Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
überzeugen, den „Sklaven“ in Ruhe zu lassen. Aber würde ihr das gelingen? Seit sie selbst eine Kostprobe von diesem Mann bekommen hatte, wusste sie, wie unmöglich es war, ihn zu vergessen.
Laila brauchte ihn wahrscheinlich wie die Luft zum Atmen. Allein der Gedanke ließ rasende Eifersucht in Jane aufsteigen. Sie ignorierte es; das würde ihr jetzt auch nicht helfen. Einige Gründe sprachen dagegen, sich selbst zu stellen. Erstens, Laila konnte zaubern, Jane nicht. Zweitens, Janes wahre Identität wurde vielleicht entdeckt. Und wenn die Königin schon die eigene Tochter auspeitschen ließ, was machte sie dann mit einem Feind, der sich als ihre Tochter ausgegeben hatte? Drittens, was, wenn Nicolai ihr nach Delfina folgte? Er würde vielleicht wieder gefangen genommen und seine Erinnerungen wieder gelöscht werden. Sein Körper missbraucht.
Sein Körper gehörte Jane. Niemandem sonst.
Sie drehte sich auf die Seite, presste das Kissen auf ihren Bauch und erinnerte sich plötzlich an den Tag, an dem sie Nicolais Buch erhalten hatte. Sie hatte einige Abschnitte gelesen und noch Stunden später an ihn gedacht. Sie war im Grunde besessen von ihm. Nachdem sie weitergelesen hatte, hatte sie sogar von einer Liebesnacht mit ihm fantasiert. Dann war sie auf einmal bei ihm gewesen.
Vielleicht konnte sie ihn wieder erreichen.
Sie schloss die Augen und stellte ihn sich in ihrer Hütte vor, wie er herumschlenderte, Dinge reparierte und sie dann ins Bett lockte. Dort würde er sie sinnlich berühren und ausziehen. Sie küssen, sie kosten. Sie verschlingen. Sie bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Sie konnte fast seinen warmen Atem spüren, seine glatte Haut.
„Nicolai“, hauchte sie.
Jane.
Seine Stimme, so tief, so vertraut. Für einen Augenblick wurde ihr schwindelig, und sie hatte das Gefühl, zu schweben. Dann war wieder die Matratze unter ihr, nur … kalt. Kalt? In weniger als einer Sekunde war die Matratze, die sie mit ihrem Körper angewärmt hatte, so sehr abgekühlt? Unmöglich. Es sei denn … Hoffnung keimte in ihr auf, und sie öffnete die Augen.
Die Hoffnung erstarb. Sie hatte sich nicht zu Nicolai gebracht. Sie war in ihrer Hütte. Im eigenen Bett.
Jane setzte sich mit einem Ruck auf und rang verzweifelt nach Atem. Ihr schnürte sich die Kehle zu. Nein. Sie konnte nicht hier sein. Nein, nein, nein. Sie stand auf und fiel fast hin, so sehr zitterten ihr die Knie. Sie eilte umher, stolperte ein paarmal, nahm einige Gegenstände in die Hand, um zu sehen, ob alles echt war oder ob sie es sich nur einbildete.
Bitte mach, dass ich mir das alles nur einbilde.
Die Gegenstände waren fest und so staubig, als wären sie seit Wochen nicht sauber gemacht worden. Aber echt. Sie schluckte ein Schluchzen herunter.
Nein! Tränen verschleierten ihr die Sicht. Sie wischte mit einem Arm über die Kommode und warf alles auf den Boden. Eine Vase zerbrach. Eine Haarbürste schepperte. Wie zur Hölle war sie hergekommen? Sie hatte zu Nicolai gewollt. Sie musste wieder bei ihm sein, musste zurückkehren. Sie würde zurückkehren.
Sie musste nur noch herausfinden, wie.
15. KAPITEL
E ine halbe Stunde lang tobte Jane vor Wut. Danach hatte sie eine Stunde lang einen Panikanfall. Dann tat sie, was sie am besten konnte, und dachte nach. Es gab eine logische Erklärung für das, was geschehen war. Die gab es immer. Also putzte sie sich die Zähne, duschte und zog das Kleid wieder an. Auf keinen Fall würde sie Jeans und T-Shirt tragen. Sie gehörte nicht mehr hierher, und sie würde sich auch nicht so anziehen.
Sie gehörte in die andere Welt. Zu Nicolai.
Sie streckte sich auf ihrem Bett aus und wickelte sich in die Decke. Okay. Sie konnte das hinkriegen. Was hatte sie getan, ehe sie hergekommen war? Sie hatte im Bett gelegen, genau wie jetzt, und an Nicolai gedacht. Sich sogar vorgestellt, wie sie einander liebten. Gut, das war gut. Das würde sie einfach noch einmal tun.
Mit einem kurzen Kopfschütteln machte sie ihren Kopf frei, atmete tief ein, atmete wieder aus … ganz langsam … und zwang ihre Muskeln, sich zu entspannen. Ein Bild von Nicolai entstand vor ihrem geistigen Auge. Die dunklen Haare standen ihm unordentlich vom Kopf ab, in den silbernen Augen loderte die Lust. Lust auf sie. Er atmete flach durch leicht geöffnete Lippen, weil sein Verlangen ihm fast den Atem nahm. Seine Fangzähne lugten hervor.
Ihr Bauch kribbelte, aber sonst geschah nichts. Kein Schwindelgefühl, keinerlei Bewegung. Mach weiter.
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