirkte sogar noch schlimmer als die anderen. Er war enger, so daß
nur gerade ein Mensch hindurchgehen konnte, und führte steil abwärts. Wasser
tröpfelte ständig von den Wänden und von der niedrigen Decke auf uns, und der
Geruch war unbeschreiblich — als ob der Abfall von achtzig Jahren hier aufgestapelt
worden wäre.
    »Danke, daß Sie mich gerettet
haben — wovor auch immer«, sagte ich.
    »Es ist meine Aufgabe«, sagte
er. »Aber du darfst jetzt nicht ins Schloß zurückkehren, es ist zu gefährlich .«
    »Das ist mir nur recht«, sagte
ich. »Ich werde gleich an den Strand hinunterrennen und anfangen, nach New York
zu schwimmen .«
    »Dein Schicksal wartet dort auf
dich, Bastard .« Er wies den Geheimgang entlang. »Er
führt dich unter dem Schloßgraben hindurch, und du
kommst zu Füßen des Wachtturms heraus .«
    »Aber Sie kommen doch mit ?« fragte ich besorgt.
    »Nein, ich muß zurückkehren .«
    »Aber was ist mit diesem
Pfeifding ?«
    »Mir wird kein Leid geschehen .« Er lächelte mir zahnlos zu. »>Er< folgt lediglich
der Schweißspur des Bastards. Zuerst wollten sie dich nur erschrecken, aber
nun, glaube ich, wollen sie, daß >er< dich tötet. Deshalb kannst du nicht
ins Schloß zurückkehren .«
    Ich starrte ihn in dem trüben
Kerzenlicht an; es gab Augenblicke, in denen sein Gesicht fast so ausdruckslos
wie das eines Idioten war, und Zeiten, da es scharf von seniler Verschlagenheit
wirkte. Aber die ausgeblichenen blauen Augen waren wachsam und hatten etwas
Entschlossenes.
    »Sind Sie der wirkliche Onkel Silas ?« fragte ich ihn
schließlich.
    »Der Erstgeborene.« Er kicherte
plötzlich. »Mein Vater war ein Jones, kein Wykes ,
deshalb hat mich der Fluch nicht berührt .«
    » Imogen hat mir erzählt, Silas sei ein großer dünner Bursche,
der noch fast alle seine Haare und Zähne habe .«
    »Sie hat gelogen .«
    »Warum?«
    Er schob die Daumenspitze in
den Mund und sog ein paar Sekunden lang daran. »Sie lügen immer über mich — bei
Außenstehenden. Sie schämen sich ihres Onkels Silas .
Nach dem Krieg in Frankreich schickten sie mich fort. Sie sperrten mich in
dieses scheußliche Haus mit Gittern vor den Fenstern, wo alles weiß und sauber
und still war .« In seine Stimme kam ein träumerischer
Unterton. »So still — man hätte die ganze Nacht schreien können, und niemand
hätte einen gehört. Die Wände waren zu weich, als daß man hätte den Kopf dagegenschlagen können — und die Männer in den weißen
Kitteln hörten nie darauf, wenn man ihnen die Wahrheit sagte. Ich war lange
Zeit dort — dreißig Jahre, haben sie gesagt, aber eines Tages ließen sie mich
gehen, und ich kam nach Fearsome Grange zurück. Alles war fort, alle, die ich gekannt hatte, waren
tot. Die Neuen wollten mich nicht zurück haben, aber nach einiger Zeit fanden
sie heraus, daß ich meine Vorteile hatte, wenn irgend etwas — Seltsames — passierte und sie eine einfache Erklärung dafür brauchten .« Er nickte heftig mit dem Kopf. »O ja! Der arme verrückte
Onkel Silas ist wirklich sehr nützlich !«
    »Was meinen Sie damit ?« sagte ich mit schwankender Stimme. »Etwas Seltsames ?«
    »Es hat gewisse Vorfälle
gegeben«, sagte er ausweichend. »Wenn jemand allzuviel Interesse an dem Schloß zeigte, haben sich häßliche Dinge ereignet. Dann waren alle sehr betrübt und sagten, es müsse der arme,
alte verrückte Onkel Silas gewesen sein, der die
Falle in der Hecke gesetzt habe oder die Eisenspitze vom Dach fallen ließ. Oder
der...«
    »Wer, zum Kuckuck, sind denn
>sie< ?«
    »Die, die im Schloß wohnen.« Er
schob erneut den Daumen in den Mund und sog gelassen daran.
    »Was soll der Quatsch mit
meinem >Schicksal, das im Wachtturm auf mich wartet< ?«
    »Alaric, der erste Bastard, hat
ihn zu einem besonderen Zweck gebaut«, sagte er.
    »Für den Fall, daß die Freunde
des Schwarzen Ritters kämen und nach ihm suchten«, sagte ich. »Von diesem
Unsinn habe ich gehört .«
    Der Alte kicherte. »Das
behauptet die Sage, aber vielleicht ist er auch aus einem anderen Grund gebaut
worden ?« Er hob den Arm und legte seine dicke kleine
Hand auf meine

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