Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
leid.“
„Komme … zurecht. Schon … Schlimmeres erlebt. Brauche dich … einfach.“
Die Worte hatten ihn trösten sollen. Es funktionierte nicht. Vollkommene Verzweiflung legte sich auf seine Miene. Er wischte sich den Arm an einem Stück Stoff ab, biss sich ins Handgelenk und hielt ihr die blutende Wunde an den Mund. „Trink.“
Während Nicolai Worte sang, die sie nicht verstand, strömte eine warme Flüssigkeit ihre Kehle hinunter. Zuerst erlebte sie ein köstliches Kribbeln, das in ihrem Magen begann und sich durch ihre Adern fortsetzte bis zu ihrem Kiefer, ihren Armen, ihren Beinen. Das Kribbeln verstärkte sich, bis sie sich fühlte, als würden geschmolzene Dolche auf sie einstechen.
Was zur Hölle machte sein Blut mit ihr?
„Nicolai“, rief sie. „Das tut weh.“
„Du heilst, mein Liebes. Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Es sind gute Schmerzen.“
Noch während er sprach, richtete sich ihr Kiefer. Sie schrie auf, und das schrille Geräusch hallte an den Höhlenwänden wider. Die Lider ihres geschwollenen Auges rissen auseinander, und sie stöhnte. Zunächst sah sie alles verschwommen, als hätte man ihr Vaseline auf die Hornhaut geschmiert, aber als die Dolche und die Hitze sich ihren Weg durch sie bahnten, war es, als wären Scheibenwischer am Werk, und sie konnte wieder sehen. Klar und deutlich.
Als der Heilungsprozess abgeschlossen war, lag sie einfach da, atmete noch schwer, schwitzte und zitterte, aber sie war wie neugeboren. Sie streckte ihren Kiefer, und obwohl sie noch einen dumpfen Schmerz verspürte, konnte sie ihn uneingeschränkt bewegen.
„Danke“, sagte sie, und Tränen der Erleichterung stiegen ihr in die Augen.
Nicolai streckte sich neben ihr aus und nahm sie in seine Arme. Er hielt sie eine lange Zeit einfach fest, ehe die Barriere in ihr aufbrach und sie gegen seine Brust schluchzte und ihn fest an sich zog. Trotz ihres ganzen Wissens war sie hilflos gewesen.
„Ich habe sie umgebracht, Liebes. Ich habe sie alle umgebracht. Sie werden dir nie wieder etwas tun. Das schwöre ich dir.“
Die Bosheit des Königs machte sie sprachlos. Die vollkommene Missachtung ihres Willens, die Gewaltbereitschaft … Oh, sie hatte gewusst, dass es Leute gab, die zu so bösen Taten fähig waren, aber sie hatte es noch nie zuvor am eigenen Leib erfahren. Es war Angst einflößend, und es brach ihr das Herz.
„So ist es gut. Lass alles raus. Ich bin bei dir“, sagte Nicolai tröstend.
„Ich hatte solche Angst.“
„Nie wieder. Nie wieder“ , schwor er ihr. „Außer … hattest du Angst vor mir?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Gut, das ist gut. Ich würde dir nie wehtun. Selbst wenn ich in einer meiner Launen gefangen bin, könnte ich dir nie wehtun.“
Bald schon versiegten ihre Tränen. Die Verletzungen und die Schmerzen der Heilung hatten sie geschwächt, und sie ließ sich mit einem Seufzen und einem Schaudern gegen ihn fallen. „Was hast du gesungen, als du mir dein Blut gegeben hast?“
„Meine Vampirmagie. Ich habe einen Heilzauber auf dich gelegt, um die Macht meines Blutes zu unterstützen.“
Sie schniefte, ihre Nase war geschwollen. „Besser als Morphium.“
„Morphium?“
„Ein Schmerzstiller aus meiner Welt.“
„Ein Stiller der Schmerzen. Hast du ihn geliebt?“ Er knurrte fast.
Die plötzliche Belustigung gab ihr Kraft. „Nein. Ehrlich gesagt war es schwer, ihn wieder loszuwerden. Er, äh, hat mich verfolgt, so was in der Art. Ich musste so tun, als gäbe es ihn nicht.“
Nicolai küsste sie auf die Schläfe und entspannte sich neben ihr. „Soll ich ihn jagen und für dich zerstören, Liebste? Es wäre mir ein Vergnügen, glaube mir.“
„Du hast schon genug Feinde. Außerdem bin ich ihn schon vor einer Weile losgeworden.“
Er küsste sie nochmals. „Weil du stark bist.“
Ein schönes Kompliment, aber sie hatte es nicht verdient, und sie konnte auch nicht so tun. „Heute war ich nicht stark genug, mich selbst zu retten.“ Die Tränen kehrten zurück. Sie wischte sie mit zitternder Hand beiseite. „Ich habe eine Weile lang Unterricht in Selbstverteidigung genommen, aber das hat nicht geholfen. Nicht wirklich. Er hätte … Er wollte …“
„Nie wieder“, wiederholte Nicolai und zog sie fester an sich. „Ich werde dich weiter ausbilden. Wenn ich damit fertig bin, kann nicht einmal ich dich mehr besiegen.“
„Wirklich?“
„Oh ja. Deine Sicherheit liegt mir am Herzen. Bei dieser Mission werde ich nicht versagen.“
Vielleicht
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