Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
selbst zu loben. Damit hatte er recht. Er war groß, zu groß, und lang wie ein Rammbock. Er würde sie in zwei Teile reißen.
Ihre Hoffnung schwand. Tränen verschleierten den Blick aus ihrem guten Auge, und sie schluchzte, das Geräusch so gebrochen wie ihr Kiefer. Jede Sekunde war es so weit, und dann …
Ein tiefes, bedrohliches Fauchen hallte durch den Raum. Näher, so nah.
Weder die Wachen noch der König wendeten sich von ihr ab, um zu sehen, wer diese empörte Warnung ausgestoßen hatte. Aber auf einmal wusste Jane es, sie spürte es. Nicolai war wirklich hier.
„Ihr seid so was von tot“, sagte sie flach. Wieder machten ihre Verletzungen ihre Worte unverständlich, aber es war ihr egal. Sie auszusprechen verschaffte ihr ein geringes Maß an Befriedigung.
„Nicht tot.“ Immer noch grinsend ging der König in die Knie. Die Wachen beugten sich vor, und ihre Hände glitten Janes Arme und Beine hinauf. Und dann, als der König seinen Schwanz auf sie richtete, schlug irgendetwas schneller zu, als ihr Auge es sehen konnte. Blut spritzte in alle Richtungen. Der König schrie auf vor Schreck und Schmerz.
Der Gegenstand – ein richtiger Dolch, den Nicolai einem der Riesen gestohlen haben musste – richtete sich gegen die Wachen und traf zwei auf einmal. Mehr Blut, mehr Gebrüll. Die Männer ließen von ihr ab, und endlich war sie frei. Sie lag einfach da, atmete schwer und zitterte. Dann schoben sich sanfte Arme unter sie und hoben sie hoch. Sie wurde zu der Pritsche getragen und abgelegt. Fingerspitzen fuhren behutsam über ihre geschwollene Wange. Nicolais Gesicht wurde erkennbar. Er war blutbespritzt, jeder Teil von ihm dunkelrot getränkt.
Flammen loderten in seinen Augen. „Vergewaltigt?“
Sie schüttelte kaum merklich den Kopf.
Die Flammen verloschen und machten Raum für etwas viel Schrecklicheres: kalte, gnadenlose Wut. Dann war er verschwunden.
Er griff zuerst die Wachen an, die ihre Füße festgehalten hatten, riss ihnen die Luftröhre mit den Zähnen heraus und spuckte sie auf den Boden. Aber das war ihm nicht genug, und er trennte ihnen noch mit dem Dolch die Köpfe vom Leib. Ein Berg aus Leichen versperrte den Eingang und schloss den König mit ihm im Raum ein.
Die zwei Männer umkreisten einander.
„Leide“, sagte Nicolai, und durch die langen scharfen Fangzähne klang das Wort undeutlich.
„Ja. Leide du.“
„Sie ist mein. Mein! Du wirst sterben, weil du angefasst hast, was mein ist.“
Der König blinzelte und legte den Kopf zur Seite. „Kenne dich. Vampir … Prinz?“ Er keuchte auf, als ihm die Wahrheit klar wurde. „Ja. Prinz. Dunkler Prinz. Majestät, verzeiht. Tot, dachte ich. Wir alle.“
Nicolai, der Sklave, war ein Prinz?
Der König fiel auf ein Knie, um seine Ergebenheit zu beweisen. „Bitte Gnade. So viel Reue. Majestät. Wollte nichts Böses. Nehmt Frau. Sie ist Euer.“
Nichts, was Jane getan hatte, hatte den König erniedrigt. Nichts hatte ihm Angst gemacht. Jetzt, bei dem Gedanken, gegen seinen Prinzen zu kämpfen, war er auf den Knien und flehte um Gnade.
„Du stirbst“, sagte Nicolai einfach. Der König hatte keine Chance. Ihr Mann riss ihm sämtliche Gliedmaßen aus, eine nach der anderen. Und auch wenn der König brüllte und brüllte und brüllte, er wehrte sich kein einziges Mal. Als wüsste er, dass ihn dann nur ein noch schrecklicheres Schicksal ereilen würde.
Als Nächstes waren seine Augen dran. Dann sein Schwanz. Danach wurden seine Schreie zu einem Flehen um Gnade. Doch Nicolai zeigte keine Gnade. Schon hatte er die Zunge des Königs herausgerissen. Kein Flehen mehr, kein Schreien. Nur noch Wimmern.
„Nicolai“, presste Jane endlich hervor, ihre Stimme so schwach, dass sie selbst kaum hörte, was sie sagte. Müdigkeit bemächtigte sich ihrer, und sie wusste, sie konnte nicht mehr lange wach bleiben.
Nicolai sah sich zu ihr um, mühsam nach Luft ringend. Das Bedürfnis, Schmerz zu bereiten, umgab ihn wie eine zweite Haut, für alle sichtbar. Noch nie hatte sie einen primitiveren Mann gesehen, wild und unkontrollierbar, ein Krieger mitten in der Schlacht. Ein Anblick, den die meisten Menschen nur aus ihren Albträumen kannten.
„Brauche dich“, sagte sie.
„Ja.“ Er wirbelte wieder zu dem sterbenden König herum. Mit einer schnellen Handbewegung trennte er den Kopf des Mannes ab, wie er es bei den anderen getan hatte. Dann beugte er sich über Jane und streichelte sie zärtlich. „Es tut mir leid, mein Liebes. So
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