Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
In ihren Gedanken sah sie, wie er sein Hemd auszog und dabei langsam den Stoff über den Kopf zog. Seine Haut, seine wunderbar gebräunte Haut, glänzte köstlich. Seine Brustwarzen, klein und braun, wollten einfach geleckt werden. Sie betrachtete diese herrliche Spur aus Haaren, die von seinem Nabel hinab an die Stelle führte, die sie einst mit ihrem Mund verwöhnt hatte.
Sie spürte, wie sie zwischen den Beinen wieder feucht wurde. Aber immer noch kein Schweben, kein Ortswechsel.
Verdammt. So wenig Erfolg hatte sie das letzte Mal mit acht Jahren gehabt, als sie gelesen hatte, wie man synthetische Diamanten in der Mikrowelle herstellte. Die Diamanten wollte sie ihrer Mutter zum Geburtstag schenken. Die Kohle und die Erdnussbutter, die man dafür brauchte, hatten die lange Kochzeit überlebt. Die Schüssel, in die sie beides gegeben hatte, nicht. Genauso wenig wie die Mikrowelle.
Sie musste kurz auflachen, als sie sich an die Reaktion ihrer Mutter erinnerte. Sie standen in der Küche, und ihre Mutter hatte Jane durch den dichten schwarzen Rauch angesehen, in der Hand das Buch mit der Anleitung. Ihr ungläubiger Gesichtsausdruck war mehr als komisch gewesen.
„Diamanten?“, fragte ihre Mutter.
„Ich habe jeden Schritt genau befolgt und keinen ausgelassen.“
Ihre Mutter hustete, als sie das Buch an sich nahm. Einige Minuten vergingen, ehe sie wieder zu der schwarzen Masse in der Mikrowelle sah. „Du hast jeden Schritt befolgt, sagst du?“
„Ja!“
„Und du hast eine feuerfeste Schüssel benutzt?“
Jane blinzelte. „F… feuerfest?“
Ein Schwindelanfall ließ das Bild verschwimmen, verblassen, und das Herz hämmerte vor Aufregung wild in ihrer Brust. Es war so weit. Sie kehrte zurück …
Der Schwindel legte sich, sie öffnete die Augen und setzte sich auf. Einen Augenblick lang war sie in der unbekannten Umgebung orientierungslos. Sie hockte auf einem Linoleumboden mitten in einer Küche. Es gab dort einen Herd aus rostfreiem Stahl, eine Spüle, abgegriffene Schränke. Das kam ihr alles bekannt vor – sie hatte das alles gerade in ihrer Vorstellung gesehen –, aber die Farben waren falsch.
Damals waren die Wände gelb gewesen. Jetzt hatte man sie blau gestrichen. Früher war der Kühlschrank silbern. Jetzt war er schwarz. Sie wusste es trotzdem. Das hier war die Küche in ihrem Elternhaus. Hier war sie aufgewachsen. Ihre Mutter hatte vor genau dieser Spüle gestanden und gehustet, als der Rauch aus der Mikrowelle gewabert war. Ein schriller Schrei gellte plötzlich durch das Haus, gefolgt von einem aufgeregten Wortschwall. „Einbrecher! Dieb! Mörder! Was zur Hölle tun Sie hier?“, kreischte eine Frau hinter ihr. „Wer sind Sie? Raus hier! Sofort raus! Billy, ruf die Polizei!“
Jane wirbelte herum und hielt instinktiv die Hände hoch, um zu zeigen, dass sie harmlos war. „Ich tue Ihnen nichts.“
Panik spiegelte sich in den Gesichtszügen der Frau. Sie griff sich ein Messer von der Anrichte und fuchtelte damit in Janes Richtung. „Das sagt ihr Psychos alle.“
Jane wich zurück.
„Billy!“
„Was?“, knurrte eine verschlafene männliche Stimme hinter einer Ecke.
Oh Mist. Verstärkung. Sie versuchte sich an den Grundriss des Hauses zu erinnern und floh in Richtung der Eingangstür. Sie rannte hinaus ins Licht der Morgensonne, und der Saum ihres Kleides schlug ihr dabei um die Knöchel. Tatsächlich, sie war in ihrer alten Nachbarschaft. Es hatte sich nicht viel verändert. Die Häuser waren klein und alt und standen zu dicht beieinander.
Aus Angst, die Frau und Billy würden ihr nachjagen – und sich unterwegs ein Gewehr schnappen –, sprintete sie etwa eine halbe Meile den Kiesweg entlang, bog dann scharf ab und duckte sich hinter Mrs Ruckers riesige Eiche. Dort hatte sie sich oft versteckt, als sie noch ein Kind war.
Sie setzte sich schwer atmend und schwitzend hin. Verdammt. Ihre Füße pochten vor Schmerz. Die kleinen Kiesel hatten ihr die Haut aufgerissen.
Na toll. Genau das hatte sie jetzt gebraucht. Was zum Teufel war gerade passiert?
Sie zog verschiedene Möglichkeiten in Betracht, dachte darüber nach, wie wahrscheinlich sie waren, und verwarf dann alle bis auf eine: sein Blut. Sie hatte Nicolais Blut getrunken, er hatte es ihr eingeflößt, um sie zu heilen. Seine Fähigkeiten mussten dabei auf sie übergegangen sein. So wie er konnte auch sie sich von einem Ort zum anderen bewegen, einfach hier verschwinden und dort wieder auftauchen. Im Grunde
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